Der Kater läßt das Mausen nicht
für Sie
verflucht schlechte Publicity bedeutet, daß jemand die Frau umgebracht hat,
unmittelbar nachdem sie gestern nachmittag diese oberfaule Sache am College
angezettelt hat, aber es ist nun einmal passiert, und jetzt können wir herzlich
wenig daran ändern, also hören Sie jetzt gefälligst mit dem Geschwafel auf. Wo
waren Sie zwischen sieben Uhr letzte Nacht und heute morgen zwei Uhr?«
Bertram Claude blähte seine klassischen
Nasenflügel und entblößte seine makellosen Jacketkronen. »Das brauche ich mir
wirklich nicht gefallen zu lassen. Sie wissen wohl nicht, mit wem Sie hier
reden?«
»Und ob wir das tun«, sagte Ottermole.
»Deswegen sind wir schließlich hier und nicht woanders. Wie wär’s, wenn Sie
jetzt Shandys Frage beantworten würden?«
Er zog seinen vergoldeten
Kugelschreiber hervor, um Claude zu zeigen, daß er es keineswegs mit
irgendwelchen dummen Bauerntrotteln zu tun hatte, und zückte sein Notizbuch.
Entweder es war der Kugelschreiber oder die jähe Erkenntnis, daß seine Grübchen
ihm bei diesen beiden Zeitgenossen nichts nutzen würden, jedenfalls ließ sich
Claude zu einer Antwort herab.
»Selbstverständlich. Ich habe absolut
nichts zu verbergen. Also, das können Sie jetzt zu Protokoll nehmen: Ich war
auf einem Empfang, den einige meiner treuen Anhänger mir zu Ehren gegeben
haben. Er hat im Haus von Mr. Lot Lutt in Lumpkin Upper Mills stattgefunden.
Mr. Lutt ist der Vorstandsvorsitzende der —«
»Der ehemalige Vorstandsvorsitzende«,
korrigierte Ottermole. »Der Seifenfabrik. Seine Schwägerin, die ihm den
Haushalt führt, ist eine Tante von Ruth Smuth. War Lutt selbst auch anwesend?«
»Eine Zeitlang.«
»Wie lange genau?«
Claude versuchte ein weiteres
affektiertes Kichern. »Tut mir leid, aber ich hatte meine Stoppuhr nicht dabei.
Sie wissen doch, wie es bei solchen Gelegenheiten zugeht. Die Leute kommen und
gehen.«
»Na klar! Sie kommen, weil ihnen der
Nachbar leid tut, der sich die Party hat aufschwätzen lassen, und sie gehen
wieder, wenn sie es nicht mehr aushalten können. Waren denn viele da?«
»Es war eine lebhafte Veranstaltung«,
meinte der Politiker ausweichend. »Die Gäste haben mir eine Menge sehr
anregender Fragen gestellt.«
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen.
Da haben die beiden sicher viel zu tun gehabt. Es würde mich sehr wundern, wenn
sonst noch jemand dagewesen wäre. Die ganze Gegend schwört nämlich auf Sam
Peters. Wann sind Sie denn bei Lutt angekommen und wann wieder gefahren? Und
die Geschichte mit der Stoppuhr können Sie sich diesmal schenken. Ich werde
mich nämlich später bei Edna Jean genau erkundigen.«
»Edna Jean?«
»Genau. Das ist der Name Ihrer treuen
Anhängerin. falls Sie es nicht wissen sollten. Edna Jean Bugleford. Sie ist
nämlich außerdem auch eine Tante meiner Frau, wenn auch nur angeheiratet. Die
Mutter meiner Frau war eine Bugleford, aber ich hab’ es ihr nie übelgenommen.
Also, wie lange waren Sie denn jetzt da?«
Ottermole fuchtelte ungeduldig mit
seinem Kugelschreiber in der Luft herum. Claude seufzte und schaffte es
endlich, mehr oder weniger klare Fakten auf den Tisch zu legen.
»Ich bin ungefähr 20 Minuten vor acht
dort angekommen und kurz vor neun wieder gefahren.«
»Dann haben die es also eine ganze Stunde
lang ausgehalten? Kaum zu glauben. Nicht schlecht, Claude. Und was haben Sie
dann gemacht?«
»Ich bin zu einem anderen Treffen
gefahren.«
»Wo?«
»Es war ein informelles Treffen in
einem Club. Ich glaube, er heißt ›Bursting Bubble‹.«
»Eine Kneipe hinter der Seifenfabrik«,
erklärte Ottermole seinem Begleiter. »Hat sich wahrscheinlich ausgerechnet, er
trifft da ein paar Arbeiter von der Nachtschicht, wenn sie dort hereinschauen,
um sich ein Bier zu genehmigen. Hat’s denn geklappt, Claude?«
Eines mußte man dem lieben Claude
wirklich lassen, dachte Shandy, er hatte offenbar ein verdammt dickes Fell. Er
schaffte es tatsächlich, Ottermoles unverschämte Fragen mit einem perlenden
Lachen und einem geschickten Ausweichmanöver zu beantworten.
»Ich dachte, Sie sind derjenige, der
alle Antworten immer schon im voraus weiß, Polizeichef Ottermole. Was mich
betrifft, muß ich mich leider noch bis zum Wahltag gedulden.«
»Wieso leider? Sie glauben ja wohl
selbst nicht, daß man Sie zwingen wird, hier Ihre Zelte abzubrechen und Ihr
schönes bequemes Haus gegen eine teure Bruchbude in Washington zu vertauschen,
oder?« Ottermole hatte es faustdick hinter den Ohren, wenn man ihn
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