Der Katzenelf (German Edition)
und etwas aufsässige Nixe, die sich für schöner und klüger hielt als ihre Schwestern. Kaskade liebte eigenwillige Wesen, doch jetzt hatte Vailea Mondiana nicht gehorcht. Wütend betrat sie die Höhle in der sich der kleine See befand, umwuchert von saftig grünen Schlingpflanzen, in denen die Nixen lebten und wo sie sehnsüchtig darauf warteten, wieder in das Verborgene Reich zurückzukehren. Das durfte nie wieder passieren!
Isa saß bei weit geöffnetem Fenster an ihrem Schreibtisch und strichelte vor sich hin. Mit leichtem Schwung warf sie eine Skizze aufs Papier, die eine Nixe mit einem riesigen Fischschwanz und einem grazilen Körper darstellte. Sie griff nach dem fleischfarbenen Aquarellstift und verlieh der Figur Farbe. Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie Prinz auf den Tisch sprang und sich wohlig in der Sonne dehnte und streckte. So sah sie auch nicht, wie er auf ihre Zeichnung sah und sich seine schwarzen geschlitzten Pupillen plötzlich in große runde und sehr erstaunte Katzenaugen veränderten. Als sie anfing, die Haare der Nixe schilfgrün anzumalen, sah sie auf und bemerkte ihren Kater. Verschleierten sich seine braungoldenen Augen? Ihr schien, als blicke er an ihr vorbei in eine andere Welt, eine Welt die sie nicht kannte, so fremd war plötzlich der Ausdruck seiner Katzenaugen. Sie hielt ihm ihren Entwurf hin und fragte: „Kennst du diese Frau, von so einer schönen Nixe habe ich letzte Nacht geträumt! Es war ein sehr seltsamer Traum. Zuerst war ich mit Taras zusammen und die Welt war voll Liebe. Dann kam dieses Geschöpf, weckte mich auf und der Elfenprinz war fort! Und dann träumte ich von Kaskades Höhle und von einem rotbraunen Stein, dessen Strahlen mich anlockten und mir eigenartige Bilder vorgaukelten!
Diese Nixe war nicht so liebevoll wie die anderen Wesen in meiner Traumwelt! Sie war so kühl, eigenartig, so verhalten und irgendwie doch boshaft. Dauernd hatte ich das Gefühl, sie mag mich nicht! Dann ließ sie mich auch noch in der Höhle allein zurück und ich ging nach draußen. Ich stand auf einem hohen Felsen und unter mir der See und der Wasserfall, der plötzlich so zornig brauste und toste. Ja, die ganze Landschaft hatte sich plötzlich verändert! Das Liebliche war fort und die steilen Felsen erschienen mir sehr bedrohlich! Vielleicht habe ich irgendetwas falsch gemacht, ich glaube das Wasserwesen mochte mich nicht. Nein, denn sonst hätte sie mich dort oben doch nicht zurück gelassen, allein mit meiner Höhenangst und dem grauenhaften Schwindel und der Furcht, ich würde in die Tiefe fallen! Und dann fiel ich wirklich! Brr, es war ein grauenhafter Traum!“
Isa legte ihre Stifte hin, kraulte Prinz und vergrub ihr Gesicht in seinem nach Honig duftenden Fell. „Und doch, ich traf erneut Mondiana und erhielt wieder einen Auftrag. Wir müssen nochmals einen Stein finden, einen wunderschönen Hämatit. Er befindet sich in der Nähe eines Berges, der wie eine Pyramide aussieht!“
Sie ließ die Katze los, trat zum Fenster und sah zum Buckligen Berg hinauf, dessen runder, brauner und schneefreier Kopf in den wolkenlosen Augusthimmel ragte. Der Tag war zu schön um ihn mit Zeichnungen von boshaften Nixen zu vergeuden. Sie beschloss mit ihren Tieren aufs Joch hinauf zu der Quelle zu wandern. Dort war es kühl und sie würde auf der Decke liegen und den Tag vom sanften Bergwind umstreichelt, angenehm erträumen. Doch daraus wurde nichts. Gerade als sie ihren Rucksack hervorholte, hörte sie das Knarren ihres Gartentores und sah Benno auf das Haus zukommen.
Sie hatte seinen Besuch völlig vergessen und zur Flucht war es jetzt leider zu spät. Mit einem resignierten Seufzer öffnete sie ihm und ließ ihn eintreten. „Wie schön dich wieder zu sehen Isa“, sagte er und trat ein. „Was willst du Benno?“, fragte Isa ungeduldig und schielte verlangend zu ihrem Rucksack, der halb geöffnet auf dem Boden stand. „Ich wollte gerade zu einer Wanderung aufbrechen, ich möchte diesen herrlichen Tag nicht im Haus vertrödeln!“ „Du kannst ein andermal wandern meine Liebe“, meinte Benno selbstgefällig in seiner überheblichen, herrischen Art und setzte sich. Diesen Ton kannte sie von früher und wie in ihrer gemeinsamen Zeit hielt sie ihren Mund und verachtete sich selbst dafür. Er trug eine schwarzlederne Aktentasche bei sich, die er nun hastig öffnete und daraus einige Papiere entnahm.
„Ich werde mich sehr kurz fassen und mein Besuch ist nicht
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