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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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endlich einmal die Wahrheit sagen zu können.
    »Dann setzen Sie sich mal hin, mein
Junge, und ruhen sich aus. Loula!«
    »Hören Sie endlich auf, mir auf die
Nerven zu gehen!« schrillte es von oben. »Das Zeug steht auf der Anrichte, wie
Sie wohl selbst am besten wissen. Ich beziehe gerade das Bett Ihrer Frau,
verflixt noch eins! Hätte ich schon heute morgen machen sollen, aber Sie haben
ja darauf bestanden, daß ich unten herumstehe und auf all die Reporter warte,
die dann überhaupt nicht erschienen sind.«
    Sills nachsichtiges Kichern klang fast
echt. »Loula darf man vieles nicht übelnehmen. Sie hält sich gern für etwas
Besonderes. Treue alte Seele, wissen Sie. Eine aussterbende Gattung. Ja genau,
eine aussterbende Gattung. Meine Gattin ist sehr gebrechlich und braucht
intensive Fürsorge. Wir haben noch eine Dame, die sich nachts um sie kümmert,
aber Loula übernimmt den größten Teil der Pflege. Loula macht ihre Arbeit sehr
gut. Ja, für meine Gattin ist sie unersetzlich. Also vergebe und vergesse ich.«
    Sill watschelte zur Anrichte und
kümmerte sich selbst um die Drinks, goß ziemlich viel ein und verschwendete
keine Zeit mit Kinkerlitzchen wie Eiswürfel oder Sodawasser. »Bitte sehr«, er
reichte Shandy eines der so gut wie vollen Gläser. »So trinken wir das hier in
Balaclava Junction.«
    Von wegen, dachte Shandy. Er tat so,
als ob er an seinem Glas nippte, und setzte sich auf einen Stuhl neben einem
übergroßen Gummibaum, der relativ kräftig aussah und sich um seine Leber
bestimmt keine Sorgen zu machen brauchte.
    Während Sill seine Mandeln für das
Interview spülte, goß Shandy einen Teil seines Whiskeys in den Blumentopf und
sah sich etwas genauer um. Die Mitglieder der Balaclava Society waren alle
gutbetucht, soviel war sicher. Lutts Haus entsprach dem Ideal eines
Herrenhauses von der Jahrhundertwende, wie es sich ein Seifenmagnat nur
wünschen konnte. Twerks endlose Meter Buchanan-Schottenkaros waren sicher auf
Bestellung gewebt worden und hatten bestimmt ein Heidengeld gekostet. Pommell
brauchte sich auch nicht einzuschränken. Und Ungley hatte zwar sehr bescheiden
gelebt, aber ein gewaltiges Vermögen hinterlassen.
    Shandy konnte sich nicht erinnern, ob
der ehemalige amerikanische Präsident Warren G. Harding und seine First Lady
während ihres kurzen Gastspiels im Weißen Haus jemals irgendeine größere
Neugestaltung veranlaßt hatten. Falls sie es tatsächlich getan hatten, dachte
er, mußte das Resultat sicher so ähnlich ausgesehen haben wie das Innere von
Sills Haus, nur geschmackvoller und weniger protzig.
    Alles, was hier in diesem Wohnzimmer
noch fehlte, waren ein paar vergoldete Spucknäpfe.
    Und das war interessant. Wie die Lilien
auf dem Felde arbeitete Sill nicht noch spann er. Wenn man es genauer bedachte,
hatte er in den letzten 30 Jahren keinen verdammten Finger gerührt, was wohl
niemandem in Balaclava Junction, inklusive Mrs. Lomax, entgangen war. Und doch
lebte er hier wie einer der Finanziers der Teapot-Dome-Affäre, rechnete
Reisekosten ab und leistete sich rund um die Uhr Krankenpflegerinnen und
erstklassige Getränke. Diese Reporter, die am Morgen nicht erschienen waren,
würden platzen, wenn sie wüßten, was sie sich hatten entgehen lassen. Shandy
ließ seinen Blick über die zahllosen teuren Flaschen gleiten, die auf der
Anrichte prangten, und fragte sich, ob es nicht vielleicht doch ein wenig
voreilig gewesen war, dem Gummibaum so viel von diesem hervorragenden Bourbon
zu spendieren.
    Entweder hatte Sill ein riesiges
Familienerbe angetreten, oder das Vermögen seiner kränkelnden Frau war verdammt
groß. Vielleicht war der ehemalige Kongreßabgeordnete einfach weitaus weniger
dumm als gemeinhin angenommen. Möglicherweise hatte er als Lobbyist all die
Jahre kräftig abgesahnt. Eine hauptberufliche Nervensäge zu sein, lag sicher
durchaus im Rahmen seiner Fähigkeiten, wenn er die Rolle schon so hervorragend
spielte, ohne daß man ihn dafür bezahlte. Vielleicht stand er auch auf der
Gehaltsliste der CIA oder des FBI. Eine interessante These. Shandy wagte es,
einen weiteren Schluck Bourbon zu nehmen.
    »So«, meinte sein Gastgeber, nachdem
der Etikette und sämtlichen Präliminarien Genüge getan worden war. »Was wollten
Sie mich denn fragen?«
    Jetzt sprach der Bourbon. »Ich nehme
an, Sie möchten mir nicht sagen, wer Ruth Smuth erwürgt hat?«
    Sill setzte seinen Kneifer auf und
starrte Shandy über die Gläser hinweg an. »Wenn ich das wüßte, junger

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