Der Kater läßt das Mausen nicht
für die Katz gewesen. Offiziell hatte die
Schlaglöchersaison in Balaclava County noch nicht begonnen, doch es gab auch
jetzt schon so viele Unebenheiten auf den Straßen, ganz abgesehen vom Zustand
der Federung und der Stoßdämpfer in Ottermoles Gefährt, daß jede längere
Konversation das Risiko einer abgebissenen Zunge einschloß.
Zu Shandys Überraschung kamen sie ohne
Zwischenfall in Lumpkin Upper Mills an und parkten den Wagen in der Nähe des
mit viel Seifengeld erbauten Hauses. Als sie ausstiegen, erkundigte er sich bei
Ottermole: »Wer überwacht denn eigentlich Lutts Haus?«
»Frank, der Sohn von Clarence Lomax.
Officer Frank Lomax, meine ich natürlich. Jedenfalls Officer in der
Grundausbildung, immer wenn er keine Nachtschicht in der Apfelgroßhandlung hat.
Ich würde ihn gern als Vollzeitkraft haben, aber die Stadtverwaltung genehmigt
mir das Geld nicht.«
»Na ja, jetzt, wo Sie hier mitten im
Ort ein richtiges Verbrechernest ausgenommen haben, werden unsere knauserigen
Steuerzahler vielleicht ihren unpassenden Geiz nochmal überdenken.«
»Ach, wahrscheinlich werde ich
gefeuert, weil ich es nicht eher entdeckt habe.« Den Polizeichef plagten wieder
Selbstzweifel. »Tante Edna Jean wird wütender sein als eine gereizte Hornisse,
wenn ich Onkel Lot festnehme. Sie hält ihn für den Herrgott persönlich. Und sie
hat doch sogar in ihrem Testament meine Frau mit einer Kleinigkeit bedacht.«
»Das wird eine tolle Schlagzeile,
Fred«, rief der unbezahlbare Swope. »Kein
Opfer zu gross, wenn die Pflicht ruft, sagt Ottermole! Keine Bange, wenn
die Geschichte herauskommt, werden Sie selbst so ein Held sein, daß
wahrscheinlich sogar noch ein paar neue Stoßdämpfer für den Streifenwagen dabei
herausspringen. Würde es Ihnen etwas ausmachen zu warten, bis ich einen neuen
Film eingelegt habe? Ich würde Sie gern dabei fotografieren, wie Sie ihn
festnehmen.«
»Das macht mich bei den Buglefords
bestimmt noch beliebter.« Trotzdem kontrollierte Ottermole kurz, ob seine Mütze
richtig saß und alle Reißverschlüsse in Ordnung waren. »Also los, bringen wir
es hinter uns.«
Er schellte an der Tür. Nach einer
Weile kam Edna Jean Bugleford die Treppe hinunter. Sie war in der Tat genauso
wütend wie ein gereizte Hornisse.
»Fred Ottermole, bist du denn von allen
guten Geistern verlassen? Für wen zum Teufel hältst du dich eigentlich, daß du
anständige Leute mitten in der Nacht aufweckst? Weiß Edna Mae überhaupt, wo du
bist? Und mit wem du dich herumtreibst?« fügte sie mit einem Seitenblick auf
Shandy hinzu. »Das ist doch der Kerl, über den sich Lot so aufgeregt hat. Seit
dem Tag, als er aus dem Vorstand der Seifenfabrik austreten mußte, habe ich ihn
nicht mehr in einer solchen Verfassung gesehen. Er wollte noch nicht mal zu
Abend essen, dabei hatte ich sogar Hackbraten nach meinem Spezialrezept
gemacht.«
»Er hätte ihn besser gegessen, als er
noch die Möglichkeit dazu hatte.« Mrs. Buglefords angeheirateter Neffe hatte
seinen Mut wiedergefunden. »Wenn du ihm das nächste Mal einen Hackbraten
machst, kannst du ihm nämlich direkt eine Feile reintun. Wo ist sein Zimmer,
Tante Edna Jean?«
»Was soll das heißen, ›wo ist sein
Zimmer‹? Und sag bloß nicht Tante Edna Jean zu mir, Fred Ottermole. Ich habe
Edna Mae von Anfang an gesagt, daß sie nicht alle Tassen im Schrank hat, sich
einem Kerl wie dir an den Elals zu werfen, wo sie jemanden wie William Twerks
hätte bekommen können. Nur weil du in deiner Uniform so schneidig und
romantisch ausgesehen hast und William ein paar Jährchen älter war — was hast
du denn gerade mit der Feile gemeint?«
Doch Ottermole hatte keine Zeit für
Erklärungen, er war längst die Treppe hochgestürmt. Lot Lutt erwartete ihn auf
dem Treppenabsatz.
»Fred Ottermole, du verdammter Idiot,
was hast du zu dieser gottverlassenen Stunde hier in meinem Haus zu suchen?
Spielst du wieder mal Räuber und Gendarm?«
»Genau. Und ich bin der Gendarm, und du
bist der Räuber. Die Anklage lautet auf kriminelle Vereinigung, Mittäterschaft
bei einem Mord und — was war noch das Dritte, Professor?«
»Ich glaube, wir dachten da noch an
Bestechung.«
»Richtig, Bestechung. Das Wort lag mir
auf der Zunge. Bleib stehen, Onkel Lot. Ich meine — was zum Teufel meine ich
überhaupt? Besser, ich sage Mr. Lutt, denke ich. Ich muß Ihnen jedenfalls jetzt
Ihre Rechte vorlesen, also hören Sie lieber auf zu brüllen, und passen Sie auf.
Hey, Frank«, brüllte er selbst über
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