Der katholische Bulle: Roman (German Edition)
überboten«, antwortete er fröhlich. »Dafür habe ich jede Menge anderes Zeug.«
»Eine interessante Platte. Ariadne überlistet das Labyrinthzusammen mit Theseus, und der zeigt ihr seine Dankbarkeit, indem er sie zum Sterben auf einer Insel aussetzt.«
Scavanni zuckte mit den Schultern. »Nun … ja. Wenn Sie darauf stehen, sicher, toll. Aber bei der Platte geht es wohl eher um den Seltenheitswert, oder?«
»Warum sind Sie in Carrick, Freddie? Wohnen Sie hier in der Nähe?«
»Sie wissen, wo ich wohne, Sergeant Duffy. In der Nähe von Straid.«
»Ach ja, richtig.«
Ich starrte ihn an. Sein Grinsen verging ihm ein wenig.
»Kann ich Ihnen behilflich sein, Sergeant?«
»Ich habe Sie gar nicht bei Tommys Beerdigung gesehen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, zu viel zu tun.«
»Das hätte man wohl als Verwässerung der Botschaft in diesen Zeiten großer Opfer betrachtet, oder?«
»Vielleicht. Ich kümmere mich nicht sonderlich um die Politik. Ich tue nur, was man mir sagt.«
»Bei Lucy Moores Beerdigung waren Sie auch nicht.«
Wieder schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich hab darüber gelesen. Wir haben einen Vertreter von Sinn Fein geschickt.« Dann sah er ungeduldig nach oben. »Nun, ich schätze, ich sollte …«, fing er an.
»Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen«, unterbrach ich ihn.
»Wie das?«
»Von Profi zu Profi, Freddie, könnten Sie mir wohl verraten, wie die Untersuchungen der FRU zu Tommys Tod gelaufen sind? Irgendwelche Verdächtigen? Spuren? Wir sind doch beide an derselben Sache dran. Dem Mörder.«
»FRU?«
»FRU, Force Research Unit, die Innenrevision der IRA.«
Freddie seufzte. »Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen? Ich weiß nichts über die IRA. Absolut gar nichts.«
So also wollte er das Spielchen angehen. »Labyrinthe,Freddie? La Bohème ? Wer kennt sich mit so etwas aus? Niemand. Das klassische Ablenkungsmanöver. Jemand wollte, dass wir uns in den Kleinigkeiten verheddern, uns ablenken lassen. Wir alle sind einer falschen Fährte auf eine verrückte Fuchsjagd gefolgt.«
»Tut mir leid, ich kann Ihnen überhaupt nicht folgen«, entgegnete er fröhlich.
»Ich denke schon, Freddie«, sagte ich grimmig.
»Ich denke, Sie haben ein paar Schrauben locker!«, sagte er und lachte.
»Haben Sie eine Imperial 55?«
»Eine was?«
»Haben Sie Zeugen, die bestätigen können, was Sie am Donnerstagabend gemacht haben?«
»Die habe ich, ich war in Belfast bei der Arbeit und habe Pressemitteilungen verschickt.«
»Und Sie hatten keinen Augenblick Zeit, mal eben nach Larne zu verschwinden, richtig?«
»Larne? Was sollte ich denn in Larne?«
»Um die Spur von sich abzulenken. Um die Akte Tommy Little für immer zu schließen. Er war ein Schwuler, der in irgendein schmutziges schwules Geschäft verwickelt war. Schwamm drüber, weiter geht’s.«
Freddie schüttelte den Kopf. »Ich habe genug davon. Ich werde …«
Ich tat einen Schritt auf ihn zu. »Ein kluger Schachzug, aber unser Mörder hat ein wenig zu viel Guss über den Kuchen getan. Überschlau. Zu klug. Genau wie Sie, Freddie.«
Wieder schüttelte Freddie den Kopf. »Entschuldigen Sie, Sergeant, ich muss los«, sagte er und drückte sich an mir vorbei.
»Glauben Sie ja nicht, es sei schon vorüber. Sie wissen etwas, und bei Gott, ich werde herausfinden was!«
Eine Gruppe aus Bietern, Assistententen und Gaffern starrte uns an.
Freddie schüttelte peinlich berührt seinen struppigen Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Detective, aber Sie können mich nicht einschüchtern. Wir haben achthundert Jahre Einschüchterung durch die Engländer ertragen, jetzt muss genug sein. Das kann ich Ihnen versprechen.«
»Und, was wollen Sie tun? Mich erschießen?«, fragte ich.
»Wenn Sie nicht aufhören, mich zu belästigen, werden Sie von meinem Anwalt hören«, sagte er, schloss die Tür des Lieferwagens und fuhr davon.
»Verdammte Bullen«, murmelte jemand, doch als ich mich umdrehte, um zu sehen, von wem das kam, schauten alle weg.
Die Menge löste sich auf, und ich stand da und sah Freddies Wagen nach, der über den Marine Highway davonfuhr. Ich ging zurück zu Laura. Mein Tee war noch warm. Sie fragte mich, was ich gemacht hätte, aber es war mir zu peinlich, ihr das zu sagen. Wenn Crabbie das mitbekommen hätte, hätte er mir nicht in die Augen schauen können. Das war keine Polizeiarbeit, das war Frustration. Ein Mann, der sich an Strohhalme klammert.
Dusty Springfield sang eine frühe Version dieses
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