Der Kater läßt das Mausen nicht
gestand er später Shandy, war ihm zum Schluß auch nichts Rechtes mehr
eingefallen.
»Noch irgendeine gute Idee, Professor?
Das war ja wohl eine totale Zeitverschwendung, nehme ich an.«
»Ganz im Gegenteil, Ottermole. Sie
haben da geradezu hervorragende Detektivarbeit geleistet.«
»Tatsächlich?«
»Wirklich hervorragend«, bekräftigte
Shandy. »Sie haben Claude dazu gebracht, daß er zugegeben hat, daß er sich für
den ganzen Abend ein wunderschönes Alibi besorgt hat.«
»Na ja, aber was haben Sie denn sonst
erwartet? Die anderen haben ja auch alle eins.«
»Genau das meine ich. Aber nur bei
Bulfinch stimmt es wahrscheinlich, denn sein Alibi hängt vor allem von den
Lomax-Brüdern ab, und wir wissen beide, daß keiner von ihnen es zulassen würde,
wenn man auch nur um Haaresbreite von der Wahrheit abweicht. Smuth müssen wir
wohl auch mehr oder weniger Glauben schenken, denn seine Jammergeschichte
basiert auf so vielen Mißgeschicken und Pechsträhnen, wie sie wohl keiner im
voraus hätte arrangieren können. Aber drei Alibis hintereinander erscheint mir
ein wenig viel, meinen Sie nicht?«
»Na ja, vielleicht haben Sie recht.
Darum war ich eben auch so hartnäckig«, schwindelte Ottermole. »Was halten Sie
denn von seinem sogenannten Alibi, Professor? Wir könnten ja sozusagen unsere
Eindrücke vergleichen.«
»Tja. Also, ich will nicht gerade
behaupten, daß Bertram Claude sich zwischen zwei Treffen nach Balaclava
Junction geschlichen hat, um schnell Mrs. Smuth um die Ecke zu bringen, von der
er behauptet, daß sie nicht seine Wahlkampfleiterin war. Diese Behauptung wird
wohl eher einer seiner politischen Schachzüge sein, denke ich. Mir ist aufgefallen,
daß Claude sich während seiner Wanderschaft immer ganz in der Nähe vom Campus
aufgehalten hat, denn das College liegt genau in der Mitte zwischen
Hoddersville und Lumpkinton. Er hätte Mrs. Smuth entweder zu Hause abholen oder
sie irgendwann nach der Demonstration mitnehmen können, und sie hätten zusammen
auf diesen Empfang gehen können, zu dem sie ihre Tante überredet hatte. Auf dem
Weg hätte es dann zu einer Meinungsverschiedenheit kommen können.«
»Ja, besonders wenn die beiden etwas
miteinander hatten, wie Smuth und Mrs. Claude behauptet haben. Claudes Frau hat
ihm angedroht, seinen Wahlkampf zu ruinieren, wenn er nicht mit seinen
Eskapaden aufhören würde. Wir haben genau gehört, wie sie das gesagt hat,
erinnern Sie sich?«
»Ganz richtig. Heimliche Beziehungen
führen oft dazu, daß — eh — emotionale Schwierigkeiten entstehen« — Shandy
hatte selbst ein oder zweimal während seiner langen Junggesellenzeit diese
Erfahrung gemacht — , »und Mrs. Smuth war bestimmt eine Frau, die einen zur
Verzweiflung bringen konnte. Claude hätte gut die Beherrschung verlieren und
sie mit dem Schal erwürgen können, den sie bequemerweise trug. Er steht wegen
der kommenden Wahl wahrscheinlich sehr unter Druck, und er hat offensichtlich
nicht das sonnige Gemüt, das er immer so gern zur Schau stellt.«
»Da gebe ich Ihnen völlig recht.«
»Dann wäre er also mit dem Problem
konfrontiert gewesen, die Leiche irgendwie loszuwerden. Einfach aus dem Wagen
werfen konnte er sie schließlich nicht so ohne weiteres, denn es hätte immerhin
sein können, daß jemand sie zusammen hatte wegfahren sehen. Ich vermute, daß
Claude seine tote Freundin im Kofferraum verstaute, zum Empfang fuhr und dort
seine schönste Unschuldsmiene aufsetzte und höchst überrascht tat, als sie
nicht erschien. Der Tante kann er weisgemacht haben, daß er Mrs. Smuth dort
erwartete, weil sie ihm erzählt habe, sie wolle beim Vorbereiten der
Erfrischungen helfen oder so.«
»Wieso hat dann aber Edna Jean keinen
Alarm geschlagen, als ihre Nichte nicht erschien?«
»Gute Frage. Vielleicht mochte sie ihre
Nichte gar nicht so besonders gern. Ich nehme an, Mrs. Smuth hatte sie bei
früheren Verabredungen auch schon im Stich gelassen und sich später damit
herausgeredet, daß sie sich um irgendeine dringende Angelegenheit hatte kümmern
müssen. Claude hätte auch Andeutungen darüber fallenlassen können, daß es bei
seiner Wahlkampftruppe momentan sehr hektisch zuging, was sicher auch durchaus
der Wahrheit entspricht. Glücklicherweise war der Empfang ein Flop, so daß er
sich davonmachen konnte, bevor Mrs. Bugleford wirklich anfing, unruhig zu
werden. Dann ist er vielleicht zu einer Telefonzelle gegangen und hat alles so
arrangiert, daß ein anderer seiner Gefolgsleute ihn
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