Der Katzenelf (German Edition)
ihrer Bergstöcke ein paar Meter tiefer und sie stieg ein Stück talabwärts um ihn zu bergen. Als sie sich bückte um den Stock aufzuheben, stieß ihr Fuß gegen einen tennisballgroßen bemoosten Stein. Verwundert hob sie ihn auf. Er hatte eine seltsame Form und als sie etwas von seinem Bewuchs abkratzte, sah sie, dass der Stein darunter eine schmutzig rote Färbung hatte. Schnell entfernte sie die Flechten und die Erde und rieb ihn an ihrem Anorak ab. Sie hob ihn gegen die Sonne und in deren Licht strahlte er schillernd orange- bis rot glühend auf. Während sie den Feueropal gegen den Himmel hielt und sein schillerndes Farbenspiel bewunderte, hörte sie plötzlich von oben eigenartige Laute, fast wie das Maunzen einer kleinen Katze.
Überrascht drehte sie sich zu dem Felsen um und da bemerkte sie über sich in Augenhöhe plötzlich eine faustgroße dunkle Öffnung im Stein. Es war eine winzige Höhle, eigentlich nur ein Loch, das aussah, als hätte sich ein kleineres Tier wie ein Murmele oder Wiesel im Felsinnern einen Schlafplatz geschaffen um zu überwintern.
Isa holte schnell ihre Taschenlampe aus dem Rucksack und leuchtete das Innere ab. Sie sah jedoch nur feuchte Erde und schwärzliches Dunkel. Daher kletterte sie ein Stück hinauf und als ihre Füße einen kleinen Felsvorsprung fanden, auf dem sie sicher stehen konnten, leuchtete sie nochmals in die Höhle hinein. Ja ganz hinten, zwischen Moosgeflecht, Wurzeln und Spinnweben, saß eine kleine weibliche Gestalt. Der Körper war mager und schmutzig grau, verkrustet mit Erde. Ihr Haar hatte die gleiche Farbe wie die grauen Flechten angenommen, doch als der Lichtstrahl die halb geschlossenen Augen traf, öffneten sie sich weit und Isa konnte die goldgrünen Pünktchen in einer hell ockerbraunen Iris erkennen.
„Wie Tigeraugen“, dachte Isa. Sie versuchte ihre Hand in die Höhle zu strecken um der Feuerhexe zu helfen, doch die Öffnung war zu schmal. Da kam Isa eine Idee. Sie hielt den Feueropal nochmals gegen die Sonne und als er wieder in rötlich-orangenen Tönen auf schillerte steckte sie ihn schnell in die Öffnung des Loches. Es zischte als würde Feuer auf Wasser treffen und ein Funkenregen von rotglühenden Sternchen stob strahlend wie ein Komet über sie, Prinz und Wolf hinweg. Und plötzlich fauchte ein weiterer feuriger Strahl aus dem schwarzen Hohlraum und warf Isa mit einer gewaltigen Wucht den Felshang hinunter.
Sie fiel auf weiches Moos und als sie sich benommen aufrichtete, stand Fuma, die Feuerhexe vor ihr. In voller Größe und Schönheit, strahlender und leuchtender als sie sie von ihrem Traum her in Erinnerung behalten hatte. Die züngelnden Flammen verwoben sich zu einem hauchdünnen rotschimmernden Schleier, der ihren wunderschönen elfenbeinfarbenen Körper nur mäßig bedeckte.
Die kupferroten Haare schimmerten mit Hunderten goldenen Lichtern in der Septembersonne und während Isa sie vollkommen verwirrt und sogar erschrocken anstarrte, war plötzlich Prinz an ihrer Seite und die Hexe verneigte sich voller Ehrfurcht vor der schwarzen Katze. Dann trat sie zu Isa und strich ihr zärtlich übers Gesicht. „Ich danke dir Menschenfrau, für das was du für mich, das Verborgene Reich und vor allem was du für Taras getan hast und weiterhin tun wirst!“
Ihre weiche glatte Hand wanderte abwärts und legte sich mit leichtem, sanftem Druck auf Isas Herz, das unter diesen zarten Fingern plötzlich laut zu pochen anfing. Fuma beugte sich herab, küsste ihr die Wangen und flüsterte: „Ich bin die Hüterin des Feuers aber auch die Schutzherrin der Liebenden und ich weiß, wie Liebe weh tun kann. Schon heute kann ich fühlen wie sehr dein Herz einmal brennen wird, so heiß dass keine Tränen diesen Schmerz lindern können. Doch glaube mir, ich werde da sein um dir zu helfen!“ Und dann verschwand sie in einem Schwall von rotglühendem Gefunkel im Nachmittagsblau des Herbsthimmels.
Isa stieg wieder zum Joch ab. Inzwischen war schon später Nachmittag und die Schatten der dunklen Tannen und Fichten wurden bereits länger. Etwas entfernt, von unten vom Wald herauf, hörte sie das Gebrumm einer Motorsäge. Da es schon so spät war, beschloss sie eine Abkürzung über einen steilen Waldsteig, zu nehmen, der direkt in die Nähe ihres Hauses führte. Dann konnte sie noch vor Einbruch der Dunkelheit zuhause zu sein. Sie stapfte zügig den schmalen Steig hinunter. Irgendwie war plötzlich bis auf das sägende Geräusch alles so still und fast etwas
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