Der Katzenelf (German Edition)
ein Marmorkästchen in die Mitte des Tisches direkt vor Isa hin. Sie trat zu den hohen Fenstern und zog die schweren Vorhänge zu und sperrte damit die Herbstnacht aus, die nun doch bald der nahenden Dämmerung weichen musste, die bereits über den Buckligen Berg ins Tal herunter kroch.
Sie löschte alle Lichter bis auf eine Stehlampe, die die Papiere beleuchtete. Der übrige Raum war plötzlich in ein diffuses Dunkel getaucht und alle Personen, die den großen Tisch umstanden, die zwei Frauen, der Echsenmann, Prinz und sein Korb und auch Isa wirkten nun wie schemenhafte Schatten.
Rubina öffnete den geheimnisvollen Behälter aus rotem Marmor und Isa sah überrascht auf den riesigen Edelstein, der in einem weiteren Kästchen lag, und dass dessen Boden aus Bambusholz und die schimmernden Stangen, die diese zusammenhielten, aus kostbaren Karfunkelsteinen gefertigt waren. Fasziniert starrte sie auf den größten Rubin, den sie jemals gesehen hatte und der von den rot schimmernden Stäben umschlossen, wie ein gefangenes Tier im Käfig vor ihr lag. Sie erkannte an seinem Leuchten, dass es ein Geburtsstein der Elfen sein musste. Allerdings schien ihr, als wäre sein Strahlen matter und lange nicht so intensiv und glühend wie alle anderen Steine, die sie für die Wesen des Verborgenen Reiches gefunden und gerettet hatte. Ein gefangener zauberkräftiger Rubin! Dann fiel ihr plötzlich das Tigerauge ein und sie blickte in das Innere des Katzenkorbes und bemerkte, dass Prinz das Tigerauge nicht mehr trug. Man hatte es ihm also abgenommen! War es Devananda, als er ihre Katze durch den Wald trug? Oder hatte man das Lederband erst hier zerschnitten? Die Hände des Echsenmannes! Es waren Kratzer von den Krallen ihrer Katze die solche Spuren auf seiner Haut hinterlassen hatten! Vielleicht hatte Devananda gar nichts damit zu tun, denn Prinz musste sein Amulett wild entschlossen verteidigt haben! Isas Zorn wurde immer größer, doch sie wusste, wenn sie sich jetzt unüberlegt ihren Gefühlen hingab, dann war Prinz verloren. Etwas Drohendes und Beängstigendes lag in diesem Raum und die seltsamen Hausbewohner schienen ihr wie Geschöpfe aus einer anderen Welt. Aus einer anderen Welt?
Schlagartig wurde Isa klar, dass dies hier keine normalen Menschen waren, das waren Wesen ähnlich jenen, denen sie in ihren Träumen begegnet war, doch keine solchen Lichtgestalten bei deren Begegnung sie Liebe, Güte, süße Sehnsucht und Frieden empfunden hatte, sondern das Gegenteil davon. Diese Leute hier versetzten sie in Schrecken, bei ihnen verspürte sie nur Angst und Panik. Und plötzlich erkannte sie, dass Taras‘ Feinde sich hier versammelt hatten um sie beide zu vernichten.
War diese Frau, die diesen riesigen Rubin besaß, eine Elfe, so wie Mondiana oder ein Hexen ähnliches Wesen wie Kaskade und Fuma? Nein dieses Geschöpf mit der kindlichen Figur musste eine Elfe sein, sie hatte die gleiche, zarte Gestalt ähnlich wie Mondiana, und aus ihren schwarzen Locken blitzen hin und wieder, kleine spitzgeformte Ohren hervor, nicht so überzeichnet wie die Ohren eines Fauns, aber doch Elfenohren! Die große Rothaarige war sicher eine schwarze Hexe, eine von jenen Nachtgeschöpfen, die Schadenzauber anrichteten und die sie nur aus Märchen und nicht aus ihren Träumen kannte. Außer der kleinen boshaften Vailea war Isa im Verborgenen Reich nur liebevollen Wesen begegnet. Alle Elfen und Hexen, denen sie ihre Steine und damit auch sie selber gerettet hatte, versprachen ihr Hilfe und Unterstützung. Doch wo waren sie jetzt?
Rubina richtete den Strahl der Stehlampe auf die Papiere und legte sie vor Isa ausgebreitet auf den Tisch. Mit einer weiterhin sanften, jedoch leicht überheblichen Stimme, die plötzlich in einen harten, metallischen Ton umschlug, sagte sie: „Und nun Isa hast du die Wahl! Dies hier sind Übertragungsurkunden, wie du an den Unterschriften siehst, bereits rechtlich beglaubigt und genehmigt. Hier, erkennst du das Zeichen und den Stempel deines Bürgermeisters? Und hier deinen eingefügten Namen! Für ein paar schöne Worte und Gesten von mir hat er bereits vorher schon alles beglaubigt. Dies ist eine Abschrift der Besitzurkunde des Stillen Tales und dies hier die des Grundstückes mit der Quelle unterhalb des Jochs am Buckligen Berg. Dein früherer Geliebter, Benno und ich werden dieses Tal und das ganze Gebiet hier in eine wunderbare Tourismusgegend verwandeln, zum Wohle des Dorfes und der Menschen hier. Alle werden Arbeit
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