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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Schopf.
    »Da siehst du es ja, Lot. Warum hast du
mich auch nicht ausreden lassen, statt mir sofort den Kopf abzureißen? Wie bist
du bloß darauf gekommen, daß ich hier herumgestanden und mit dem Mann geredet
hätte, wenn Edna Mae Ottermole nicht die Tochter des Bruders meines
verstorbenen Mannes wäre?«
    Die Argumentation der Haushälterin
mochte zwar eine Spur unübersichtlich sein, verfehlte jedoch ihre Wirkung
nicht. Vielleicht erinnerte sich Lutt auch an das Seifenlaugenfiasko, mit dem
er sich damals selbst aus dem Amt katapultiert hatte. Seine Verfärbung begann
allmählich zu verblassen, seine Augäpfel allerdings quollen weiterhin aus ihren
Höhlen.
    »Elm Ihre Frage zu beantworten,
Shandy«, stieß er hervor, »ja, ich war am Mittwochabend auf dem Treffen. Reicht
Ihnen das jetzt?«
    »Nicht ganz. Wann sind Sie wieder
gegangen?«
    »Als die anderen auch gegangen sind.«
    »Wer ist zuerst gegangen?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Wir gingen
alle zusammen.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Bin in meinen Wagen gestiegen und nach
Hause gefahren.«
    »Wo stand Ihr Wagen?«
    »Vor dem Postamt.«
    »Haben Sie Ungley angeboten, ihn
mitzunehmen?«
    »Nein. Er ist lieber zu Fuß gegangen.«
    »Wann hat er Ihnen das letzte Mal
gesagt, daß er lieber zu Fuß ging?«
    »Daran kann ich mich nicht mehr
erinnern. Wir wußten alle, daß Ungley lieber zu Fuß ging.«
    »Dann hat ihm also keiner angeboten,
ihn zu fahren?«
    »Meines Wissens nicht.«
    »Haben Sie gesehen, wie sich Ungley auf
den Heimweg machte?«
    »Nein.«
    »Aber wenn Sie Ihren Wagen, wie Sie
gesagt haben, an der Post abgestellt hatten, muß er doch an Ihnen
vorbeigekommen sein.«
    »Das kann schon sein. Aber ich habe ihn
nicht gesehen. Ich habe nach meinen Schlüsseln gesucht.«
    »Ungley war ein alter Mann. Er ist
langsam gegangen.«
    Der Anflug eines Grinsens zeigte sich
auf Lutts teigigem Gesicht. »Ich bin auch nicht mehr der Jüngste, wissen Sie. Vielleicht
suche ich auch langsam?«
    Shandy antwortete nicht. »Können Sie
mir sagen, in welcher Reihenfolge Sie losgefahren sind?«
    »Reihenfolge? Wie meinen Sie das?«
    »Sie waren schließlich nicht der
einzige Anwesende, der mit dem Wagen da war, oder? Zumindest die Pommells sind
auch mit dem Auto gekommen, soweit ich informiert bin. Sind sie vor Ihnen
losgefahren?«
    »Das kann ich Ihnen beim besten Willen
nicht mehr sagen.«
    »Und was ist mit Twerks und Sill? Waren
sie zu Fuß oder mit dem Wagen da?«
    Lutt schob die Unterlippe vor, dachte
eine Weile nach und schüttelte dann den Kopf. »Weiß ich nicht mehr. Manchmal
kommen sie zu Fuß, manchmal mit dem Wagen. Hodger ist, glaube ich, zu Fuß
gegangen. Er wohnt genau gegenüber dem Clubhaus und kann wegen seiner Arthritis
sowieso nicht fahren. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, daß Hodger zu Fuß
gegangen ist. Ich glaube, er hat gerade die Straße überquert, als ich wegfuhr.
Oder war zumindest im Begriff, es zu tun. Er kann sich nur ganz langsam
bewegen. Aber was soll das alles überhaupt? Ich habe doch gesagt, wir sind alle
zur selben Zeit gegangen; dabei gab es so gut wie keinen Zeitunterschied.«
    »Das sagten Sie allerdings. Was haben
Sie übrigens von Ungleys Vortrag gehalten?«
    »Was zum Teufel —« Lutt versuchte, sich
zu beherrschen. »Ich würde es nicht wagen, meine bescheidene Meinung vor einem
gebildeten Mann wie Ihnen auszusprechen.«
    »Hodger hat mir erzählt, er habe einen
Vortrag über Tintenfässer gehalten«, sagte Shandy listig.
    Lutt antwortete nicht sofort. Dann
sagte er unverbindlich: »Professor Ungley war auf vielen Gebieten bewandert.
Sein Tod ist für die Balaclava Society ein großer Verlust.«
    »Ohne Zweifel.« Hatte Lutt den Vortrag
von Ungley wie offenbar auch Twerks verschlafen, oder stellte er sich aus
irgendeinem anderen Grund dumm? »Sie müssen sich jetzt wohl nach jemandem
umsehen, der seinen Platz einnimmt«, bemerkte Shandy, »was neue Mitglieder
angeht, sind Sie ja sehr wählerisch, wenn ich mich nicht irre.«
    »Oh, wir haben immer genügend
Interessenten. Edna Jean, ist mein dunkelgrauer Anzug schon gebügelt? Ich
brauche ihn für die Beerdigung. Ruf Goulson an, und versuche herauszufinden, ob
die genaue Uhrzeit schon feststeht. Sind wir jetzt endlich fertig, Shandy? Ich
habe noch einige andere Termine, wie Sie sich eigentlich selbst denken
könnten.«
    »Mein Schwager ist ein
vielbeschäftigter Mann«, rezitierte Edna Jean prompt, die offenbar große Übung
in der Anwendung dieses Satzes

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