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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Platz in den Taschen war äußerst begrenzt. Wahrscheinlich war dies schon das letzte Magazin. Gleich waren Armbrüste ohnehin sinnlos. Die Mauer war nah und die ersten Wachen vom Torbau fast heran. Es lief auf ein Durchschlagen im Mann-zu-Mann-Kampf hinaus. Die Wachen schlossen die Kette und schwenkten brüllend ihre Waffen; einige von ihnen trugen kleinere Dreiecksschilde. Die Mauer hinter ihnen war ein Wall von absolutem Schwarz vor dem Nachthimmel. Er sah die Kutten sich im Laufen zu einer Keilformation formieren, Berunian geschützt in der Mitte des Keils, und versuchte so gut es ging zu einer Flanke aufzuschließen.
    „Es ist die Kutte!“ Er hörte den Ruf aus den Reihen der Wachen, die ihnen den Weg abschnitten. Und sah sie zögern. Ein Schweigen kam über die Reihen ihrer Feinde, eine fast unheimliche Stille nach dem ganzen Aufruhr und Geschreie. Sie stutzten, sahen einander an, unklar darüber, was sie nun tun sollten.
    In die Stille hinein hallte von hinter ihnen, vom Rasenstreifen zwischen ihnen und dem Gebäude, ein Schrei.  
    „Macht sie nieder! Das ist ein Befehl! Kutte oder nicht, ihr seid in der Überzahl! Keiner darf entkommen!“
    Nach dem ersten Moment der Verwirrung wappneten sich die Wachen, hoben rasch ihre Klingen, dann trafen sie auch schon mit ihnen zusammen. Kein Zeichen des Zurückweichens mehr. So viel zu Silgenjas Aussage, niemand würde es wagen, sich die Kutte zum Feind zu machen.  
    Die Kutten schwangen jeweils zwei Kurzschwerter, kein Laut kam von ihren Lippen, bemerkte er bevor sein Schwert auf das eines Angreifers traf und er genug mit seiner eigenen Abwehr zu tun hatte, als dass er noch registrieren konnte, wie es den anderen erging. Der Dreiecksschild bot Aurics Gegner Schutz, doch führte Auric zwei Waffen, was er zu seinem Vorteil nutzen musste. Mit wuchtigen Hieben lenkte er die Aufmerksamkeit des Gegners auf das auffälligere Kurzschwert, um dann, als der Gegner ganz von der Abwehr der kraftvollen Attacke in Anspruch genommen war, mit dem Langmesser am gewinkelten Schildrand vorbei zu stechen. Sein Gegner schrie auf, als er ihm gefährlich den Schwertarm aufschlitzte, versuchte sich mit dem Schild vor Aurics weiteren Hieben zu schützen. Der Schwertarm hing schlaff, offensichtlich nicht mehr richtig nutzbar. Eigentlich war er schon in Aurics Augen erledigt – als eine zweite Wache ihn von der Seite her attackierte. Immer mehr Wachen drängten um sie herum, je länger sie kämpften, je länger sie durch den Kampf aufgehalten wurden. Auric hatte alle Mühe, sich die Klingen vom Leibe zu halten. In einem winzigen Moment der Ablenkung, während er die Klinge eines Gegners abwehrte, durchbrach der Hieb eines anderen seine Abwehr und traf seine Schulter. Er schlitzte Aurics Kutte auf, traf den Lederschutz, ohne ihn durchdringen zu können. Lange konnten sie sich so nicht halten, durchbrechen schien immer schwieriger. So viel zu nur als Zeuge dabei sein und kein direkter Feindkontakt. Und daran, dass sie Kutten trugen – dass sie deutlich erkennbar die Kutte waren – schienen sich ihre Feinde seit dem über den Rasen gebellten Befehl keinen Augenblick mehr zu stören. Wahrscheinlich wussten sie, was ihnen von ihren Dienstherren drohte, sollten sie sich dem Befehl widersetzen. Und fürchteten dies mehr als die Kutte.
    Auric schloss zu seinem Nebenmann auf, bemerkte die Kutte methodisch und verbissen mit seinen Doppelklingen werken. Sie wurden von einer anstürmenden, wimmelnden Übermacht aneinander gedrängt, in eine reine Verteidigungsformation hinein. Auric spürte, wie ihm unter der Maske der Schweiss übers Gesicht lief. Von überall kamen Attacken, die er kaum alle abwehren konnte. Er blockierte mit dem Schwert, stach mit dem Dolch, kassierte Treffer, die ihm erneut seine Kutte aufschlitzten. Keiner kam mit solcher Kraft, dass er seine Lederpanzerung durchbrechen konnte. Bisher. Wer wusste wie lange. Es war ein zähes, verbissenes, wirres und mörderisches Ringen in der Dunkelheit. In was für ein Wespennest waren sie da nur hineingeraten? Sie wurden immer mehr von Wachen eingeschlossen und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie schließlich aufgerieben würden. Was für Vorwürfe würde sich Silgenja dann erst machen. Er glaubte über dem Kampfeslärm, dem Schreien, Klirren und Scharren ein dumpfes Surren zu hören, dass die Nachtluft durchschnitt. Dann Schreie. Nicht um sie herum, nicht von ihren direkten Gegnern, die drangen weiter verbissen auf sie ein. Von weiter

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