Der Katzenelf (German Edition)
unterhielten sich. Als es Mitternacht wurde, warfen sich beide ihre Mäntel um, eilten nach draußen. Sie begrüßten zusammen mit Prinz und Wolf in der kalten Winternacht fröhlich das Neue Jahr.
Mohan legte schüchtern seinen Arm um Isa, die es nur am Rande bemerkte, weil sie träumerisch in den dunkeln Nachthimmel zum Buckligen Berg hinaufstarrte und die Sterne betrachtete. ‚Ich wünsche mir einen Menschen, der mich so liebt wie ich bin‘, dachte sie sehnsüchtig und fragte unhörbar die dunkle Neujahrsnacht: ‚Aber wo bist du, Seelengefährte, wo auf dieser weiten Erde könntest du wohl sein? Ob mein Wunsch im kommenden Jahr in Erfüllung gehen wird? ‘
Als sie so in den Himmel starrte, fühlte sie plötzlich wie Mohan den Arm von ihren Schultern nahm und verwundert auf Prinz und Wolf starrte. Alle zwei versuchten ihn sanft aber beharrlich von Isas Seite weg zu drängen, so als wollten sie mit ihren weichen Fellkörpern Isas dünn bestrumpfte Beine wärmen, die in Moonboots steckten. Er wandte sich kopfschüttelnd ab und wankte, die Champagnerflasche unter seinen Arm gedrückt, zurück ins warme Haus. Isa und ihre Tiere blieben alleine in der eisigen Neujahrsnacht draußen. Während drinnen ihre Gäste, plötzlich wieder erwacht, munter und lustig, grölten, sangen und sich fröhlich zuprosteten, standen die drei draußen im kalten Schnee und blickten durch die fast schwarze Nacht zu den leuchtenden Sternen hinauf. Isa dachte: ‚Dort oben ist vielleicht meine Zukunft, ein Stern der irgendwann niederfällt und sich in jemanden verwandelt, der mich liebt. Warum habe ich als moderne Frau eine so eigenartige Sehnsucht? ‘ Sie wickelte sich in ihren Flauschmantel und bewunderte weiter die vielen hell glänzenden Lichtpunkte.
‚Wie goldleuchtende Juwelen auf einem samtdunklen Krönungsmantel‘, dachte sie, während Taras sich fragte, wie viele Bewohner aus dem Verborgenen Reich dort oben als Stern leuchteten und welche von ihnen jemals wohl wiederzurückkehren würden und wenn, in welcher Gestalt. Und Walid träumte von Welf, dem Wolfs-Elf und seinem Rudel, von den sternhellen, klaren Nächten im ewigen Eis und Schnee der Wilden, Verwunschenen Berge des Verborgenen Reiches.
Isa schlief diese Nacht nicht mehr. Als die Sterne am Himmel verblassten und das Morgenlicht erst grau und dann rosaviolett über den Buckligen Berg kroch, spazierte sie mit ihren Tieren rund um den kleinen See und beschloss für ihre Gäste ein Frühstück zu bereiten.
Sie merkte sofort, dass Anna mit Wilhelm Devananda die Nacht verbracht hatte. Blass, aber fröhlich tauchten beide aus dem kleinen Appartement auf, stiegen vorsichtig Hand in Hand über die im Wohnzimmer am Boden in Schlafsäcken eingemummelten Tagschläfer und setzten sich zum großen runden Tisch, auf dem bereits ein üppiges Frühstück stand.
Gebratener Speck, in Butter knusprig geröstete Kartoffelscheiben und Rühreier dufteten verlockend und so machten sie sich kichernd, sich andauernd küssend und beschnuppernd, über die Speisen her, während sich Isa bange fragte, ob Wilhelm Devananda für Anna auch wirklich der Richtige war. Sie wollte nicht, dass ein Mann ihrer Freundin weh tat und sie so benutzte wie Benedikt es bei ihr gemacht hatte. Doch dann schüttelte sie unwillig ihr rotblondes Köpfchen, drehte ihre langen Locken zu einem Knoten und trug Berge von schmutzigem Geschirr in die Küche.
„Es geht mich einfach nichts an“, sagte sie sich, während sie Gläser, Teller und Besteck in den kleinen Geschirrspüler stapelte. „Ich benehme mich ja bereits als wäre ich ihre Mutter, dabei ist sie ein Jahr älter als ich und bereits erwachsen – oder?“ Sie warf den Spüllappen in das Waschbecken und starrte zum Küchenfenster hinaus.
Die eiskalte Silvesternacht war einem föhnigen Neujahrstag gewichen und der strahlte mit einem leuchtenden Januarhimmel. Weiße fedrige Fetzenwolken durchzogen das flimmernde Blau. Nun, wo es Mittag wurde, zwang eine goldene Sonne auch die kaum mehr vorhandenen Hochnebel, sich endgültig aufzulösen.
‚Na super‘, dachte sie weiter und reinigte das völlig verfettete Fonduegerät. Morgen ist Vollmond und dazu Föhn, da ist es wohl besser wenn die meisten meiner Gäste heute schon abreisen, denn lieber möchte ich mit Wolf und Prinz nachmittags eine Winterwanderung machen. Ein warmer Tag, dazu meterhoher, verlockend glitzernder Schnee im Wald, egal was die anderen vorhaben, ich werde den Weg zum Buckligen Berg durch den
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