Der Kater läßt das Mausen nicht
Telefonbuch, das zufällig in der Nähe lag. Es gibt einen besonderen
Trick, mit dem es ganz leicht aussieht, wenn jemand ein dickes Telefonbuch in
zwei Teile reißt. Svenson hatte keinerlei Trick nötig, er riß einfach nur. Dann
riß er die Hälften in Viertel und die Viertel in Achtel. Das so entstandene
Konfetti warf er in Richtung Papierkorb und brüllte: »Hinsetzen!«
Shandy setzte sich.
»Haben Sie sich schon was ausgedacht?«
»Es sind bereits wichtige Schritte
unternommen worden«, log Shandy.
»Vorwärts oder rückwärts?«
»Das kann man noch nicht so genau
sagen«, gestand Shandy kleinlaut. »Hat Mrs. Smuth Ihnen schon mitgeteilt, daß
sie gemeinsam mit Sill den Aufruhr selbst inszeniert hat?«
»Ungh?« Svensons Miene erhellte sich
nicht gerade, aber einem geschulten Auge blieb nicht verborgen, daß die düstere
Wolke, die über seinen Zügen lag, sekundenlang verschwand. »Wie?«
»Die beiden hatten vorher schon die
Presse informiert und eine Bande Berufsdemonstranten mitgebracht, um den Tumult
richtig aufzuheizen, bevor die Reporter eintrafen. Sill war heute morgen in
Boston, so daß wir annehmen können, daß er diese Rowdys von dort mitgebracht
hat.«
»Und?«
»Einer Ihrer Studenten aus den höheren
Semestern, den ich hiermit für ein ›Sehr gut‹ und das Croix de Guerre
vorschlagen möchte, hat den Mädels und Jungs von der Presse diese interessante
Tatsache unterbreitet.«
Shandy berichtete ausführlich über das
geradezu meisterhafte Geschick, mit dem Dorkin und seine Kohorten die Situation
entschärft hatten. »Als der junge Lancelot Sill das Maul stopfte, sah ich
zufällig, wie sich Mrs. Smuth mit blutrünstigem Blick auf den Weg zu Ihrem Büro
machte, also beschloß ich, kurz vorbeizuschauen. Sie kann eigentlich nur sehr
mutig oder völlig schwachsinnig sein. Ich wollte, ich wüßte, welches von beiden
stimmt.«
Svenson griff nach einem weiteren
Telefonbuch, rollte es kurz zusammen, wrang es mit einer kurzen Drehung seiner
Mammutpranken in zwei Hälften und warf die traurigen Reste dem ersten
Telefonbuch hinterher.
»Schwachsinnig«, sagte er, »absolut
schwachsinnig.«
Kapitel
14
»S o,
jetzt weißt du alles, meine Perle des Orients. Fällt dir irgend etwas Kluges dazu ein?«
»Im Moment noch nicht, aber ich werde
darüber nachdenken«, sagte Peters Ehefrau und nahm seinen Teller, von dem er
alles verputzt hatte. »Könnte ich dich vielleicht noch für ein winziges
Stückchen Apfelkuchen begeistern?«
»Am besten versuchst du es gleich mit
einem Riesenstück. Und Käse, wenn wir noch welchen haben. Die zusätzlichen
Proteine helfen mir vielleicht, die langen Nachtwachen durchzustehen.«
»Welche langen Nachtwachen denn? Du
hast doch nicht etwa vor, aufzubleiben und zu grübeln?«
»Nein. Ich habe vor, Ottermole
abzuholen, nachdem er mit seinen lieben Kinderchen Räuber und Gendarm gespielt
hat, und mit ihm zum Museum zu fahren und nach Blutspuren zu suchen.«
»Wie hübsch. Macht er das wirklich?«
»Nach Blutspuren suchen? Ab und zu,
wenn sich gerade dazu eine Gelegenheit bietet. Das gehört zu seinem Job.«
»Ich meine doch, ob er wirklich Räuber
und Gendarm mit seinen Kindern spielt. Es klingt so nett und väterlich, dabei
läuft er immer mit so einem düsteren Gesicht herum und macht ständig den
Reißverschluß seiner Lederjacke auf und zu und sieht so richtig einschüchternd
aus. Wie viele Kinder hat er denn?«
»Bestimmt Dutzende. Merkwürdig, ich
habe ihn noch nie gefragt. Ist die genaue Anzahl der Ottermoleschen Nachkommen
zentral für das anliegende Problem?«
»Wer weiß? Das Zentralste, was mir so
einfällt, ist die Frage, was wohl mit den Akten von Professor Ungley passiert
ist.«
»Man hört, daß du eine echte
Bibliothekarin bist. Doch welch merkwürdige Pfade haben uns von den Räubern und
Gendarmen wieder zu Ungleys verschwundenen Akten geführt?«
»Der Professor ist schließlich auch
unter die Räuber gefallen, und man hat ihm die Akten geklaut, du Dummerchen.
Eine Frau, sollte man fast annehmen. Männer wären nicht intelligent genug
gewesen, an die Plastikbeutel zu denken.«
»Im Oktober schon. Männer — einige
Männer, die nicht viel Ahnung haben, heißt das natürlich — haben die wahnsinnig
dumme Angewohnheit, Laub in Müllbeutel zu harken und sie zur Müllhalde zu
bringen, statt sie zu kompostieren. Oktober ist der Monat der abgefallenen
Blätter, also wird jeder Mensch mit kriminellen Neigungen
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