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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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hinter den damit zusammenhängenden Intrigen, von denen wir noch gar nichts wissen, die Loge des Einen Weges steckt?“
    „Vielleicht“, antwortete Silgenja, „vielleicht auch nicht. Wir wissen es nicht. Genarion jedenfalls steht noch immer unter Hausarrest. Solange der wahre Hintermann hinter dem Attentat auf Sie nicht gefunden ist, gilt er offiziell als verdächtig.“
    Er zog sich seine Kapuze wieder über den Kopf. „Vielleicht“, fuhr er fort, „hat die Loge des Einen Weges auch gar nichts mit all den Vorkommnissen zu tun, und sie kochen ihr eigenes Süppchen. Ein Hund kann Läuse und zugleich Flöhe haben.“
    „Ein Hund mit Läusen und Flöhen?“, meinte Auric mit herbem Lächeln. „Wie reden Sie über den idirischen Staat?“
    Die Kutte Silgenja zog sich die Maske vor dem Gesicht zurecht, blickte ihn dann durch die Augenschlitze aus dem Schatten der Kapuze an.  
    „Ich bin sein treuester Diener“, sagte die Kutte.

    Es war noch immer Morgen, als sie die Stadt verließen.
    Auric hatte seine Sachen, seit sein Abschied von Idirium als unmittelbar bevorstehend galt, bis auf wenige Dinge gepackt und abmarschbereit gehalten. Es war die Sache einer knappen halben Stunde gewesen, sein Gästehaus zu räumen. Als er zusammen mit Hubbarb und dessen Skopai die Kaserne erreichte, war sein kleiner Trupp auch schon abmarschbereit.
    Den Kreis der Sephrenischen Mauern verließen sie nicht, wie Jag und Kudai mit seinem Schwert-Bataillon, durch das imposante Skaitanian-Tor sondern durch eine kleine unauffällige Pforte. Auric ritt hindurch mit den Worten von Murinjas „Annalen“ in seinem Kopf. „ So floh Angverian aus der Stadt Idirium, noch vor Tagesanbruch und nur mit jenen seiner Anhänger, die auch in bitterem Kampf an seiner Seite ausharren wollten. Er ließ in der letzten Dunkelheit der Nacht den Bannkreis der Sephrenischen Mauern zurück, da er einsehen musste, dass er dem Bund gegen seine Tyrannis nicht innerhalb der Mauern Idiriums würde trotzen können.“  
    Ein wenig kam auch er sich wie ein Flüchtling vor.
    Der Himmel wölbte sich frühlingshaft und wolkenlos über Idirium, dem Zentrum jenes Reiches, das den größten Teil der bekannten Welt in seinen Grenzen fasste. Rauch stieg auf in fächernden Säulen, rußig und verschmiert, als einziger Makel in dem blassblau durchscheinenden Himmelsspiegel, Rauch der nicht von den Kochfeuern oder Essen der Metropole stammte.  
    Auf ihrem Ritt durch die Straßen waren sie an Zeichen von Unruhen und Kämpfen vorbeigekommen.  
    Zerbrochene Speere, zerrissene Banner lagen verstreut auf dem Pflaster. Aus Mauern gebrochene Steine, zurückgelassene Lumpen. Wie das zerbrochene Treibgut im Schatten eines vorübergezogenen Sturms oder einer Überschwemmung. Spuren von Blut auf dem Straßenpflaster.  
    Eine Gruppe von Leuten rannte an ihnen vorbei, in weißen Gewändern, wild rufend und im Laufen aufgeregt über die Schulter blickend. Kaum waren sie um die nächste Straßenecke verschwunden, folgte ein berittener Trupp Provinzgarde mit schlagbereiten Kampfstäben in Händen der Richtung ihrer Flucht.
    Anderswo saß ein Paar am Bordsteinrand. Sie hielt ihn eng umklammert und weinte. Er hatte einen blutigen Lumpen um den ihm auf die Brust gesunkenen Kopf gewunden. Seine Kleidung war ebenfalls blutig und beschmutzt, an Stellen wie versengt und von Ruß geschwärzt.
    Sie kamen an einem Ordenshaus des Einen Weges vorbei. Davor aufmarschiert war eine Abteilung Reichsgarde mit aufgepflanzten Schilden. Eine wütende rings um das Ordenshaus zusammengerottete Menge bewarf sie mit Steinen. Ein Teil der Reichsgarde versuchte mit ihren Schilden die Kutte zu schützen, die sich in einem Trupp von etwa zwanzig Mann zu den Stufen des Ordenshauses vorkämpfte. Ein weiterer halb so großer Trupp der Kutte hielt sich hinter den Reihen der Reichsgarde in Bereitschaft. Aus einer Nebenstraße stürmte eine Gruppe Bewaffneter in einer Mischung von Rüstungsteilen und Gewändern des Einen Weges hervor. Ihre Schreie und wütend geschwungenen Waffen ließen keinen Zweifel an ihren Absichten. Die Verstärkungstruppe der Kutte bemerkte sie, zog ihre Fechtspeere aus dem Rückenholster und ging mit der Auric bereits bekannten Effektivität und Schweigsamkeit gegen sie vor. Als die Szenerie aus Aurics Blickfeld entschwand, war ein erbitterter Kampf im Gange.
    Die Vikarin Berunian trug die Uniform einer Majorin der idirischen Armee. Sie ritt stumm an Aurics Seite und versuchte den Augenkontakt

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