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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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ausgebrannten Wagens. Der Wagen stand umgeben von Schutt im Windschatten der massiven Mauern der alten Ambler’s Mill Textilfabrik. Es handelte sich um einen Ford Cortina, der vor Jahren, vielleicht schon Jahrzehnten, geklaut und in Brand gesteckt worden war. Nun war er nur noch eine rostige Skulptur ohne Windschutzscheibe, Türen, Reifen.
    Von meiner Position aus konnte ich blondes Haar erkennen.
    Ich ging näher.
    Das Krimiserien-Klischee – die tote Blondine auf der Müllkippe. Hier handelte es sich allerdings nicht um eine Frau, sondern um einen dicken Kerl in einer Jeansjacke mit AC/DC-Logo.
    Er saß auf dem Fahrersitz, sein Kopf war zur Seite geneigt, der Hinterkopf war weggeschossen, sein Gesicht halb eingefallen. Er war um die dreißig, trug Jeans, die Jacke, ein schwarzes T-Shirt und Doc Martens. Seine Locken waren schmutz- und blutverklebt. Gleich rechts neben der Nase hatte er einen blauen Fleck. Seine Augen waren geschlossen, und die Wangen waren weißer als Schreibpapier.
    Der Wagen stand auf einer Anhöhe über dem hohen Gras und dem Brombeergestrüpp, nur ein paar Meter von einer beliebten Abkürzung über das Barn Field entfernt, die ich selber gelegentlich genommen hatte.
    Ich kniff der Leiche in den Nacken.
    Die Muskeln waren kalt, die Haut steif.
    Die Leichenstarre würde bald einsetzen. Der Bursche war also schon vor einer Weile umgebracht worden. In den frühen Morgenstunden oder sogar schon letzte Nacht.
    Sie waren entweder mit ihm hierher marschiert und hatten ihn erschossen oder hatten ihn erschossen und ihn von ihrem Fahrzeug, das sie auf der Taylor’s Avenue abgestellt hatten, hergeschleppt. Guter Platz jedenfalls. Nachts kam hier niemand vorbei, der einen Mord oder die Leichenbeseitigung hätte beobachten können, aber bei Tageslicht würde man die Leiche bald finden. Zehn Minuten weiter die Straßen entlang wäre man zwar gleich auf dem Land gewesen, aber jetzt, wo die Armee überall Kontrollposten errichtete, konnte man nicht vorsichtig genug sein.
    Wieder sah ich mich nach Fußspuren um. Da waren Dutzende. Matty, Tom und die beiden Reserve-Constables waren hergekommen, um sich die Leiche anzuschauen. Sie wussten es nicht besser, Gott möge sie schützen, aber ich machte mir eine mentale Notiz, einen kleinen Vortrag über »Die Kontaminierung eines Tatorts« zu halten; in ein, zwei Wochen vielleicht, wenn mich jeder kannte.
    Ich umkreiste den Wagen in einiger Entfernung und ging zur hohen Fabrikmauer, die zusammen mit den breiten Ästen einer Eiche einen kleinen geschützten Platz bildete. EineMatratze auf dem Boden. Ein Sofa. Ein alter Fernsehsessel. Müll. Haufenweise Gefrierbeutel. Spritzen. Kondome. Offenbar ein ehemaliger Treffpunkt für Junkies oder Teenager. Ich hob einen der Gefrierbeutel auf, öffnete ihn mit etwas Mühe und roch daran. Klebstoff. Alles schien schon ein paar Monate alt. Die Teenager hatten in der Zwischenzeit offenbar ein leeres Haus aufgestöbert, in dem sie high werden und eine neue Generation zeugen konnten.
    Ich kontrollierte die Sichtachsen. Man konnte den Wagen von der Straße und von dem Pfad über das Barn Field aus sehen. Sie – wer immer sie waren – wollten, dass man die Leiche fand.
    Ich kehrte zum Wagen zurück und besah mir noch einmal die Leiche. Bleiche Wangen, ein durchstochenes Ohr, kein Ohrring. Die linke Hand des Opfers befand sich dort, wo sie hingehörte; die rechte Hand war abgetrennt worden und lag im Fußraum auf dem Gaspedal. Dem Mann war erst in die Brust geschossen worden, dann in den Hinterkopf. An der Hand fand sich nicht sonderlich viel Blut, was womöglich hieß, dass sie erst abgetrennt worden war, nachdem das Herz des Opfers aufgehört hatte zu schlagen. Andersherum würde man von mindestens zwei Tätern ausgehen müssen – einem, der ihn festhielt, einem, der die Knochensäge schwang. Hatte man ihn aber erst erschossen und ihm dann die Hand abgetrennt, dann war die Sache auch für einen Einzeltäter zu schaffen.
    Ich sah mich nach der üblichen Plastiktüte mit den dreißig Sixpence- oder Fünfzig-Pence-Stücken um, fand aber keine. Meistens hinterließen sie dreißig Silberlinge, wenn sie Informanten erschossen, aber nicht immer.
    Hier ist die Hand, die das schmutzige Geld genommen hat, und hier ist der Judaslohn.
    Die rechte Hand wirkte klein und jämmerlich, wie sie da auf dem Gaspedal lag. Auf den Knöcheln der linken Hand fanden sich Narben von so mancher Prügelei.
    Ich holte Luft, nickte und reckte mich.
    »Und?«,

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