Der Katzenelf (German Edition)
ihrem Inneren, nicht den kürzeren Weg, der talwärts über das Jagdschloss führte, einzuschlagen. Mit einem eleganten Umkehrschwung sauste sie auf ihren Schiern, verfolgt von Wolf der hinter ihr herlief und Prinz, der sicher im Rucksack auf dem Tigerauge saß, zwischen den Fichten und Tannen in Richtung Haus am See.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, bemerkte sie, dass der Lederbeutel geöffnet und leer am Boden lag. Doch dann sah sie Prinz, zu einer dunklen Pelzkugel zusammengerollt, friedlich schlafend zwischen den Federkissen ihres Bettes. Eine seiner schwarzen Pfoten hatte sich um die Goldkette gekrallt, an der das Tigerauge hing und sie mit seinem seltsamen Goldschimmer an flimmerte. Sie löste die Kette aus seiner Pfote und mit einem unwilligen Knurren erwachte er. Wieder streichelte sie ihn beruhigend. Dann holte sie eine kleine Zange, reparierte die kaputte Kette und verkürzte sie. Isa befestigte das Amulett mit dem Tigerauge zusätzlich noch an einem stabilen Lederband und legte es ihrer Katze sachte, aber eng um den Nacken. Sie verknotete die Enden so stark, dass es nur mit Mühe wieder aufzulösen war. Prinz schnurrte glücklich und leckte ihr dankbar die Hand, bevor er stolz sein Schmuckstück tragend, durch die Klappe ins Freie entschwand.
Ein paar Tage später kamen Anna und Devananda auf Besuch. Ihre Ankunft wurde Isa telefonisch angekündigt und sie beschloss, die beiden von der Bahnstation abzuholen. Sie schlug gerade mit Wolf an ihrer Seite den Weg zur Haltestelle ein, als sie sah, dass der kleine Mittelgebirgszug bereits angekommen war und schon zur nächsten Station weiterfuhr.
Drei Fahrgäste waren ausgestiegen. Anna und Devananda winkten ihr fröhlich zu und sie bemerkte, dass sich der Dritte aus ihrem Schatten löste und ihr ebenfalls winkte. Es war Benedikt, der mit einem Strauß Rosen direkt auf sie zulief, um sie zu umarmen. Doch sie wehrte ihn ab, nahm höflich lächelnd und dankend seine Blumen entgegen und ging seufzend vor ihren Besuchern ins Haus.
Nun konnte sie einer Aussprache nicht mehr ausweichen. Innerlich verfluchte sie Anna. Warum hatte sie ihn mitgenommen? Warum in aller Welt ließen sie sie nicht so leben wie sie es wollte! Während Anna den Männern im Wohnzimmer einen Schnaps kredenzte, stellte Isa wütend die Rosen ins Wasser. Sie wollte nichts mehr von Benedikt. Wie konnte sie ihm das nur klarmachen? Ihre Gefühle für ihn waren endgültig erloschen. Sie fühlte Bedauern, jedoch keinen Zorn mehr, wenn sie an seine Machoeskapaden dachte.
Prinz war sofort als die Gäste ins Wohnzimmer traten durch seine Klappe verschwunden. Doch Wolf blieb da und starrte die Drei durch seine hellgoldbraunen Augen immer wieder an. Benno beschwerte sich bitterlich, dass Isa den Hund während des gemeinsamen Essens nicht aus dem Raum brachte. Er sagte in schulmeisterlichem Ton: „Aber Isa du weißt doch, dass alle Hunde riechen. Kann das Vieh nicht draußen warten, bis wir gegessen haben? Das ist doch unappetitlich! „Weißt du Benno“, antwortete sie scharf. „Dies hier ist mein Hund und mein Haus und Wolf bleibt da, denn er lebt hier bei mir, auch wenn es dir nicht sonderlich passt!“ Sie aßen schweigend weiter. Isa wütend und Benedikt sie belauernd.
Es war ein sehr ungemütliches Mahl und als Isa das Geschirr in die Küche brachte, folgte ihr Anna und meinte: „Du, ich gehe mit Devananda und Wolf um den See. Bring es endlich hinter dich Isa, sprich dich mit Benno aus! Als er erfuhr, dass wir zu dir fahren, wollte er unbedingt mitkommen. Er hat sich uns derart vehement aufgedrängt, Devi wollte nicht nein sagen, weißt du Benno hat ihm zugesagt, sich bei seiner neuen Firma finanziell zu beteiligen, außerdem haben beide Männer beschlossen zusammen neue Geschäftsideen zu verwirklichen. Keine Ahnung welche! Das ist doch toll, oder? Vielleicht könntest du wenigstens mir zuliebe etwas freundlicher zu deinem Ex sein, ihr seid doch beide erwachsen, benimm dich nicht immer wie ein kleines Kind!“ „Seine Worte, du sprichst mit seinen Worten!“ Entgegnete Isa wütend und stellte mit heftigem Schwung die Teller in die Spüle. Anna verschwand mit Devananda nach draußen. Isa hörte, wie sie Wolf lockten, doch der blieb auf seinem Platz im Wohnzimmer auf dem Teppich vor dem Kamin. Fest seinen grauweißen Kopf zwischen die Vorderläufe gepresst, lag er da und beobachtete Benedikt weiterhin unverwandt aus seinen Wolfsaugen.
Allein gelassen, fühlte sich dieser in Gegenwart des
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