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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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hinten. Irgendwo entstand Bewegung im Rücken ihrer Feinde. Ein hektischer Blick, der schnell wieder zu seinen direkten Gegnern vor ihm zurückkehrte, zeigte ihm vage Schatten auf der Mauerkrone. Dann wieder das Surren, erneute Schreie. Es kam von dort oben. Armbrüste. Armbrustbolzen schlugen von hinten in die Menge ihrer Feinde ein.
    Eine unbestimmte, aufgestörte Bewegung kam in das Gedränge der Wachen vor ihnen. Sie wurden unkoordiniert gegeneinander gedrängt. Das Klirren von Klingen war in ihrem Rücken zu hören. Der Feind wurde von hinten angegriffen. Schreie und Gedränge. Da hinein eine neue Salve Armbrustbolzen.
    „Unsere Rückendeckung“, hörte er Schwert über den Tumult des Gefechts brüllen, das eiserne Schweigen der Kutten durchbrechend. „Sie müssen den Lärm gehört haben und eilen uns zu Hilfe. Sie werden den Feind niedermachen.“
    Der letzte Satz war in seiner Lautstärke für ihre Gegner bestimmt. Und er zeigte Wirkung. Die Feinde vor ihnen fielen zurück, verwirrt durch einen Angriff von unerwarteter Seite, der tödliches Chaos in ihre Reihen trug.
    Sie wissen nicht, was sie da aus dem Dunkel der Nacht angegriffen hat. Sie wissen vor allem nicht, wie viele Angreifer es sind. In der Dunkelheit ist das für sie schwer zu erkennen. Sie sehen nur schweigende, geisterhafte in Kutten gehüllte Gestalten aus der Nacht auftauchen und sie unerbittlich wie stumme Dämonen attackieren.
    Die Gegner unmittelbar vor Auric ließen von ihrem Angriff ab, fielen zurück und ließen eine Lücke. Schwert führte ihren Keil, nach allen Seiten heftige Hiebe austeilend, mit kalter gnadenloser Gewalt in die weichende Menge hinein. Gut. Keine Zeit verlieren. Wer wusste, wie lange sie noch von der Verwirrung profitieren konnten. Die Armbrustsalven hatten ausgesetzt, jetzt, wo Freund und Feind so nah beieinander waren. Sie brachen durch das seinen Halt verlierende Gewühl der Wachen und sahen andere Kutten vor sich, die, mit Schilden und Fechtspeeren bewaffnet, die Reihen der Wachen auseinander trieben. Bei ihrem Anblick konnte Auric die Bestürzung und Konfusion verstehen, die sie mit ihrem plötzlichen Auftauchen in die Reihen der Feinde trugen. So schweigend und methodisch wie sie arbeiteten, so gesichtlos und vollständig eingehüllt in ihre Kutten konnte man wahrhaftig meinen, eine Armee von Geistern sei aus dem Rachen der Nacht über die Wachen hereingebrochen. Nur das Wirbeln ihrer Fechtspeere fing vereinzelt ein rotglühendes Flackern von einer der Fackeln her auf. Kein Wunder, dass ihr Auftauchen ihre Gegner gehörig verwirrt und ihnen den Schrecken in die Knochen getrieben hatte.  
    Schwert und der Anführer ihrer Verstärkung schienen sich stumm, nur in einer knappen Zeichensprache zu verständigen.  
    Eine Kampfsprache über Zeichen? Genau wie wir. Wahrscheinlich etwas Offensichtliches, was sie schon vorher unabhängig von uns hatten. Etwas, wofür das Militär zu schwerfällig ist.
    Schleunigst und ohne auch nur eine Sekunde des Zeitverlustes schloss Schwert zur anderen Gruppe auf und brachte die Vikarin hinter den Schutz ihrer Linien, während die Neuankömmlinge ihren Rückzug sicherten. Wobei der Angriff ihrer Gegner deutlich seinen Elan eingebüßt hatte. Auric sah sich umblickend, dass sie eine der Kutten ihres Keils in dem Gefecht verloren hatten.
    Im Schutz der Schlachtreihe ihrer Verstärkung zogen sie sich rasch zur Mauer zurück, wo sie bereits zu ihnen herab geworfene Seile erwarteten. Die Vikarin in ihrem Harnisch wurde als erste angeschnallt und verschwand in die Dunkelheit zur Mauerkrone hin. Dann drängte eine der Kutten Auric hoch. Mit den Füßen gegen die Wand hochkletternd sah er oben auf der Mauerkrone, düster und drohend fünf Gestalten hocken, Armbrüste im Anschlag. Gerade als er sich nach oben zog, richteten sie wieder ihre Waffen aus und begannen zu schießen, sicher, methodisch – Schuss, Spannhebel herunter wuchten, neuer Schuss. Tunk, tunk, tunk! Auric blickte in den Garten zurück und sah, dass sie den sich absetzenden Kutten Rückendeckung gaben. Die herauf hallenden Schreie zeigten ihm, dass ihre Salven eine tödliche Ernte hielten. Weitere Kutten kamen hochgeklettert. Die ersten machten sich zum Abseilen bereit; Auric wurde mit Berunian in ihre Reihen genötigt. Gerade setzte er den Fuß auf die Außenseite der Mauer, als er aus dem Inneren des Anwesens wütendes, heftiges Rufen in einer Befehlsstimme hörte. Ihm schien, es war die gleiche, die befohlen hatte, sie

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