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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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rückwärts zum Land Rover. Der Anführer der Meute war ein hässlicher Kerl mit kahlrasiertem Schädel in Celtic-FC-Shirt mit einem Porenbetonstein in der Hand.
    »Das ist unsere Gegend, ihr beschissenen Bullenschweine!«, verkündete er und warf mit dem Stein nach mir. Ich wich aus, konnte aber nicht verhindern, von ein paar anderen Steinen an der Jacke getroffen zu werden.
    »Rein mit dir, Sean!«, brüllte Crabbie.
    Als ein beeindruckender Hagel unterschiedlichster Wurfgeschosse auf mich zugeflogen kam, sprang ich auf den Beifahrersitz.
    »Und, wie kam die Ghandi-Nummer bei den Eingeborenen an?«, fragte McCrabban mit mürrischer Befriedigung. Eine Milchtüte zerplatzte auf der Windschutzscheibe. Ich schloss die Wagentür.
    »Die haben noch viel über die moralische Autorität der Gewaltlosigkeit zu lernen.«
    »Schätze, wir sollten lieber verschwinden«, sagte Crabbie. Er schaltete die Scheibenwischer ein, ließ den Motor aufheulen und fuhr langsam durch die Menge. Vielleicht war einer von ihnen unser Mörder. Ich versuchte, ihre Gesichter zu erkennen, doch durch die Milch und die Wurfgeschosse war das nicht möglich. Flaschen und Ziegel prallten vom kugelsicheren Glas und den stahlgepanzerten Wagenseiten ab. »SS RUC! SS RUC! SS RUC!«, skandierte die Meute. Nach etwa zwanzig Minuten hatten wir allerdings erfolgreich das Ende der Straße erreicht, ohne dass wir einen Platten hatten.
    Fünf Minuten später waren wir auf der Crumlin Road, nach weiteren fünf Minuten befanden wir uns wieder in Sicherheit im protestantischen North Belfast. »Alles in Ordnung da hinten?«, fragte ich die Jungs.
    »Alles bestens«, antwortete Matty. Aber durch das Gitter hindurch roch es nach Scheiße. Einer der beiden Reservisten hatte sich in die Hosen gemacht.
    Eine halbe Stunde später, im Büro des CID, öffnete Matty den braunen Umschlag; McCrabban, Chief Inspector Brennan, Sergeant McCallister und ich sahen zu.
    Ein A4-Blatt. Schreibmaschine, einzeiliger Abstand:

    Immer noch kein Wort über mich im Belfast Telegraph!!!! Sie nehmen mich nicht ernst!!!!! Sie haben bis zur Montagsausgabe Zeit, danach bringe ich jede Nacht eine Schwuchtel um!!!! Ich werde sie aus diesem Jammertal befreien. Die Schwuchteln im Fernsehen und bei der Polizei und überall!!!! Lee McCrea. Dougal Campbell. Gordon Billingham!!!! Scott McAvenny. Ich kenne sie alle!!! STELLT MICH NICHT AUF DIE PROBE!!!!! Meine Geduld ist bald am Ende!!!!
    Matty machte ein halbes Dutzend Kopien von dem Schreiben, bevor er sich an die Spurensuche machte. Nach zehn Minuten hatte er bereits herausgefunden, dass es sich bei der Schreibmaschine um eine alte mechanische Imperial 55 handelte.
    Lee McCrea war ein BBC-Moderator der regionalen Spätnachrichten. Dougal Campbell war Talkmaster bei Radio Ulster, Gordon Billingham Sportreporter bei UTV. Scott McAvenny leitete Scott’s Place, das einzige anständige Restaurant in Belfast. Tatsächlich waren sie alle schwul, nicht bekennend, aber bekannt dafür.
    »Wie lautet das Urteil, meine Herren?«, wollte ich wissen.
    »Ein Irrer!«, erklärte Matty.
    »Ein Irrer, der tippen kann, ohne einen einzigen Fehler zu machen«, entgegnete ich.
    Brennan sah mich an. »Sehr gut, Sean, was springt Ihnen noch entgegen?«
    »Das ist keine sehr umfangreiche Liste, oder? Vier ziemlich offenkundig Homosexuelle.«
    »Aye, plus die beiden, die er schon umgelegt hat«, fügte McCallister hinzu.
    »Schätze, wir sollten wohl besser eine Pressekonferenz für Montagmorgen einberufen«, erklärte Brennan.
    »Und die vier sollten wir besser unter Polizeischutz stellen«, schlug ich vor.
    »Ich rufe Special Branch an«, meinte Brennan müde.
    Ich überflog noch einmal die Nachricht und setzte mich. Mir dröhnte der Schädel. Ich war von einem Dutzend Steinen und halben Ziegeln getroffen worden, und einer davon war direkt auf meinem Schutzhelm gelandet.
    Ich sah aus dem Fenster zu den Schiffslaternen hinaus, die über den schwarzen Lough in den Tiefwasserkanal von Belfast hinausglitten. Brennan redete mit mir, aber ich hörte ihn nicht. Ich sah, wie das Lotsenboot unterhalb der Burg losfuhr, um einen Frachter in den kleineren, schwierigeren Hafen von Carrick zu lotsen.
    »… nach Hause«, kam Brennan zum Ende.
    »Was?«
    »Ich sagte, Sie sehen aus wie Elvis in dem BBC-Special von 1977, warum gehen Sie nicht nach Hause?«
    »Ich habe noch was zu erledigen.«
    »Gehen Sie. Trinken Sie was, nehmen Sie ein Bad. Ist vielleicht für eine Weile die letzte

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