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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Menschenknäuel, da erst, im letzten Moment wichen Menschen, brach der eisern gefasste Vorsatz unter den Blockierenden, sprangen sie zur Seite. Er schwang sein Schwert – in einem hohen Bogen, mehr als Drohung, mehr als Abschreckung statt wirklich verletzen zu wollen. Die Brust seines Pferdes traf auf einen der Weißgewandeten, warf ihn beiseite. Hufe trafen Menschen, sein Pferd kam aus dem Tritt. Er sah aus der ihn umbrandenden Menge einen Speer nach ihm zielen, lehnte sich in den Steigbügeln zur Seite, parierte glücklich dessen Stoß. Weitere Reiter der Kutte drangen um ihn vor, trieben einen Keil in die Menge. Auric sah ihre Schwerter methodisch herabsausen. Sah kein Zeichen einer Hemmung. Sah aber auch nicht auffällig Blut spritzen. Wahrscheinlich benutzten sie die flache Klinge. Er hoffte es, spürte kurze Befremdung darüber in sich aufblitzen. Nach den vielen Schlachtfeldern, den vielen Kämpfen. Hier innerhalb der Mauern Idiriums, gegen Idiriums Bürger schien ihm diese Gewalt als Sakrileg, selbst wenn diese Bürger sich ihnen entgegenstellten. Er trieb sein Pferd weiter, ließ seine Klinge über die Köpfe der sie anschreienden, anspuckenden, sie wüst verfluchenden Menge sausen, und er spürte wie etwas in ihm zerbrach. Etwas, das bei den Zänkereien der Politiker im Parlament vielleicht leise gebebt hatte, aber am Ende davon unversehrt geblieben war. Dann sah er den Rand der Menge, sah die Köpfe der letzten Reihe zu den Seiten wegfallen, und sie waren hindurch.
    Er ließ sein Pferd austraben, sah sich um, bemerkte dass es Schwert ihm gleichtat. Ihre Blicke trafen sich.  
    „Wahnsinn, das ist Wahnsinn“, hörte er Schwert murmeln.
    Die Formation ihrer Flucht war durch die Menschenmenge aufgebrochen und zerstreut worden. Einige von ihnen kämpften sich noch immer durch die menschliche Barriere, andere kamen gerade an ihrem vorderen Rand an. Hinter ihnen sah er in der Ferne schon ihre Verfolger nahen.
    „Morante!“ Schwert straffte sich. „Machen Sie, dass Sie hier wegkommen. Nehmen sie sich der Vikarin an. Die Kutte gibt ihnen Geleitschutz.“ Er pfiff, gab den Kutten, die sie bisher in ihre Mitte genommen hatten und die nun durch das Durchbrechen der Menschenmenge etwas versprengt worden waren, ein Zeichen. Auric suchte den Blick der Vikarin, die mit schreckgeweiteten Augen und verwirrtem Haar auf ihrem Pferd saß.
    „Sie haben ihn gehört“, rief er ihr zu. „Sie freizubekommen war Sinn der Aktion. Also weg hier, bevor Sie noch ein Armbrustpfeil erwischt.“
    Er ließ sein Pferd wenden, sah dabei im Blick über die Schulter, wie in diesem Moment eine der Kutten, die sich noch durch die Menge kämpfte, von einem Speer erwischt wurde. Er sah ihn im Sattel taumeln, sah, wie er von Händen am Gewand gepackt und vom Pferd gezerrt wurde, sah weitere Speere aufblitzen, sah dann wie er in der Menge verschwand. Ein Teil der Menschenbarriere löste sich auf, als zahlreiche der Anhänger des Einen Weges brüllend und Fackeln und Waffen schwenkend aus dem Pulk ausbrachen und in ihre Richtung gelaufen kamen.
    Er drängte neben die Vikarin, die nun ebenfalls ihrem Pferd die Zügel gab. In diesem Augenblick hörte er wieder das Klappern von Armbrustpfeilen auf Pflastersteinen. Sie waren hoch über die Menge gezielt, und nur wenige kamen ihnen gefährlich nahe, während ihre Pferde schon an Geschwindigkeit zulegten und die Eskorte zu ihnen aufschloss.  
    Eine halbe Minute schweigenden, harten Rittes und die Straßen, durch die sie ritten, waren mit einem Mal wieder geisterhaft leer. Er hörte, wie sich der Kampflärm hinter ihnen verlor, nur noch zerrissene Rufe über dem Geräusch galoppierender Pferde. Das Quartierhaus der Kutte kam endlich in Sicht.
    Sie sprengten durch den langen Tunnel des Torwegs, ritten hinein in den befestigten Hof und einen Pulk auseinander stiebender Verwirrung. Kutten sprangen bei ihrem überstürzten Eintreffen beiseite, andere stürmten aus dem Gebäudeinneren herbei. Rufe hallten im umbauten Raum hin und her. Kutten eilten zu den Waffen, durch den Tunnel zum Torwerk hin.
    Kaum eine Minute später hörte man erneuten Hufschlag aus dem Torweg und ein weiterer Trupp Kutten galoppierte heraus. Ihr Führer sprang ab; Auric erkannte den abweichenden Schnitt, der Schwerts Kutte kennzeichnete, gleich darauf auch seine Stimme.
    „Die Tore schließen! Die Verfolger sind dicht hinter uns!“
    Auric hörte, aus dem Schalltrichter des Torgangs aufgeregte Rufe, das Laufen von Füßen, dann

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