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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ihm?«
    »Wir würden uns nur gern ganz kurz mit
ihm unterhalten. Das ist alles. Würden Sie ihn bitte nach unten holen?«
    »Er hat es nicht gern, wenn man ihn
aufweckt.«
    »Das habe ich auch nicht gerne, Mrs.
Claude, aber die Sache erfordert es. Würden Sie sich bitte beeilen?«
    Ottermoles Hand befand sich jetzt
verdächtig nahe am Reißverschluß seiner obersten Jackentasche. Die Frau
verschwand wieder im Haus, nachdem sie versucht hatte, die Tür ins Schloß zu
ziehen, was ihr aber nicht gelang, weil der Polizeichef rasch seinen Fuß
dazwischenstellte. Die beiden Männer hörten das Klicken ihrer spitzen
Pantoffelabsätze, dann einen kurzen Wortwechsel, der darauf schließen ließ, daß
Claude seinen Charme nicht verschwendete, wenn es nicht gerade seinem Image
förderlich war.
    »Die haben gesagt, die sind von der
Polizei.« Die Stimme von Mrs. Claude klang jetzt noch höher und weinerlicher.
    »Das kann jeder sagen, du dumme Kuh. Es
könnten genausogut Leute sein, die ein politisches Attentat auf mich vorhaben.«
    »Wer würde sich schon die Mühe machen,
auf dich ein Attentat zu verüben?« konterte Mrs. Claude mit merklichem
Bedauern. »Die sind doch nur hinter wichtigen Leuten her.«
    »Wie nett von dir, Liebling. Das werde
ich mir merken.«
    »Wenn du noch mehr Eskapaden machst,
lass’ ich mich von dir scheiden. Genau vor der Wahl. Das würde dir bestimmt
gefallen, nicht wahr, mein Lieber?«
    »Halt die Klappe, sonst hören die dich
noch. Hattest du wenigstens genug Grips im Kopf, um die Tür zuzumachen?«
    »Konnte ich nicht. Der eine hat seinen
Stiefel dazwischengestellt.«
    »Oh Gott, warum hast du das nicht
gleich gesagt? Am besten, du gehst wieder ins Bett. Ich kümmere mich um die
Sache.«
    »Mit Vergnügen.«
    Die beiden Männer hörten oben eine Tür
ins Schloß schlagen. Einige Minuten später strömte Claudes honigsüße Stimme
durch den Türspalt.
    »Würden Sie mir bitte sagen, wer Sie
sind?«
    »Ottermole, Polizeichef von Balaclava
Junction. Und — eh — Detective Shandy.«
    »Würden Sie sich bitte ausweisen?«
    »Selbstverständlich.« Ottermole hielt
sein Abzeichen und die Mitgliedskarte der Vereinigung der Polizeichefs von
Balaclava County vor den Spalt. »Genügt Ihnen das?«
    Shandy hatte seinen Mensaausweis
herausgeholt, für den Fall, daß Claude etwas Offizielles zu sehen wünschte,
aber Claude fragte nicht weiter. Er hatte sich inzwischen schon so weit erholt,
daß er wieder in der Lage war, sich massiv zur Wehr zu setzen.
    »Und was wollen Sie mitten in der Nacht
von mir? Ich warne Sie, Ottermole, wenn es sich nicht um etwas wirklich
Wichtiges handelt, werden Sie mich kennenlernen!«
    »Regen Sie sich nicht auf, Claude, es
ist etwas Wichtiges. Wir haben uns gedacht, daß es Sie vielleicht interessiert,
daß Ihre Wahlkampfleiterin ermordet worden ist.«
    »Was?« Claude war wie vor den Kopf
geschlagen. »Sie — ah — meinen, sie ist ermordet worden?« stieß er schließlich
mit äußerster Mühe hervor.
    »Erwürgt«, ergänzte Ottermole. »Mit
ihrem eigenen Schal.«
    »Mit ihrem Schal? Wer ist ermordet
worden, können Sie das nochmals wiederholen?«
    »Ihre Wahlkampfleiterin. Ruth Smuth.«
    Endlich löste Claude die Türkette. Die
Tür flog auf, und vor ihnen stand Claude in voller Pracht, mit hochelegantem
Morgenmantel, Seidenschlafanzug und sämtlichen Grübchen.
    »Ruth Smuth? Wer ist das denn bloß — ach
ja, Mrs. Smuth. Es tut mir leid, aber ich befürchte, da muß Ihnen ein Fehler
unterlaufen sein, Polizeichef Ottermole. Mrs. Smuth gehörte zu den Damen, die
freundlicherweise bereit waren, uns hier zu unterstützen — auf einer, sagen wir
einmal, lokalen Ebene. Wir werden während des Wahlkampfes von zahlreichen
freiwilligen Helfern unterstützt, wissen Sie. Manchmal ist es schwierig, sich
genau zu erinnern, welchen Aufgabenbereich wir den einzelnen Personen zugeteilt
haben, aber Sie können ganz sicher sein«, und dabei lachte er, »daß ich mich
genau erinnern würde, wenn ich jemanden zu meinem Wahlkampfleiter gemacht
hätte.«
    »Jetzt reicht es, Claude.« ,
    Shandy hatte beschlossen, sich
einzuschalten, wobei er genau denselben scharfen Ton wie Ottermole anschlug und
von Herzen bedauerte, daß er keinen Reißverschluß an den geeigneten Stellen
hatte, den er aufreißen konnte. »Ruth Smuth war alles andere als irgendeine
freiwillige Wahlkampfhelferin. Wenn sie Ihre Kampagne nicht geleitet hätte,
hätte sie überhaupt nicht mitgemacht. Wir verstehen ja, daß es

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