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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Unruhen in Ulster nach New York City geflohen war. Sie hatte dort mit sonst wem rumgehangen und machte keinen Hehl daraus, ließ andauernd Namen fallen wie Warhol, Ginsberg, Sontag. Das hatte mich alles nicht sonderlich interessiert, aber von ihrer Bude am St Mark’s Place war ich völlig hin und weg; schätze, ich hatte bewusst versucht, etwas von dieser Ästhetik für meine Wohnung zu übernehmen. Natürlich waren die Möglichkeiten dessen, was man in einer Orangenkiste von Reihenhäuschen in einer heruntergekommenen Sozialbausiedlung im entlegenen Nordirland tun konnte, begrenzt, aber wenn man die Augen schloss und die Musik lauter drehte …
    Ich goss das Glas mit Smirnoff auf, rührte um und schnappte mir irgendein Buch aus dem Regal.
    Es war James Jones’ Die Insel der Verdammten , das ich bei einem Weltkrieg-Zwei-Anfall zusammen mit Catch 22 , Die Nackten und die Toten , Die Enden der Parabel und so fort gelesen hatte. Jeder Bulle hatte normalerweise ein Buch dabei, für die Wartezeit zwischen den Einsätzen. Ich hatte im Augenblick keins, und das machte mich nervös. Ich überflog die eselsohrigen Lieblingsstellen, bis ich den Abschnitt fand, wo First Sergeant Welsh der C-wie-Charlie-Kompanie gerade beschließt, alle Männer auf dem Truppenschiff zwei ganze Minuten lang anzustarren, ihre Fragen zu überhören und einen Scheiß darauf zu geben, ob sie ihn für verrückt hielten, denn er war ja nun mal der verdammte First Sergeant und konnte tun und lassen, was er wollte, verflucht. Nett. Sehr nett.
    Nachdem ich die Szene gelesen hatte, schaltete ich den Kasten ein, stellte fest, dass der Papst noch lebte, und wechselte dann zu BBC 2, wo sie ein unbedeutendes Snooker-Turnier übertrugen, von d em ich bislang noch nie gehört hatte. Mir summte schon ein wenig der Alkohol in den Adern, und ich genoss das Spielchen zwischen Alex Higgins und Cliff Thorburn (beide waren bei ihrem fünften Bier angekommen), als das Telefon klingelte.
    Ich zählte mit. Sieben, acht, neun. Bei zehn ging ich in den Flur und wartete weiter.
    Nach dem fünfzehnten Klingeln hob ich schließlich ab. »Aye?«, fragte ich argwöhnisch.
    »Gute und schlechte Neuigkeiten«, sagte Chief Inspector Brennan.
    »Was sind die guten Neuigkeiten, Sir?«, wollte ich wissen.
    »Es ist in der Nähe. Sie können zu Fuß hin.«
    »Und die schlechten?«
    »Es ist übel.«
    Ich seufzte. »Oh Mann. Kinder?«
    »Nicht die Art von übel.«
    »Welche Art dann?«
    »Die haben ihm eine Hand abgehackt.«
    »Nett. Wo?«
    »Barn Field an der Taylor’s Avenue. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Aye. Sind Sie schon dort?«
    »Ich rufe aus dem Haus einer kleinen Dame an der Fairymount Terrace an.«
    »Eine hübsche kleine Dame?«
    »Schwingen Sie Ihren Hintern hierher, Sie Witzbold.«
    »Ich bin in zehn Minuten da, Sir.«
    Ich legte auf. Jetzt hätte der Serpico-Schnurrbart gepasst. Ich hätte mich im Spiegel im Flur betrachten, über den Schnurrbart streichen und grübeln können. So stand ich daund grübelte, während ich mir über mein stoppliges Kinn strich. Hübsches Timing für einen Mord, die Unruhen in Belfast, der Tod eines Hungerstreikenden und der arme alte Papst auf halber Strecke zwischen Himmel und Erde. Das bewies … was? Intelligenz? Glück?
    Ich schnappte mir meinen Regenmantel und öffnete die Haustür. Mrs Campbell stand noch immer da und schwatzte mit Mrs Bridewell, ihrer Nachbarin rechter Hand.
    »Müssen Sie schon wieder los?«, fragte sie. »Ach, die Bösen geben nie Ruhe, oder?«
    »Aye«, sagte ich voller Ernst.
    Sie sah mich mit grünen Augen an und schnippte die Asche von der Zigarette in ihrer linken Hand. Unten rührte sich etwas.
    »Es gab, ähm, vermutlich einen Mord auf der Taylor’s Avenue, ich muss los«, sagte ich.
    Die beiden Frauen wirkten ernsthaft schockiert, was mir verriet, dass ich zum ersten Mal, seit ich bei der Polizei angefangen hatte, den Gerüchten auf der Straße tatsächlich einen Schritt voraus war.
    Ich ließ die Frauen stehen und ging die Coronation Road entlang. Der Regen war einem Niesel gewichen, die Nacht war ruhig – die Akustik war so gut, dass man die in der Innenstadt von Belfast abgefeuerten Gummigeschosse bis hierhin hören konnte.
    Ich ging südwärts, vorbei an einem Haufen listiger kleiner Kerle, die mit einem geflickten Volleyball Fußball spielten. Sie taten mir leid, wegen ihrer arbeitslosen Väter und so. »Hi«, sagte ich und ging weiter an den Zeilen identischer Reihenhäuser vorbei, nur

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