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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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mindestens dreißig Menschen töteten.
    Ich musste gähnen, lief wieder über die Gleise und ging eine Minute am Meer entlang zum Revier. Am Eingang zeigte ich einem mir unbekannten Constable die Dienstmarke. »Morgenstund hat Gold im Mund, Sir«, meinte er.
    »Aye.«
    Ich schaute nach, ob die Fingerabdrücke endlich identifiziert worden waren, aber das waren sie natürlich nicht. Dann las ich noch einmal die Postkarte des Killers und den Hinweis vom Vertraulichen Telefon. Nichts, was mir entgegensprang.
    Ich wusste nicht, was ich sonst noch machen konnte, also zog ich meinen Schlafsack aus dem Spind, legte mich im CID-Büro auf das uralte Sofa und schlief wie ein Stein bis zum Morgen.

8
ORPHEUS IN DER UNTERWELT
    McCrabban und McCallister glotzten mich an. McCrabban hatte eine Kaffeetasse in der Hand.
    »Danke«, sagte ich, setzte mich im Schlafsack auf und nahm die Tasse. »Wie spät ist es?«
    »Neun«, antwortete McCallister.
    »Und welcher Tag?«
    »Sonntag«, sagte Crabbie.
    »Und ihr beide taucht hier am Sonntag auf? Warum?«, wollte ich wissen.
    »Nun, ich habe für morgen eine Pressekonferenz vorzubereiten, und Crabbie und Sie haben einen Mord zu klären«, meinte McCallister.
    Crabbie grinste. »Außerdem sind wir scharf auf den Sonntagszuschlag!«, verkündete er voller Freude.
    »Ich bin schon seit vier Uhr hier.«
    »Schlafen zählt nicht als Überstunden«, sagte McCallister.
    Ich trank einen Schluck Maschinenkaffee. »Ich hab nur meine Augen ausgeruht«, murmelte ich.
    McCallister wuschelte mir durch die Haare. »Frisch ans Werk«, sagte er.
    Crabbie trug einen Anzug. Als Kriminalbeamter trug er meist Zivil, bei ihm eine wilde Mischung aus grässlichen Jacken, Hemden und Krawatten. Ich hatte ihn noch nie in einem vernünftigen Anzug gesehen.
    »Wozu der Aufzug?«, fragte ich.
    »Ich war heute Morgen in der Kirche. Heute Abend wieder. Willst du mitkommen? Leg deinen römischen Hokuspokus ab und folge dem wahren Glauben«, erklärte er mit einem Glitzern in den Augen – das einzige Anzeichen von Humor in seinem reglosen Spock-Gesicht.
    Ich war schon mal bei einem presbyterianischen Gottesdienst in Ulster gewesen. Eine Meisterklasse in Langeweile. Das Gebäude selbst war absichtlich schmucklos, keinerlei Ornamente oder Verzierungen, nur einfache Holzbänke und eine Kanzel, auf der ein Bild vom brennenden Dornbusch drapiert war. Kein Hinknien, kein Weihrauch, keine übermäßig aufmunternden Lieder oder lauten Stimmen. Die Predigt war lang gewesen und hatte sich auf obskure Bibelstellen konzentriert.
    »Ach, lieber nicht«, sagte ich.
    Crabbies Schulterzucken schien anzudeuten, dass eine Stunde Langeweile nur ein kleiner Preis dafür war, nicht in Ewigkeit im Höllenfeuer sitzen zu müssen.
    »Wo ist Matty?«, wollte ich wissen.
    »Angeln in Fermanagh«, antwortete Crabbie.
    »Macht er sich nichts aus den sagenhaften Überstunden?«
    »Nichts geht ihm über sein sonntägliches Angeln.«
    Ich gähnte und räkelte mich. »Gibt’s was Neues in der Welt?«
    »Gerüchten zufolge wollen die Kraftwerksleute streiken.«
    »Weitere tote Hungerstreikende?«
    »Nein.«
    »Haben wir jemals ein Fax aus Belfast gekriegt, wer unser Unbekannter ist?«
    Crabbie schüttelte den Kopf. »Hätten wir schon gestern früh kriegen sollen. Weißt du, was ich glaube?«
    »Was denn?«
    »Ich glaube, da wird was vertuscht. Ich glaube, unser Unbekannter ist ein wichtiger Mann, und Belfast müht sich ab, Vorarbeit zu leisten, bevor sie uns Bescheid geben.«
    »Du leidest unter Verfolgungswahn«, tat ich ab, verbesserte mich aber sofort. »Obwohl William Burroughs mal gesagt hat, ein Irrer sei jemand, der weiß, was tatsächlich los ist.«
    »Das hat Billy Burroughs gesagt? Der Typ aus der Fischbude?«
    Ich trank den Kaffee aus und stand auf. »Gehen wir mal rüber ins Krankenhaus und schauen, ob unsere Pathologin schon was hat.«
    »Okay.«
    Es nieselte nur leicht, also gingen wir zu Fuß zum Carrick Hospital, die Taylor’s Avenue entlang und über die Fußgängerbrücke bei Barn Halt. Auf halber Strecke blieb ich stehen. »Ich war letzte Nacht hier«, sagte ich. »Wollte mal sehen, wie Lucy Moore verschwinden konnte. Ich weiß nicht, wie sie es gemacht hat. Ein Typ sieht sie zwei Minuten vor Eintreffen des Zugs auf dem Bahnsteig. Der Zug hält, ihre Ma beugt sich aus dem Fenster, um nach ihr Ausschau zu halten, aber sie ist nicht da. Wie geht das?«
    »Vielleicht hat sie jemand entführt.«
    »Unmöglich. Der Bahnsteig war voller

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