Der Katzenelf (German Edition)
hoch.
Sie drehte sich um und sah einen der großen Hunde vom Schloss, der sich aus dem undurchdringlichen Dickicht der Tannenbäume löste und zuerst langsam und bedächtig, kaum wahrnehmbar wie ein flüchtiger dunkler Schatten, doch dann mit immer schnelleren Sätzen auf sie zulief. Plötzlich war auch der Zweite da und sie kamen immer näher, leise, ohne einen Laut. Sie waren um einiges größer als Wolf, eine seltsame Mischung zwischen Dogge und amerikanischem Kampfhund mit spitz nach oben zulaufenden Ohren und dunkelbraunem Fell. Ihr Atem stob in kleinen Eiswolken aus ihren hochgezogenen Lefzen. Isa stellte sich kampfbereit vor Wolf um ihn zu schützen. Angst stieg in ihr hoch und vergeblich versuchte sie, dieses grauenhafte Gefühl von großer Panik zu unterdrücken. Kurz bevor die Hunde sie erreichten, blieben sie kurz stehen und fingen laut, dumpf und grollend zu bellen an. Dann sprang sie einer plötzlich an und Isa fiel rücklings in den tiefen Schnee.
Aus seinem Maul tropfte ekliger Speichel auf ihr Gesicht und sie schloss gerade entsetzt die Augen und wartete auf den Biss als plötzlich ein peitschender Knall das laute Bellen unterbrach, das sofort in ein wimmerndes Winseln überging. Blut spritzte auf ihre Haut und färbte den Schnee neben ihr rot.
Sie dachte noch: „Mich hat er erwischt, jetzt ist Wolf dran!“, doch sie verspürte seltsamerweise keinen Schmerz, nur den schweren, warmen in der kalten Winterluft vom Schweiß dampfenden Hundekörper auf ihrer Brust, einen winzigen Augenblick lang roch sie noch sein feuchtes Fell, doch dann glitt ihr Bewusstsein in ein gnädiges Dunkel.
Isa erwachte, als eine brennende Flüssigkeit durch ihre Kehle rann, die sie zum Husten brachte und sie versuchte sich aufzusetzen. Sie starrte in Trimmels hellblaue Augen, die sie besorgt musterten. Er hielt ihr eine Flasche mit Vogelbeerschnaps an die Lippen und befahl ihr in einem Ton, der keine Widerrede duldete: „Trink noch einen Schluck, Mädchen! - Es ist nichts passiert, eines der Tiere hat eine leichte Schussverletzung, ein Streifschuss. Ich musste leider schießen, diese verdammten Hunde reißen anscheinend nicht nur unser Wild, sondern sind auch noch scharf auf Mann dressiert! Das wird ein Nachspiel für die Herrschaften vom Schloss haben, verdammt noch mal!“
Sie sah, dass er beide Hunde an einen Baum angebunden hatte, der eine saß neben seinem verletzten Kameraden, der an seinem Vorderlauf leckte. Blut sickerte in den Schnee. Trimmel merkte, dass es ihr besser ging und kümmerte sich nun um den verwundeten Hund.
Mit kundigen Händen verband er das verletzte Tier, das sich plötzlich lammfromm von ihm berühren ließ, während sich Wolf knurrend und mit aufgestellten Haaren schützend vor Isa stellte und mit hochgezogenen Lefzen die Hunde nicht aus den Augen ließ. Auch Prinz hatte seinen Fluchtbaum verlassen und hockte nun neben ihr.
„Verdammt schade um die schönen Tiere“, murmelte Trimmel erbost und streichelte den Hund, der plötzlich wie ein friedliches, riesiges Plüschtier wirkte. „Versuch aufzustehen Isa“, sagte der Förster dann und half ihr hoch. Sie spürte, dass ihre Knie weich wie Gummi waren, aber tapfer erhob sie sich ächzend und blieb zu ihrer Verwunderung auch stehen. Sie konnte keine Verletzung an sich feststellen, das Blut im Schnee war nur von dem Hund, der sie umgeworfen hatte. Trimmel band die zwei Rüden zusammen an eine Leine und pfiff seinem eigenen Jagdhund, der folgsam sofort kam.
„Wir gehen jetzt zuerst ins Schloss hinunter und dann bringe ich dich mit meinem Geländewagen heim. Der steht nämlich dort unten, direkt beim Jagdschloss, das ist auch der kürzere Weg! Hopp, auf geht’s!“ Und er schulterte sein Gewehr und zusammen stiegen sie ins Tal.
Das Jagdschloss war ein ansehnlicher Ansitz. Es stand auf einer leichten Anhöhe über dem Dorf und ungefähr hundert Meter Fluglinie schräg gegenüber von Isas Haus. Das Anwesen wurde Anfang des achtzehnten Jahrhunderts erbaut und war immer noch im Besitz derselben vermögenden Familie, die jedoch nicht aus dieser Gegend, sondern angeblich aus Schottland stammte, und das Gebäude seit dem Krieg an gut betuchte Mieter verpachtete.
Man munkelte, dass hier vor vielen tausenden von Jahren einmal ein großer prächtiger Palast erbaut worden war, aber es gab keine gültigen archäologischen Beweise dafür, auch wenn die Dorfkinder immer wieder heimlich versuchten aus dem seltsamen fetten, manchmal rötlichen Boden, der
Weitere Kostenlose Bücher