Der Katzenelf (German Edition)
oder zu befehlen!“
Wieder blies sie den Zigarettenrauch in sein Gesicht und lachte: „Ich führe jetzt ein herrliches Leben, Benno. Ich bin frei, verdiene genug Geld um mich und meine Tiere zu ernähren und ich liebe das alte Häuschen meiner Großmutter. Ich wohne sehr, sehr gerne hier! Jeden Tag, wenn ich aus meinem Schlafzimmer auf den Buckligen Berg schaue, merke ich wie unbezahlbar meine Freiheit ist. Ja unbezahlbar!“
Ungläubig und zornig sah er sie an. „Du wirst schon sehen, wie deine Freiheit in ein paar Monaten aussieht! Das Haus hättest du schon lange zusammen mit dem wertvollen Seegrundstück verkaufen müssen, so wirst du kaum Geld für die notwendige Renovierung aufbringen können! Ich weiß genau, bald kommst Du bei mir angekrochen und willst dein früheres Leben wieder zurück! Glaube mir, so schön wie an meiner Seite kannst du es hier gar nicht haben. Ohne meine finanzielle Sicherheit erwarten Dich große finanzielle Sorgen, Einsamkeit und sozialer Abstiegt, das ist deine Zukunft! Aber bitte, glaube nicht, dass ich dir den heutigen Abend und Venedig verzeihen werde. Du bist für mich gestorben du kleine, fette, billige Schlampe!“ „Aber Benno, wo ist deine gute Erziehung? Kehrst du wieder das niveaulose Hilfsarbeiterkind aus dem Hinterhof hervor? Wie dünn und zerbrechlich ist deine vor der Gesellschaft übergezogene Maske und wie erbärmlich der wirkliche Mann dahinter! Ich kann mir nicht mal mehr eine Freundschaft mit dir vorstellen! Ein Mann, der Kinder, Hunde und Katzen verabscheut und nur allein seine Kunstschätze innig liebt! Das ist schrecklich und verletzend! Ich bin an deiner Seite fast erfroren, mein Lieber und beinahe hättest du mich gebrochen und zu einer jener seelenlosen Frauen gemacht, die als enttäuschte Schatten fast unsichtbar an der Seite ihrer Männer leben!
Ha, ein Leben mit dir in deinen Kreisen! Jede Frau, die euren Schönheitsnormen nicht entspricht, die es wagt, sich selbst so anzunehmen wie sie ist, die nicht bei euren teuren Gesichtsschnipslern ein und aus geht, und das unglaubliche Pech hat, vielleicht schon über fünfunddreißig zu sein oder vielleicht sogar nicht die passende Kleidergröße hat, so Jemanden würdet ihr am liebsten wie giftigen Müll entsorgen! Schau sie dir doch an, die frustrierten und gebrochenen Frauen, die von dir und Deinesgleichen regelmäßig alle paar Jahre gegen eine halb so jüngere eingetauscht werden!
Nur das Geld ihrer ehemaligen Männer tröstet sie über die unglaubliche Demütigung hinweg, wie ein kaputtes Möbelstück, bei dem sich jegliche Renovierung nicht mehr rentiert, weggeworfen zu werden! Und du und deine Freunde? Ihr seid jetzt in einem Alter, wo ihr immer jüngeres und frischeres Fleisch braucht um euch wie potente Männer zu fühlen!
Was soll ich mit dir und deinen Kreisen?
Tut mir leid Benno, ich verabscheue euch alle! Übrigens die nächste Bahn geht in zwanzig Minuten. Du kannst aber auch ins Dorf wandern, eine Winterwanderung in dieser Gegend ist schön und tut deiner Seele sicher gut, außerdem findest du am Dorfplatz ein Taxi!“
Isa rannte zur Haustüre und riss sie auf. Ein kalter Schwall Winterluft strömte herein und Benno nahm seinen Mantel. Er sah sie schweigend an und ging in die Nacht hinaus, ohne auf die Rückkehr seiner Freunde zu warten.
Als Anna und Devananda von ihrem Spaziergang zurückgekehrt, von Isas Streit mit Benno erfuhren, verabschiedeten auch sie sich kühl von ihr und verließen mit der nächsten Bahn das kleine Haus am See.
ZEHNTES KAPITEL
Damals im Verborgenen Reich
EINE WASSERELFE WIRD GEBOREN
Von Süden bis Norden umfassten die Grünen Berge das Verborgene Reich. Wie eine undurchdringliche Mauer beschützten sie die Täler mit ihren hohen, stolz in den Himmel ragenden immergrünen Gipfeln, bewachsen mit in den üppig wuchernden Bäumen und Sträuchern. Der Heilige Wasserfall, der in einer tosenden, grünsilbernen Fontäne über Hunderte von Metern über die mit Moos und Schlingpflanzen bewachsenen Felsen in einen smaragdgrünen See hinab fiel, war das Heim von Kaskade, der Wasserhexe.
Sie war vor vielen Jahrhunderten geboren worden, sah jedoch wie eine junge, schöne Frau aus, mit einem begehrenswerten straffen Körper, dessen Haut wie grün angehauchtes Perlmutt schimmerte. Auch ihre Haare waren grün-silbern und ihre Augen strahlten türkisblau, mit den üblichen goldenen Pünktchen darin. Sie war eine der schönsten Frauen des Verborgenen Reiches, sich voll
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