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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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auch mit,
Professor?«
    Shandy hatte eigentlich wenig Lust, mit
Ottermole und Smuth zu fahren. Er wäre viel lieber in sein kleines rotes
Backsteinhaus auf dem Crescent zurückgekehrt und hätte sich neben eine Frau ins
Bett gelegt, die nicht zu irgendeinem Komitee davonhastete, sondern die viel
lieber mit ihm zusammen ausführlich frühstückte, nachdem er aufgewacht war. Er
seufzte und stieg wieder in den Streifenwagen.
    Während er zusammengesunken auf dem
Rücksitz des Wagens saß, fragte er sich, warum Mr. und Mrs. Smuth überhaupt so
viele Jahre lang verheiratet geblieben waren. Wahrscheinlich wegen des
Firmenimages. Es mußte zwar nervtötend gewesen sein, mit einer Frau wie Ruth
zusammenzuleben, aber bestimmt hatte sie es wunderbar verstanden, bei den
Firmenessen die perfekte Lady abzugeben. Ihre engagierte Beteiligung an
Wohltätigkeitsveranstaltungen hatte ihrem Ehemann außerdem sicher die
Möglichkeit gegeben, zu große Profite als echte oder angebliche Spenden
abfließen zu lassen. Die beiden mochten zwar nicht gerade ein Herz und eine
Seele gewesen sein, aber wahrscheinlich hatten sie durchaus auch
Gemeinsamkeiten gehabt. Was um alles in der Welt wollte aber ein derartiges
Paar in Balaclava County?
    »Was hat Sie veranlaßt, sich hier in
dieser Gegend niederzulassen, Mr. Smuth?« erkundigte er sich.
    »Zum Teufel, irgendwo mußten wir ja
schließlich leben, oder? Ruth hat hier Verwandte, also hab’ ich mir gedacht,
warum nicht, zum Teufel? Hoddersville ist Gott sei Dank nicht so ein Bauernkaff
wie die anderen Orte in der Gegend, und es lebt sich hier beträchtlich billiger
als in Weston oder Dover. Und es ist auch nicht schlecht für das Firmenimage.
Ein schönes großes Haus auf dem Land, weit weg von dem ganzen Lärm und all dem
Mist. Mir ist es egal, wo ich meinen Hut aufhänge, ich bin nämlich sowieso
meistens unterwegs.«
    Er gähnte und räkelte sich. »Ruth hat
sich hier wohlgefühlt. Für Hoddersville hatte sie Klasse. Für Wellesley oder
Concord hatte sie zwar auch Klasse, aber nicht die richtige. Aber was zum
Teufel rede ich da, wenn sie wirklich Klasse gehabt hätte, dann hätte sie sicher
nicht so einen Kerl geheiratet wie mich. Ich habe nämlich keine Klasse, wissen
Sie, ich bin mehr auf der Produktionsseite.«
    »Tatsächlich?« Shandy gähnte jetzt
ebenfalls. »Was produzieren Sie denn?«
    »Nichts. Ich bin nicht auf der
produzierenden Produktionsseite, sondern auf der verhandelnden. Marschiere in
die Vertreterversammlung mit einem Armvoll Entwürfe, wedele ihnen damit vor den
Gesichtern herum, präsentiere ihnen knallhart die Fakten, Zahlen, technischen
Daten, den ganzen Mist. Völlig egal, wie man es denen unterjubelt. Die haben
sowieso keinen Schimmer, wovon man redet, haben aber Angst, es zuzugeben, weil
sie denken, ihr Nebenmann könnte es verstehen und sie nicht. Sie wissen schon,
was ich meine. Hoddersville ist genau richtig für mein Image. Wenn ich
versuchen würde, zuviel Klasse zu haben, würde ich mich selbst aus der
Produktionsseite herauskatapultieren. Und wo wäre ich dann?«
    »Auf der Klasseseite?«
    »Nee, von der Sorte haben wir sowieso
schon genug. Princeton, Dartmouth, Valparaiso, Sie wissen schon. Die Typen, die
Dry Sack und Chivas Regal trinken. Mit denen könnte ich es nie aufnehmen. Bei
solchen Jungs muß man nicht nur wissen, wo man hinwill, man muß auch wissen, wo
man herkommt. Oder etwa nicht?«
    »Wenn Sie es sagen.«
    Shandy grübelte noch eine Weile
schweigend über das Firmenimage nach. Diese Nacht war sowieso derart seltsam,
daß er zu dem Schluß kam, daß Smuth durchaus recht haben konnte. Es hatte
allerdings wenig mit ihrem momentanen Hauptproblem zu tun. Eine andere Frage
schoß ihm durch den Kopf.
    »Wie ist Ihre Frau eigentlich an
Bertram Claude geraten?«
    »Was?« Smuth mußte eingenickt sein. »An
wen?«
    »Ich habe gefragt, warum Mrs. Smuth
sich so für Claudes Wahlkampf engagiert hat.«
    »Einfach so. Woher zum Teufel soll ich
das wissen?«
    »Sie — eh — erhoben keine Einwände
dagegen?«
    »Einwände gegen etwas, was Ruth sich in
den Kopf gesetzt hatte? Sie machen wohl Witze. Claude ist schließlich in
Ordnung, oder? Ich meine, PR-mäßig.«
    »Keine Ahnung, was die PR-Seite
betrifft. Ansonsten hat er mich persönlich nie sehr beeindruckt, wenn man
einmal von einer ganz besonders primitiven Art von Gerissenheit absieht.«
    »Was sollen wir denn schon mit einem
intelligenten Politiker? Wir brauchen bloß jemanden, der weiß, was

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