Der Katzenelf (German Edition)
und trug sie behände über die feuchten glatten und teilweise mit Eiskristallen überzogenen Schotterhalden talwärts. Als sie auf die Hängebrücke zueilten, spürten sie, wie wieder dieser eigenartige Sturm vom Hügel hinter ihnen her toste und eilig rannten sie über die schimmernden Balken der Brücke. Plötzlich öffnete sich das große Tor und warmer Lichtschein umgab die Ankommenden.
König Sonnas stand vor ihnen und umarmte freudig seine Tochter.
Als die letzten durch das Tor geeilt waren, schloss es sich klirrend und Mondiana, die aus einem der Palastfenster in die beginnende Nacht hinaussah, bemerkte, dass die Zugbrücke eingezogen wurde und die dunklen Windschatten, die jetzt über die Hügel zu Tausenden heruntersausten, lauter geflügelte Drachen waren. Während diese draußen um das Schloss herumhuschten, traf der Schein der beleuchteten Palastfenster ihre schuppigen Leiber. - Sie waren rot wie der Rubin ihrer dunklen Elfenschwester!
Der Seeopal-Palast war von Dämonischen Drachenkriegern umgeben, die Lagerfeuer errichteten und sie draußen in der windumtosten Dunkelheit belagerten.
Sonnas trat zu seiner Tochter und legte seinen Arm um ihre Schultern. „Sie kommen nur nachts, meine Liebe, denn sie meiden seit dem Überfall den Tag. Sie hassen Licht“, sagte er. „Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Eis und den Schnee wieder schmelzen, sind sie fort. Sie finden hier keine Nahrung, denn draußen ist alles tot und erfroren. Es gibt außerhalb dieses Palastes nichts Lebendes, nur diese Roten Schattenkrieger. Noch vor kurzem war hier eine blühende, üppige, tropische Vegetation, doch die verschwand, genau wie unsere Reiche. Wir wissen nicht, wo die Dämonischen Drachen sich tagsüber aufhalten, wahrscheinlich ziehen sie mordend und plündernd durch die südlichen Wüstenstätten, die viele Kilometer entfernt sind.
Du bist hier sicher, meine Tochter, wir hatten schon vor langer Zeit riesige Vorratslager unterhalb in der Erde angelegt, doch außerhalb dieses Palastes droht allem Lebenden der Kältetod. Deshalb kommen die Drachen nur nachts, denn sie wissen, dass wir derzeit unser Refugium nicht verlassen können. Draußen lauert auf uns Sturm, Eis, Schnee und todbringende Kälte, die unsere Körper sofort zu Sternenstaub zerfallen lassen würde. Eine Kälte, die ihren dicken Schuppenleibern nur wenig anhaben kann, da Rubinas böser Fluch sie schützt! Wir aber sind seither dazu verdammt, hier auszuharren bis Taras uns erlöst! Wenn es ihm gelingt, die Steine zu finden und sie zu uns zu bringen, gewinnen wir unsere frühere Macht und Stärke, unser Land und unser altes Dasein wieder zurück.
„Warum greifen uns die Dämonischen Drachen nachts nicht an?“ fragte Mondiana erstaunt ihren Vater. Er antwortete: „Der Seeopal aus dem dieser Palast erbaut wurde, schützt uns vor den blutrünstigen Monstern. Alle ihre Versuche, die Mauern zu zerstören prallten ab, so wie böse Gedanken an einer gesunden Seele. Im Inneren unserer dieser Burg sind wir sicher, sie ist der uneinnehmbare Zufluchtsort aller Bewohner des Verborgenen Reiches, die reinen Herzens sind und vor dem Dunklen der Welt draußen fliehen müssen. Ein Ort, der jedem bösen Fluch widersteht und an dem jene Herzen sich wieder finden, die sich außerhalb seiner Mauern verloren haben! Doch für immer kann und will hier niemand bleiben, der in der anderen Welt noch Aufgaben zu erfüllen hat! Auch ihr müsst irgendwann wieder zurück in das Verborgene Königreich! Unsere Heimat muss wieder gefunden werden, so wie seine nun in alle Windrichtungen verstreuten Bewohner!
Ich glaube fest an Taras, meinen Urenkel, er ist doch auch von unserem Blut! Du hast ihn nach unseren Gesetzen und Regeln erzogen und ihm ein Zuhause gegeben, das er liebt. Trotz seines Anteiles an menschlichem Erbe in seiner Gene wird Taras sicher niemals für immer bei den Menschen bleiben! Es muss und wird ihm gelingen uns zu retten!
Doch nun heißt es für dich: Warten meine liebe Tochter! Und es wird ein schmerzliches Warten sein, doch ich bin überzeugt, das Licht wird die Finsternis verdrängen und Sonne die tödliche Kälte besiegen und damit wird auch euer altes Leben wieder zurückkehren!“ Er führte die weinende Mondiana von den Fenstern fort und nahm sie mit in den Thronsaal.
Auf einem wuchtigen, dunkel glänzenden Granitsockel stand, fest in den Stein verankert sein riesiger Saphir. Blau schimmernd wie ein geheimnisvoller See, intensiv und strahlend wie ein
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