Der katholische Bulle: Roman (German Edition)
die ich den Text geschrieben hatte: »Wie eiskalt ist dies Händchen! Lassen Sie es mich wärmen. Was nützt das Suchen? Im Dunkeln findet man nicht. Aber zum Glück haben wir eine Mondnacht, und hier haben wir den Mond ganz nahe.«
Er besah sich das Blatt und schüttelte den Kopf.
»Er verhöhnt das Opfer, Sir. Und uns. Er will uns verarschen. Er verrät uns, dass er die Hand abgetrennt und anderswohin gebracht hat. Er spielt mit uns, Sir.«
Brennan schüttelte wieder den Kopf und beugte sich vor. Er nahm die Lesebrille ab und legte sie auf den Tisch. »Hören Sie, Sean, Sie sind neu hier. Ich weiß, Sie wollen sich einen Namen machen. Sie sind ehrgeizig, das gefällt mir. Aber Sie können nicht einfach herumspazieren und alles und jeden nach Belieben als ›Serienkiller‹ bezeichnen. Uns fliegt sowieso schon die Scheiße um die Ohren. Da draußen können Siekeinen Stein werfen, ohne nicht gleich einen Schmierenschreiber zu erwischen. Die suchen doch nur nach einem Aufhänger, das wissen Sie doch. Und glauben Sie mir, ich kenne Carrick, durch und durch. Serienkiller. Na, kommen Sie schon. So was gibt es hier nicht. Okay?«
»Wenn Sie es sagen, Sir.«
Er lächelte versöhnlich. »Und außerdem braucht es für einen Serienkiller ja wohl mehr als nur ein Opfer, richtig?«
»Unser Bursche auf dem Barn Field und dann die Hand des anderen Kerls. Macht zwei.«
Brennan schob mir das Notenblatt wieder zurück. Er nahm einen Schluck kalten Kaffee aus dem Becher auf seinem Schreibtisch. »Wem haben Sie noch von Ihrer Theorie erzählt?«
»McCrabban und Sergeant McCallister. Ich werde Matty ebenfalls einweihen müssen.«
»Gut. Niemand sonst. Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen?«
»Vielleicht stehen wir kurz vor einem Durchbruch, Sir. Wir haben jetzt zwei Sätze Fingerabdrücke, die gerade alle Kanäle durchlaufen.«
Brennan nickte und setzte die Brille wieder auf. Ich stand auf. »Erledigen Sie Ihren Job, erledigen Sie ihn gut und leise«, murmelte Brennan und studierte wieder die Daily Mail .
»Jawohl, Sir.«
»Ach, noch was, Sean.«
»Ja, Sir?«
»›Träger Bursche, summt uns aber die Ohren voll.‹ Dreizehn waagerecht. Sechs Buchstaben.«
Ich dachte kurz nach. »Drohne, Sir?«
»Drohne? Drohne, ja, genau. Okay, Sie dürfen gehen.«
Ich ging hinaus. Es war spät, und das Revier leerte sich langsam. Ich lieh mir ein paar Zigaretten von einem der Schreibtische und ging hinaus auf die Feuerleiter, um nachzudenken.
In Belfast gab es wieder Ärger. Signalraketen zischten über den heraufziehenden Abendhimmel. Ein Gazelle-Hubschrauber flog tief übers Wasser des Lough. Kleine Kinder gingen am Revier vorbei und zeigten sich gegenseitig, wie man am besten einen Molotowcocktail über den Zaun warf.
Eine Stadt, gemartert vom eigenen Blitzkrieg.
Eine Stadt, die ihre eigenen Brunnen vergiftete, ihre eigenen Felder versalzte, sich das eigene Grab schaufelte …
3
EINE ANDERE MELODIE
Ich rauchte die Zigaretten auf, und als der Regen einsetzte, kletterte ich wieder hinein, schloss die Beweismittel im Büro des CID ein und fuhr nach Hause. Die Kühe waren verschwunden. Der Kuhmist war von ein paar Geschäftstüchtigen aufgesammelt und eingetütet worden. Mrs Campbell erzählte mir alles über die große Flucht der Kühe und dass Arthurs hochgeschätzte Rosen ruiniert seien und wie wütend er sein würde, wenn er von der Nordsee zurückkäme, was, wie sie hinzufügte, noch zwei lange, einsame Wochen dauern würde.
Ich ging in die Küche und mixte mir einen großen Wodka Gimlet. Ich warf ein paar gefrorene Pommes in die Fritteuse und leerte eine Dose Bohnen in einen Topf. Dann briet ich mir zwei Eier und aß alles zusammen auf.
Um sieben rasierte ich mich und zog Hemd, schwarze Jeans, Lederjacke und Doc Martens an. Dazu kam noch ein schwarzer Ledermantel. Das sah gut aus, aber auch ein wenig nach Han Solo, also hängte ich den Mantel wieder in den Schrank.
Ich ging hinaus. Ein Streuner schloss sich mir an. Schwarzer Labrador. Freundlich. In Victoria Estate gab es Dutzende streunender Hunde und Katzen, die von den Kindern in der Gegend gefüttert und manchmal adoptiert wurden. Auf halber Strecke die Barn Road entlang, kam ein Mann aus seinem Haus gestürmt: weißes Unterhemd und Vorschlaghammer.
»Jetzt bist du dran!«, schrie er. »Diesmal bist du aber so was von dran!«
»Wieso?«
»Dein Köter hat mir gerade ans Gartentor geschissen. Hab ich dich endlich erwischt, du Mistkerl. Dafür wirst du büßen,
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