Der katholische Bulle: Roman (German Edition)
der Polizei akzeptieren, wenn Sie schnell machen.«
Der Mann kletterte auf die Motorhaube, machte ein paar hübsche Bilder und drückte mir zwei frische Fünfziger in die Hand. Ich gab Matty einen Schein und steckte den anderen selbst ein.
Matty legte einen Gang ein und fuhr zur M2. »Wohin?«, fragte er.
»Zu Betty Dennis, dem Blumenladen auf der Scotch Quarter in Carrick.«
Wir entgingen der Rushhour und waren in einer Viertelstunde wieder in Carrickfergus. Die Dockarbeiter hatten zum Streik aufgerufen, deshalb hatten sich vor dem Supermarkt und dem Gemüsehändler aus lauter Panik Schlangen gebildet, aber niemand wollte seine paar Kröten für Blumen vergeuden, also hatte ich bei Betty Dennis keinerlei Probleme. Ich kaufte einen Strauß Nelken, eine nette, neutrale Blumenart. Langweilig, aber neutral.
»Carrick Hospital«, sagte ich zu Matty.
Wir stellten den Rover ab und gingen mit den Blumen zur Aufnahme. Hattie Jacques bemühte sich nicht um ein Lächeln. Ich gab ihr die Blumen.
»Die sind für Dr. Cathcart«, erklärte ich.
»Ich werde sie ihr geben«, erklärte Hattie.
»Ist sie da?«
Hattie sah mich streng an. »Dr. Cathcart hat mir ausdrücklich aufgetragen, weder Sie noch sonst irgendeinen Polizisten in die Chirurgie vorzulassen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe zu arbeiten.«
Matty grinste, klopfte mir auf die Schulter und führte mich hinaus in den Regen. »Das ist heftig, Mann, die Frau Doktor ist kein Fan von dir. Sie hat dich abgeschossen! Wie den Roten Baron«, führte er aus.
»Der Rote Baron hat die anderen abgeschossen.«
»Aber nicht am Ende, Sean. Nicht am Ende!«
»Ach, halt den Mund! Halt den Mund und fahr uns zu Lucy Moores Haus. Ich hab die Adresse auf die Straßenkarte geschrieben.«
»Wird gemacht, Chef, wird gemacht«, sagte er und lachte wieder.
Lucys Eltern wohnten auf einer großen Farm unweit von Carrickfergus. Ihr Vater, Edward O’Neill, war ein Nationalist der alten Schule, einer der wenigen katholischen Parlamentsabgeordneten in der Stormont Assembly, und genoss in republikanischen Kreisen noch immer einen guten Ruf. Die O’Neills hatten drei Kinder, zwei Mädchen, Lucy und Claire, und einen Sohn, Thomas. Claire war Vertragsanwältin mit Sitz in Dublin und London, Thomas war Rechtsanwalt in London. Lucy musste wohl das schwarze Schaf gewesen sein, das einen Nichtsnutz wie Seamus Moore geheiratet hatte.
Wir stellten den Wagen ab und wurden von Daphne O’Neill, einer vorzeitig gealterten, grauhaarigen Dame, in den Wintergarten geführt.
Edward saß mit einer Decke über den Knien am Fenster. Er war ein großer Mann, der tief gefallen war, ein König oder Politiker im Exil.
Wir tranken Tee und unterhielten uns.
Lucys Eltern hatten nichts mehr hinzuzufügen. Sie trauerten um ihr verlorenes Kind. Das Schlimmste, was auf der Welt geschehen konnte, war eingetreten. Chief Inspector Brennan hatte sie bereits informiert.
Sie waren um ein Kind beraubt worden, trieben ziellos auf dem Meer des Kummers. Sie zeigten uns die Postkarten und Briefe, die Lucy aus der Republik Irland geschickt hatte. Wir hatten Fotokopien davon in den Akten, und die Originale verrieten auch nicht mehr.
»Hat Lucy einem von Ihnen, oder vielleicht Claire, einen irgendwie gearteten Hinweis darauf gegeben, dass sie schwanger war?«
Lucys Mutter schüttelte den Kopf. Sie hatte hohe gewölbte Wangenknochen und einen würdevollen weißen Dutt. Ihr Gesicht war von Tränen benetzt, und in all diesem Schmerz wirkte sie ungeheuer schön.
»Keinen Piepser, man konnte auch nichts sehen, sonst hätte ich das schon zu Weihnachten bemerkt.«
»Traf sie sich mit jemandem? Hatte sie einen Freund oder eine neue Bekanntschaft?«
»Nein! Nicht, dass wir wüssten. Nach der Scheidung von Seamus? Nein. Sie hatte viele Freunde rings um Sinn Fein, aber wir alle fanden, es wäre besser, sich eine Weile bedeckt zu halten. Ach Lucy, mein liebes, liebes Mädchen. Ich begreife das nicht, ich begreife das einfach nicht!«
»Lebt das Baby noch?«, wollte Mr O’Neill wissen.
Ich bekam kein Wort heraus und sah Matty hilfesuchend an.
»Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass dies im Bereich des Möglichen ist«, antwortete er zögernd. »Wir haben keinerlei Spuren im Woodburn Forest gefunden. In den Krankenhäusern und Missionen wurden in der letzten Woche fast zwei Dutzend Neugeborene abgegeben.«
Es wurde ganz still im Raum. Mr O’Neill räusperte sich und sah zum Fenster hinaus. Die langen
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