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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Gelegenheit, hab gehört, dass die Arbeiter im Kraftwerk in Streik treten wollen.«
    »Ich kann nicht. Ich warte immer noch auf die Fingerabdrücke meines Unbekannten.«
    »Ich werde warten. Sie gehen. Das ist ein Befehl, Sean.«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich beschloss, zu Fuß zu gehen. Ein Fehler. Der Regenguss erwischte mich auf der Victoria Road. Schwerer, kalter Regen aus einem Tiefausläufer über Island.
    Coronation Road. Torfqualm, der urirische Gestank, stieg auf und vermischte sich mit dem Regen. Licht und Angst und Depression fielen durch die Netzgardinen.
    Haus Nr. 113.
    Ich schloss auf und ging hinein. Das mein Telefon abgehört werden sollte, hatte ich ganz vergessen, deshalb war ich überrascht, einen schwarzen Kasten neben dem Apparat vorzufinden. Kernoghans Jungs hatten sonst keinerlei Spuren hinterlassen. Ich zog mich aus, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Eine halbe Dose Heinz Baked Beans. Ein Stück angetrockneter Käse. Ich aß Bohnen und Toast, zündete den Petroleumbrenner an und ging ins Bett.
    Ich träumte von dem Mädchen im Wald.
    Die Sonne war untergegangen, und nach und nach erschienen die Sterne über dem westlichen Schottland, dem östlichen Irland und dem versunkenen Reich dazwischen. Ich habe den Wald noch nie gemocht. Meine Großmutter hatte mir erzählt, der Wald sei der Zugang zu einem anderen Ort. Dort lauerten Dinge, die wir nur halb erkennen konnten. Vorzeitliche Wesen. Shees . Schattenhafte Geschöpfe, die einst über die Erde gewandelt waren, nun aber überflüssig schienen, auf ihre Aufgaben warteten, darauf warteten, in Träumen zu wirken.
    » Le do thoil «, sagte ich zu ihnen auf Irisch, aber sie wollten nicht hören, riefen mich, hinter Eichen und Elfenbäumen versteckt, verhöhnten mich, lockten mich, bis mich um drei Uhr früh der Lärm von Sirenen aufschrecken ließ.

7
SAMSTAGNACHT UND SONNTAGMORGEN
    Ich lag nicht im Bett. Ich hatte auf dem Treppenabsatz vor dem Petroleumofen geschlafen. So langsam wurde er zu meinem fötalen Raum. Ich trug ein Thin-Lizzy-T-Shirt und eine graue Trainingshose. Ich konnte mich nicht erinnern, beides angezogen zu haben.
    Ich ging nach unten und öffnete die Haustür. Die ganze Straße war auf den Beinen.
    Ich ging bis zum Ende des Gartenwegs. Im Haus der Clawsons, Nummer 79, brannte es. Ich schloss mich den Gaffern an, denn wer kann schon einem Feuer widerstehen? Ein kleines Mädchen in einem dreckigen Kleidchen brachte mich auf den neuesten Stand. »Frittenpfanne ist hochgegangen. Hat die ganze Küche in Brand gesetzt.«
    In jeder Küche gab es Gasöfen und Frittierpfannen, deshalb war eine brennende Fettpfanne wohl die beliebteste Methode, die diese Protestanten hatten, um ihre Häuser abzufackeln. Platz zwei war der ebenfalls sehr beliebte Kaminbrand, Nummer drei die im Suff auf den Teppich geworfene Kippe. Warum jemand allerdings um diese Uhrzeit irgendwas frittieren wollte, war mir ein Rätsel.
    Es wurden immer mehr Schaulustige, und ich erkannte sogar Leute, die aus der Barn Road hergekommen waren. Die Küche brannte; trotz aller Bemühungen der Feuerwehr griffen die Flammen auf den Rest des Hauses über.
    Mrs Clawson kreischte was von Aquarium, und als ein zweiter Feuerwehrwagen mit Schaumkanone eintraf, ging einer der Männer ins Haus und rettete die Fische.
    Als die Flammen schließlich eingedämmt waren, brachdie Menge spontan in Applaus aus, und den Feuerwehrleuten wurden Tee und Kekse in die Hände gedrückt – bestimmt netter, als in den katholischen Vierteln mit Ziegeln beworfen zu werden. Sie pumpten weiter Schaum ins Haus, der auf die Straße quoll, sich in großen Wattebäuschen in die Luft erhob und hin und her geweht wurde.
    Mrs Clawson, die völlig aufgelöst war und in Bademantel ohne Schlüpfer dastand, weinte hemmungslos. Die Kinder spielten im Kunstschnee, und die Feuerwehrleute flirteten mit den alleinstehenden Frauen und grünen Witwen, deren Männer jenseits des Ozeans arbeiteten.
    Ich gähnte und sah auf die Uhr. 3 Uhr 20. Zeit, nach Hause zu gehen. Ich machte mich auf den Weg.
    Jemand packte mich von hinten am Hemd. Ich drehte mich um. Ein großer Kerl, eins fünfundneunzig, Wampe, Zapata-Schnurrbart, weißes Unterhemd und Jeans. Er war um die fünfzig, und auf seinem Kopf thronte etwas, das wie ein Mottenfiffi aussah, aber es wäre echte Schwerstarbeit gewesen, da raufzukommen und nachzuprüfen.
    »Wo hast du denn jetzt deinen schicken Wagen, Fenier?«, fragte er.
    Ich kümmerte mich nicht um ihn

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