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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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anderen.
    Am 23. September wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Laura fuhr mich in die Coronation Road. Der Rasen war gemäht, im Garten waren Rosen gepflanzt worden. Der Flur lag voller Karten und Briefe. Ich konnte kaum die Haustür öffnen.
    Chief Inspector Brennan kam mich besuchen und erklärte, ich solle mir bis zur Wiederaufnahme der Arbeit ruhig Zeit lassen.
    Würde ich machen, sagte ich zu ihm.
    Am folgenden Tag kam Bobby Cameron vorbei. Er brachte Schinken, Milch und Würstchen mit. Ich hätte im Alleingang ein sechsköpfiges Mordkommando der UFF erledigt, und unter normalen Umständen, wo ich doch Fenier sei und so weiter, wäre ich gut damit beraten, Nordirland zu verlassen, zumindest die Coronation Road.
    »Aber das hier sind ja keine normalen Umstände, oder?«, meinte Bobby mit einem verschlagenen Grinsen.
    »Sind sie nicht?«
    Er wies zum Himmel. Die da oben betrachteten die Gruppe als Abtrünnige, die sowieso ausgeschaltet gehört hätte. »Und Bobby und Shane, die beiden Schwuchteln und all das? Du hast ihnen einen Gefallen getan, verdammt. Wie peinlich.«
    »Sie werden mich also nicht umbringen?«, fragte ich.
    »Nur, wenn du im Laufe zukünftiger Ermittlungen jemandem auf die Zehen steigst.«
    Ich verzog das Gesicht. »Es ist meine Aufgabe, Leuten auf die Zehen zu steigen.«
    »Und du bist immer noch ein Bulle, ein katholischer Bulle noch dazu und jetzt auch noch berühmt, also wird die andere Seite weiter versuchen, dich umzulegen, oder?«
    »Fürchte ich auch.«
    Bobby ging zur Haustür. »Glückwünsche zu deiner Auszeichnung. Sag der Königin einen schönen Gruß von mir. Ich finde selbst hinaus.« Und damit ging er.
    Tage, Nächte. Der Herbst wich einem frühen Winter. Ich machte Spaziergänge durch Carrickfergus. Die Coronation Road entlang zur Küste, manchmal bis Whitehead und zurück. Ich wurde kräftiger. Ich stemmte Gewichte. Aß Steak. Ich ging auf den Schießplatz der UDR und arbeitete an meinen Fähigkeiten.
    Ich war seit zehn Tagen zu Hause, als der große Hungerstreik im Maze-Gefängnis endlich offiziell für beendet erklärt wurde. Zwei Tage später kündigte Nordirland-Minister James Prior an, dass die IRA-Gefangenen ihre eigene Kleidung tragen durften, eigene Zellen bekamen und sich gegenseitig besuchen konnten: Bis auf die Bezeichnung selbst wurde ihnen also der »politische Status« wiedergegeben.
    Zum ersten Mal seit April gab es keine nächtlichen Unruhen in Belfast. Es war vorbei.
    Am nächsten Tag kam mich der Mann besuchen.
    Er klingelte, kurz nachdem ich von einer Laufrunde zurückgekommen war. Ich trug noch Trainingshose und Ramones-T-Shirt.
    Der Mann trug einen Tweed-Anzug und handgenähte Schuhe. Es war relativ trocken, aber er trug einen Regenmantel, einen Trilby-Hut und einen Regenschirm. Er war etwa sechzig, hatte ein sympathisches Gesicht und tief sitzende blaue Augen. Seine Haut wirkte grau. Er erinnerte mich ein wenig an Sir John Gielgud, und seine Stimme besaß dieselbe Autorität, auch wenn sie einen kleinen Hauch »West Country«-Akzent aufwies.
    »Detective Sergeant Duffy?«, fragte er, als ich die Tür öffnete.
    »Ja?«
    »Ich bin Peter Evans. Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Ich schnaufte schwer.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Ich komme gerade vom Joggen zurück. Gehen Sie schon mal ins Wohnzimmer, ich hole mir nur ein Glas Wasser.«
    Das tat ich und kam zu Mr Evans ins Wohnzimmer. Er hatte sich auf das Ledersofa gesetzt und besah sich ein Exemplar von Die Insel der Verdammten , das ich dort hatte liegenlassen.
    »Ein gutes Buch?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Ich war unter Orde Wingate in Burma, ein sehr außergewöhnlicher Mensch. Unorthodox.«
    Ich setzte mich ihm gegenüber in den Sessel. »Sie sind von MI5, richtig?«
    »Wir benutzen diesen Namen nicht gern.«
    »Sie sind hier, um mir einen Mordsschrecken einzujagen, oder? Waren Sie schon bei Laura? Sie sollten ihr besser nichts antun.«
    »Oh, das steht ganz außer Frage. Oh, meine Güte, nein. Wir sind uns einig, was sie beide angeht. Wir haben viele Gespräche über Sie und Dr Cathcart geführt.«
    »Wir reden nicht. Wir haben es kapiert«, erklärte ich.
    Der Mann lächelte. »Ja, das wissen wir. Das habe ich denen schon im Juni gesagt. Gentlemen, sagte ich, diese beiden jungen Leute sind in Ordnung.«
    Gänsehaut. Natürlich, denn wenn wir nicht in Ordnung wären, würden wir diese Unterhaltung nicht führen. Wir wären tot.
    Evans seufzte und tippte auf das Buch. »Der

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