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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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drückte. Der Transporter sprang ein Stück vor, die Kupplung schleifte, der Motor ging aus. Der Fahrer geriet nicht in Panik. Er griff über seinen toten Partner hinweg, schnappte sich etwas vom Boden, und bevor ich reagieren konnte, feuerte er beide Läufe einer abgesägten Schrotflinte auf mich ab.
    Schrot kam mit 1,3 Kilometern die Sekunde auf mich zu. Hundertdreißig Meter in einer Zehntelsekunde.
    Glühend heißes Blei in Brust, Hals und Schulter.
    Meine geliebte Sterling glitt mir aus den Händen.
    Glühend heißes Blei und ein Gefühl der Schwerelosigkeit.
    Schwerelosigkeit, dann der harte Beton.
    Sterne.
    Schritte.
    Der Fahrer stieg aus. Er rollte seine Skimaske hoch undkam auf mich zu. Er zog eine Browning mit Schalldämpfer aus der Jackentasche.
    Ich hätte beinahe gelacht.
    Wozu jetzt noch einen Schalldämpfer?
    Er stand über mir und sah mich an.
    »Du musstest ja unbedingt deine beschissene Nase da reinstecken, oder? Du musstest unbedingt die Klappe aufreißen. Verstehst du keinen guten Rat? Nach all den Zigaretten, die wir dir gegeben haben?«, fragte er.
    Er hob die Waffe.
    Ich schloss die Augen. Hielt den Atem an.
    Ein Knall.
    Stille.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, sah mich Bobby Cameron an und schüttelte den Kopf. Billy White lag tot neben mir, sein Hinterkopf war weggepustet.
    Bobby grinste.
    »Warum?«, bekam ich noch heraus.
    Er zuckte mit den Schultern. »Die haben mich nicht gefragt. Die haben mich nicht um Erlaubnis gefragt, und das ist meine Straße!«
    Sein Grinsen verblasste.
    Die Sterne verblassten.
    Laura kam mit einer Decke über dem Kopf aus dem brennenden Flur gelaufen. Kluges Mädchen.
    Ich verlor Blut. Mein Kopf war ganz leicht.
    Sirenen.
    Bobby sicherte die 9-mm, wischte sie ab und legte sie neben mich.
    Ich nickte. Wenn ich überlebte, würde ich sagen, dass das meine Waffe sei.
    »Das ist meine verdammte Straße«, wiederholte Bobby.

22
DER DIALOG
    Hinein ins Weiße und wieder hinaus. Hinein in die Stille und wieder hinaus.
    Gesichter: Ma und Dad. Laura. Matty. McCrabban. Brennan. McCallister. Ärzte. Schwestern. Dann wieder Ma, die meine Hand hält. Tränen auf den Wangen. Tränen auf ihrem guten blauen Kleid. Angst in ihren blaugrauen Augen.
    Nacht.
    Alarm.
    Verschlechterung.
    Ärzte, jünger als ich. Ein alter Mann, den ich nicht kannte. Ein alter, aus dem Schlaf gerissener Mann, der Worte murmelte und mir ein Kreuz über die Stirn hielt. » Domine sancte, Pater omnipotens, aeterne Deus, qui benedictionis tuae gratiam aegris infundendo corporibus, facturam tuam multiplici pietate custodis, ad invocationem tui nominis benignus assiste, et famulum tuum aegritudine liberatum, et sanitate donatum dextera tua erigas, virtute confirmes, potestate tuearis, atque Ecclesiae tuae sanctae cum omni desiderata prosperitate restituas .«
    Ein Nachtschiff. Ein Nachtschiff, das die Irische See überquert. Eine Reise durch die Dunkelheit. Der Mond verdeckt durch Splitter von Dunkelheit. Die Sterne hauchen hermetische Lieder.
    Ein Brachvogel am Lavastrand. Prophezeiungen aus dem Vogelflug …
    Zeit verging.
    Ich konnte die Krankenschwestern an ihren Parfums erkennen.
    Ich spürte den Unterschied zwischen den Arbeitsschichten.
    Ich wusste, wann ich wach war und wann ich träumte.
    »Ach, es geht Ihnen schon viel besser«, sagte die Schwester mit dem netten schottischen Akzent und berührte vorsichtig meine Prellungen.
    Ich hatte Operationen hinter mir, bei denen Schrotkugeln aus Bauch, rechter Lunge und Brustkorb entfernt worden waren – eine hatte direkt vor der Aorta gelegen.
    Die Operationen waren langwierig, aber nicht kompliziert gewesen. Dann hatte es Komplikationen gegeben. Blutungen. Das Immunsystem hatte sich selbst angegriffen. Ich war für vier Wochen in ein künstliches Koma versetzt worden, nachdem sie meinen Schädel trepaniert hatten, um den Hirndruck zu senken. Weitere vierzehn Tage lang hatten sie mir Medikamente gegeben und mich halb bewusstlos gehalten. Bis ich wieder genau wusste, wo ich war, war es Mitte Juli.
    Es folgten sechs Wochen auf der Intensivstation. Mein Zustand besserte sich von ›kritisch‹ zu ›ernst‹, dann zu ›leichter Besserung‹. An Besuchern hatte ich keinen Mangel. Meine Ma, mein Dad. Tanten und Onkel aus ganz Irland. Der Großteil der Carrickfergus RUC. Laura.
    Schließlich wurde ich auf die normale Station verlegt. Ich lernte die Herzpatienten und Unfallopfer kennen. Die Welt außerhalb des Krankenhauses ging ohne uns weiter. Prince

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