Der Katzenelf (German Edition)
jetzt in ihrer Hand und sie spürte, wie er sich plötzlich erwärmte. Sie starrte einen kurzen Augenblick verwundert auf den Stein, denn nun schimmerte und strahlte er dunkelrot auf, so wie die Zaubersteine aus dem Verborgenen Reich aufleuchteten, wenn sie aktiv wurden. Während sie immer noch verwundert auf das seltsame Funkeln starrte, merkte sie auf einmal, dass sie nicht mehr alleine war. Zwei schwarze riesige Schatten standen, ohne einen Laut von sich zu geben vor ihr. Beide Hunde starrten sie aus seltsamen gelborange glühenden Augen an! Unbeweglich wie perfekt trainierte Soldaten hockten sie vor ihr, jeder einzelne Muskel gespannt und die Ohren steil aufgerichtet, so als warteten sie nur darauf, dass sie sich wieder bewegte und sie damit einen Grund hatten, zuzubeißen. Sie blieb wie erstarrt stehen, das Messer in ihrer einen Hand, und in der ausgestreckten anderen, den dunkelrot leuchtenden Granat. Der Strahl des Steines funkelte den Hunden entgegen und tauchte sie für Sekunden in einen rötlichen Schein und verwandelte sie in zwei rotglühende Höllenhunde.
Doch in dem Moment als das rotglimmernde Licht die Tiere erfasste, warfen sie wie auf einen unhörbaren Befehl, ihre drahtigen Körper auf den Boden und legten ihre großen Köpfe brav zwischen ihre riesigen Pfoten. Sie wedelten mit ihren Ruten, wie freundliche Haushunde. Ohne lange nachzudenken lief sie, das Messer in ihrem Anorak verbergend, an den beiden vorbei und klopfte laut an die Schlosstüre. Die Hunde gaben keinen Laut von sich und folgten ihr nicht.
Sie hörte gerade dem Nachhall ihres lauten, forderndem Pochen zu, immer mit einem Blick zurück auf die zwei Hunde, als plötzlich die Eingangstüre mit einem Ruck aufgerissen wurde. Vor ihr stand die rothaarige Frau. Sie trug noch immer ihr schimmerndes Abendkleid, nur ihre Haare wallten wie kupferne Flammen jetzt offen über ihre Schultern herab und sah Isa fragend und mit einem sehr spöttischen Lächeln an. Isa zog das Messer aus der Tasche. Sie bemühte sich krampfhaft dabei ruhig zu wirken, doch ihre Finger, die das kalte Metall berührten waren schweißnass und als sie sprach, merkte sie, dass ihre Stimme zu laut und sehr hysterisch klang, ja sie schrie in einem fast herrischen Ton: „Wo ist er, wo ist Devananda und was hat er mit meiner Katze gemacht?“
Die Frau, die den Eingang versperrte, war größer als sie und hatte durchtrainierte, muskulöse Arme. Sie lächelte weiter ihr eigenartiges, höhnisches Lächeln und blies Isa lässig den Rauch ihrer Damenzigarillo ins Gesicht. Sie schien vor dem Messer keine Angst zu haben, sondern sah die aufgebrachte nächtliche Besucherin nur weiter mit ihren grünschimmernden Augen belustigt an. Dann warf sie mit einem verächtlichen Schnippen den Stummel ihrer Zigarillo auf die Erde und sagte mit einer seltsamen rauen Stimme: „Was soll das? Sind Sie betrunken oder eine weitere abgelegte und daher wütende Geliebte meines Freundes Devananda? Was wollen sie mit diesem lächerlichen Messer hier, möchten Sie Devananda wirklich damit drohen und was für eine Katze suchen sie denn?“
Isa hob das Messer, doch die Rothaarige umklammerte blitzschnell mit einem harten Griff ihre Hand und lachte nur. Während Isa noch diesem bitteren, höhnischen Lachen nachhorchte, sagte plötzlich eine sanft süß klingende Stimme hinter der großen Frau. „Dana, du bist wieder einmal viel zu heftig. Bitte doch unseren Gast herein!“ Isa sah, wie sich eine kleine schmale Gestalt aus dem Hintergrund löste. Die Rothaarige packte Isa und schob sie ins Innere.
Drinnen erkannte sie die schwarzhaarige Schlossbesitzerin. Sie stand da, umstrahlt vom warmen Schein der Flurlampen, eine zierliche, wunderschöne, fast kindlich anmutende Gestalt mit langen schwarzroten Locken, die wie ein dunkler seidener Vorhang auf elfenbeinfarbene Schultern herab fielen. Sie trug ein purpurnes weit ausgeschnittenes Hauskleid aus Samt und ihre Augen glühten wie verglimmende Kohlen. War es ein triumphierendes Glühen? Mit einer anmutigen Geste wies sie auf eine Türe und als sie dann einen großen Raum mit einem ausladenden Erker betraten, bemerkte Isa das Fernglas am Fensterbrett liegen. Sie erkannte draußen, ein paar hundert Meter entfernt ihr eigenes Haus am See, das jetzt direkt in ihrem Blickfeld lag und der Schein aus den erhellten Fenstern leuchtete einladend und freundlich zu ihr herüber.
Die Schlossbesitzerin bot ihr Platz an einem riesigen Tisch an und stellte ein Glas vor
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