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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Sinn Fein über Schwule?«
    Er lachte. »Wir haben keine politische Position dazu.«
    »Wo waren Sie am Abend des 12. Mai?«
    »Zu Hause.«
    »Allein?«
    »Allein.«
    »Wann sind Sie zu Bett gegangen?«
    »Keine Ahnung. Um elf?«
    »Was haben Sie den ganzen Abend gemacht?«
    »Fern gesehen.«
    »Und Sie sind direkt zu Bett gegangen?«
    »Ja.«
    »Und eingeschlafen?«
    »Fast sofort.«
    Ich runzelte die Stirn und biss mir auf die Lippen.
    »Frankie Hughes ist am 12. Mai gestorben. Opfer Nummer zwei. Ganz Sinn Fein muss doch vor Aufregung aus dem Häuschen gewesen sein, und Sie sind ins Bett gegangen?«
    »Ich konnte für Frankie nichts tun. Und ich wusste, dass der Mittwoch ein aufwühlender, anstrengender Tag werden würde. Und das war er auch, das kann ich Ihnen sagen.«
    Freddie deutete auf die Uhr.
    »Hören Sie, tut mir leid, aber … Zeit, meine Herren, bitte.«
    Wir standen auf. Im Hinausgehen warf ich ihm, ganz Columbo, noch eine Frage hin: »Sie kannten nicht zufällig Lucy Moore, oder?«
    »Welche Lucy?«, entgegnete er mit leerem Gesichtsausdruck.
    »Seamus’ Frau.«
    »Die Kleine, die sich aufgehängt hat?«
    »Aye.«
    »Leider nicht. Was hat die denn mit alldem zu tun?«
    »Rein gar nichts, wie’s aussieht«, grummelte Matty.
    »Sprechen Sie Italienisch, Mr Scavanni?«
    »Natürlich.«
    » Che gelida manina … Wissen Sie, was das heißt?«
    »Na ja, offenbar ein Dialekt … Irgendwas mit Händen?«
    »Ja.«
    Er zeigte erneut auf die Uhr. »Meine Herren, bitte, die fünfzehn Minuten sind um.« Er deutete mit einem Gesichtsausdruck auf die Tür, der besagte, falls wir noch weitere Fragen hätten, sollten wir nicht zögern, uns zu verpissen.
    Ich ging mit Matty in die Crown Bar, wir hatten ein fantastisches Pork Rib Stew und ein Guinness zu Mittag. Ein paar junge Frauen sägten eifrig auf Fiedeln und Gitarren herum und spendierten uns die irischen Klassiker über die Hungersnot, Pferde, die bösen Briten …
    »Was denkst du, Chef?«, fragte Matty.
    »Wegen Scavanni?«
    »Aye.«
    Ich trank einen Schluck. »Ich glaube, er verheimlicht was.«
    »Denke ich auch.«
    »Hast du die Schreibmaschinen gesehen? Alles elektrisch.«
    »Aye. Hast du gehört, was er über Tommy gesagt hat? ›Ich habe keine Ahnung, warum Tommy zu Walter gesagt hat, dass er zu mir wollte.‹ Was hat das zu bedeuten?«
    »Dass Walter lügt?«
    »Oder dass Tommy Walter angelogen hat? Und was sollte die Ahnungslosigkeit wegen Lucy, wo er doch wusste, dass sie der Grund war, warum wir heute Morgen im Maze waren? War er so sehr damit beschäftigt, etwas Wichtiges zu verheimlichen, dass er beschlossen hat, alles zu verheimlichen?«
    »Da komm ich nicht mit«, räumte Matty ein.
    Wir aßen zu Ende, quatschten noch eine Weile mit den Kollegen auf dem Revier Queen’s Street, kontrollierten zwanzig Minuten lang die Unterlagen bei British Telecom (Scavanni hatte tatsächlich in der Nacht des 12. Mai bei Tommy angerufen) und arrangierten ein Treffen mit Billy White.
    Dann holten wir den Land Rover ab und fuhren ins Rathcoole Estate in Nord-Belfast, ein protestantisches Ghetto aus nichtssagenden, düsteren Wohntürmen und Straßen voller heruntergekommener Reihenhäuser. Kaum Läden, viel Beton, viele Graffiti, keine Arbeit, nichts, was die Kinder tun konnten, außer sich einer Bande anzuschließen.
    Sie bewarfen uns zwar nicht mit Molotowcocktails, als wir in die Siedlung fuhren, aber von den vier Türmen herab regnete es eine ordentliche Ladung Eier und Milchkartons.
    Wir kamen in die Einkaufsmeile und fanden recht schnell Billy Whites Bude, eingeklemmt zwischen einem Wettbüro und einem Spirituosengeschäft. Das Ladenschild verkündete großspurig: »Rathcoole Loyalistischer Pool-, Snooker- und Billardsalon«.
    Die Graffiti an den Wänden ringsum verkündeten, dies sei das Territorium der UVF, der RHC (Red Hand Commando, eine weitere illegale protestantische Miliz) und Rathcoole KAI, einer Gruppe, von der ich noch nie gehört hatte.
    Der Eingang war mit einem kugelsicheren Gitter versehen, auf der Straße gab es Bremsschwellen, und ein halbes Dutzend Burschen in Jeans und Jeansjacken hockten draußen herum. Matty und ich stellten den Rover ab, passierten das Gesocks und betraten den Laden.
    Es gab ein paar Pooltische, und weitere Männer in Jeans spielten Darts und Snooker.
    »Seid ihr die Bullen, die zu Billy wollen?«, fragte einer von ihnen, ein Riese, dessen kahlrasierter Schädel an der nikotindurchtränkten Decke kratzte.
    »Aye«,

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