Der Katzenelf (German Edition)
durch ihr plötzliches Auftauchen gestört zu werden, sich des Schmuckstückes zu bemächtigen. Und sie erinnerte sich an Bennos Worte: „Das ist ein alter, wertvoller Stein!“ Und dann meinte er damals doch noch: „Was ist, wenn es ihm der Postbote vom Hals klaut?“
Isa dachte: „Der Postbote war es sicher nicht, aber vielleicht der seltsame Mountainbiker damals im Wald als sie vom Stillen Tal abstiegen. Der wollte doch schon damals den Rucksack mit der Katze an sich bringen!“ Das Tuch! Sie rannte in das Schlafzimmer und holte den Rucksack vom Schrank. Ja, das Halstuch war noch da. Und wieder stieg Isa der seltsame Geruch in die Nase und plötzlich wusste sie, wer der vermummte Radler war! Der ganze Rucksack roch nach einer Mischung aus Weihrauch, Muskat, Vanille und Tabak, vermengt mit Schweiß!
Er hatte das gleiche Odeur wie heute Abend der Mann, der Anna immer so schlecht behandelte, den sie nie leiden konnte und dem sie von Anfang an misstraut hatte: Devananda! Sie schüttelte den Rucksack aus und mit einem leisen Klappern fiel jenes Messer heraus, das sie damals vom moosigen Waldboden aufgehoben hatte.
Sie war plötzlich sehr ruhig. Devananda musste ihre Katze wegen dem antiken Tigerauge gekidnappt haben. Geschah es vielleicht in Bennos Auftrag? Hatte er sich jetzt auf diese Reise nach Schottland begeben, damit sie ihn nicht verdächtigen würde? Sie erinnerte sich an die hell erleuchteten Fenster des Schlosses. Devananda war sicher heute Nacht im Schloss geblieben. Wahrscheinlich lachte er zusammen mit den Frauen über ihr gelungenes Bravourstück. Die Rothaarige und der widerliche Guru, dieser scheinheilige Esoteriker, dieser Dieb!. Isa ballte ihre Fäuste und versuchte die Wut zu unterdrücken, die plötzlich in ihrem Innern hochloderte und in ihrer Seele brannte wie eine Flammensäule. Wenn sie Prinz nur nichts angetan hatten! Voller Angst schrie sie laut in die Nacht über den See!
„Wo seid ihr alle, ihr Wesen aus dem Verborgenen Reich! Ich brauche Euch! Bitte helft mir jetzt!“ Doch draußen blieb es ruhig. Sie erhielt keine Antwort, so sehr sie auch zum Vollmond hinaufstarrte, der kalt leuchtend dort oben im Nachtblau stand. Es kam keine Hilfe aus einer anderen Welt. Sie war allein, allein mit ihrem verletzten Hund und ihre Katze war fort. Noch vor ein paar Stunden hatte sie Prinz in ihren Armen gehalten und den Duft seines weichen Felles eingeatmet, glücklich darüber, dass er sich an sie schmiegte und sie die Wärme seines Körpers spürte. Und jetzt war er verschwunden! Sicher brauchte er ihre Hilfe, vielleicht war er verletzt oder sogar schon tot. Sie schüttelte sich und unterdrückte einen Aufschrei. „Nein, nicht daran denken, nur nicht daran denken!“ Sie musste hinauf zum Schloss und wehe demjenigen, der sie daran hinderte, ihre Katze zurück zu holen!
Sie befahl Wolf im Haus zu bleiben, knipste im ganzen Haus sämtliche Lichter an und lief den Hügel zum Schloss hinauf. Bald dämmerte es, das nächtliche Blauschwarz des Waldes wich schon jetzt einem schemenhaften Schwarzgrün und der Mond war nur mehr eine bleiche, milchig weiße Scheibe am dunkelgrauen Herbsthimmel, der sich noch nicht entscheiden konnte, ob er in diesem Moment Tag oder Nacht war. Als sie keuchend am Tor beim Schloss angekommen war, blieb sie stehen. Ihr ganzer Körper war nass vor Schweiß. Ihr Herz raste und klopfte so laut, dass sie glaubte, dass jeder in ihrer Nähe das Pochen hörte.
Die Fenster im Schloss waren noch immer erleuchtet, also schliefen die Bewohner noch nicht. Sie holte das Messer aus ihrer Tasche. Dieses Messer hatte Devananda damals im Wald verloren und nun wollte sie es benutzen, wenn es ihr notwendig erschien. Zuerst die Hunde. Sie versuchte das Tor zu öffnen, doch es war verschlossen. Sie verzichtete, auf die Glocke zu drücken und stieg über das Eisengitter. Als sie mühsam versuchte, auf der anderen Seite hinunter zu klettern, blieb sie mit ihrer Sporthose an einem der Zacken hängen. Die Hose riss knirschend und dann spürte sie einen brennenden Schmerz als das scharfzackige Metall durch den Stoff ratschte und ihre Haut verletzte. Mühsam unterdrückte sie einen lauten Aufschrei und fiel auf der anderen Seite des Zaunes auf den Boden. Als sie sich hochrappelte, tastete sie nach dem Riss in ihrer Hose und hielt plötzlich etwas Steinernes, Hartes in ihrer Hand.
Der kleine Granat, den sie auf der Suche nach Prinz unter ihrem Bett gefunden und in die Hosentasche gesteckt hatte, war
Weitere Kostenlose Bücher