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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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das Treppengeländer, »hast du vielleicht
zufällig Handschellen mit?«
    »Nein, aber es liegen welche im
Streifenwagen, Chef. Soll ich sie holen gehen?«
    »Die brauche ich für Sill. Dann hol mir
mal ein Stück Seil oder so was. Es ist wirklich zum Verzweifeln! Kannst du
nicht noch in deinem Artikel einen kleinen Hinweis unterbringen, daß wir ein
paar zusätzliche Dollar für Arbeitsmaterial brauchen? Wie denkt sich die Stadt
das überhaupt? Ich kann doch nicht einer ganzen Bande von Verbrechern das
Handwerk legen, wenn ich nur zwei lausige Paar Handschellen zur Verfügung habe,
oder? Ja, das reicht wohl.«
    Ottermole nahm ein Stück Wäscheleine in
Empfang, das ihm seine Halbtagskraft überreichte, und begann, seinen neuen
Gefangenen dingfest zu machen.
    »Mach das sofort wieder los, du
Hornochse!« schrie Lutt. »Ich verlange, auf der Stelle mit meinem Anwalt zu
sprechen!«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte sein
angeheirateter Neffe zweiten Grades. »Den siehst du noch schnell genug. Hodger
sitzt bereits in der Zelle. Und wir werden noch ein paar mehr Freunde von dir
holen, bevor die Nacht vorbei ist.«
    »Wie könnt ihr es wagen?«
    »Oh, wir wagen es einfach. Professor
Ungleys geheime Aufzeichnungen haben wir nämlich inzwischen auch gefunden, mußt
du wissen. Ich weiß wirklich nicht, warum du so eine schlechte Meinung von den
Ottermoles hast, Tante Edna Jean. Sieh dir doch bloß mal an, was deine eigene
Schwester geheiratet hat. Meine Güte, nach dieser Sache hier wird Edna Mae sich
auf dem Polizeiball wohl für ihre Familie schämen müssen. Und du hast sie dazu
überredet, meinen halben Monatslohn für ein neues Kleid auszugeben, bloß damit
sie ihrer hochgeschätzten Sippe keine Schande macht.«
    Polizeichef Ottermole ließ die sprachlose
Edna Jean einfach stehen und stolzierte aus dem Haus, wobei er den
Seifenmagnaten genau im Auge behielt.
    »Okay«, sagte er, als er Lutt auf dem
Rücksitz des Streifenwagens neben Frank Lomax verstaut hatte, »jetzt schnappen
wir uns Sill.«
    Ottermole hatte sich nicht einmal die
Mühe gemacht, einen Posten vor dem Haus des ehemaligen Kongreßabgeordneten
aufzustellen. Dazu kannte er die Angewohnheiten des alten Herrn zu genau. Sill
festzunehmen, bedeutete im Grunde nichts weiter, als ihn die Treppe hinunterzuschaffen
und in den Streifenwagen zu verfrachten. Als Sill seine Augen weit genug öffnen
konnte, um seinen geschätzten Mitbalaclavianer in Fesseln neben sich sitzen zu
sehen, setzte er mit letzter Kraft zu einer flammenden, vom Alkohol
inspirierten Rede an. Lutt zischte: »Halt bloß dein Maul.« Und — oh Wunder — Sill
hielt es daraufhin tatsächlich.

Kapitel 23
     
     
     
     
     
     
    I n der Zelle wurde es zunehmend enger,
nachdem Ottermole und seine momentane Hilfstruppe auch noch Sill und Lutt zu
Hodger gesperrt hatten. Cronkite Swope war von dem Schauspiel, das sich ihm
bot, tief beeindruckt.
    »Mann, das muß ich unbedingt knipsen.
Stellen Sie sich mal etwas näher an das Gitter, und legen Sie Ihre Hände
irgendwie an die Stäbe, Fred. Heldenhafter
Polizeichef Ottermole verlangt grössere Zelle oder bessere Moral in Balaclava.«
    »Ich will aber wirklich nicht, daß mir
allein die ganze Ehre zukommt«, protestierte Ottermole, schob Frank Lomax
kurzerhand zur Seite, um sich genau vor die Kamera postieren zu können, und
grinste breit ins Objektiv. »Frank, warum rufst du nicht schnell Solly Swain
drüben im Apfellager an und fragst ihn, ob er uns einen Lieferwagen leiht,
damit wir ein paar von diesen Verbrechern zum Bezirksgefängnis transportieren
können? Die haben nämlich richtige Zellen mit Betten. Willst du auch noch ein
Foto von meinem Profil, Cronk?«
    »Warum nicht?«
    Swope wollte zwar eigentlich nicht,
dachte aber, daß Edna Mae Ottermole sicher gerne ein Foto ihres heldenmütigen
Gatten über dem Kamin aufhängen würde. Der Sprengel-Anzeyger würde nach
den Nachforschungen dieser Nacht selbstverständlich eine weitere Sonderausgabe
drucken müssen. Vielleicht war es inzwischen überhaupt an der Zeit, ihn als
Tageszeitung erscheinen zu lassen.
    Shandy gönnte dem Polizeichef noch
einige Minuten des Triumphes, bevor er ihn an seine Pflichten erinnerte:
»Kommen Sie, Ottermole, wir müssen noch zu Twerks.«
    »Aber was ist mit Pommell und Smuth und
— wer da sonst noch übrig ist?« erkundigte sich Swope schwach.
    »Alles zu seiner Zeit. Wir müssen
wissenschaftlich vorgehen, fragen Sie nur Ottermole.«
    »Genau«, sagte der Polizeichef.

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