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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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was diese Art sich auszudrücken bedeutete.
    „Auch Menschen meiner Rasse haben gelernt, Magie zu einem bestimmten Grade zu meistern. Es gibt einen Orden dieses Aidiras-Mysteriums, der sich der Eine Weg nennt. Er hat eine Geheimloge, dem das Geheimnis der Magie verkauft wurde. Den dazu Befähigten wurde sie über das System der Kenan-Steine beigebracht. Das Aidiras-Mysterium benutzt diese Steine normalerweise als Orakel. Sie denken, damit die Zukunft weissagen zu können. Sie glauben an die Macht von Symbolen und behaupten, dass man mit den Symbolen der Kenan-Steine jede Gegebenheit, jeden Zusammenhang, jede Situation und jeden Aspekt der Welt beschreiben kann. Es muss eine gewisse Wahrheit darin stecken, da eine andere interessierte Seite das System der Kenan-Symbole nutzt, um menschliche Schüler, Angehörige des Einen Weges, das Praktizieren von Magie zu lehren.
    Das Interessante daran ist, dass das Hoch-Kenan hierarchisierte Symbole benutzt. In verschiedenen Ebenen sich gliedernde und durchdringende Zeichen. In drei Ebenen. Genau wie eure drei Sprachen. Genau wie ihr eure magischen Figuren beschreibt.“
    Jetzt wandte sich nicht nur Bruc zu Darachel um sondern auch noch eine Reihe von anderen ihres Zirkels. Aus großen Augen blickten sie ihn an, Verwunderung im Blick.
    „Du hast ihm von unseren drei Sprachen erzählt?“ Lhuarcan sah ihn geradezu fassungslos an.
    „Er ist einer von uns“, entgegnete Darachel. „Das habe ich dir schon kürzlich gesagt. Es ist eine Tatsache, es ist nicht zu leugnen. Zwischen uns sollte es keine Geheimnisse geben.“
    „Und du hast ihn die beiden weiteren Sprachen auch praktisch gelehrt“, stellte Bruc fest.
    „Du hast ihn die Seelen- und die Geistessprache gelehrt?“ Lhuarcan war entsetzt. Seine Blicke wanderten zwischen Bruc und Darachel hin und her. „Gegen die direkte Weisung der Enthravanen?“
    Darachel trat einen Schritt näher zu ihm hin.
    „Lhuarcan“, sagte er, „wach auf! Das, was wir hier tun, hat längst nichts mehr mit den Weisungen der Enthravanen zu tun.“ Lhuarcans Gesicht war starr, nur seine Wangenmuskeln arbeiteten. „Und es sieht so aus, als müssten wir uns allmählich damit beschäftigen, welche Konsequenzen das für uns hat.“ Da war es heraus, eine Wahrheit, die sich allmählich in seinem Geist geformt hatte, die ihn zurückschrecken ließ, letztendlich aber unausweichlich war. Lhuarcans Verhalten hatte ihn provoziert, sie in Worte zu fassen und ihr damit fassliche Gestalt zu geben.
    „Nein, nein, nein.“ An starr von Körper abgespreizten Armen griffen Lhuarcans Hände hektisch und krampfhaft umher. „Zieh uns da nicht in etwas hinein, was nur dich betrifft.“ Er rückte vor Darachel zurück. „Ich tue nichts anderes als jeder andere in Himmelsriff. Ich gehe meinen privaten Forschungen und Interessen nach. Das tun wir alle; an uns ist nichts Abweichlerisches.
    Du hast eine Fehde mit Cenn-Vekanen, nicht wir.“ Sein Finger deutete auf Darachels Brust wie die Spitze eines Dolches. „Wir sind in vollkommenem Einklang mit dem Geist unserer Gemeinschaft. Wenn das Erbe deiner Mutter dich in Konflikt mit den Unterweisungen der Enthravanen bringt, so hat das nichts mit uns anderen zu tun. Was dich da treibt, sind ganz und gar deine eigenen Dämonen.“
    Darachel musste mit sich ringen, um ruhig zu bleiben. Er spürte, wie sein Brustkorb sich schwer unter seinem Atem hob und senkte. Er starrte in Lhuarcans Gesicht, das ihm mit einem Mal fremd und entrückt vorkam. Er streckte seinen Arm aus, sah Lhuarcan unwillkürlich zurückzucken, und hob beschwichtigend die Hand.
    „Lhuarcan“, hörte er sich sagen, „Lhuarcan …“ Er suchte nach Worten, doch eine andere Stimme unterbrach ihn.
    „Reden wir doch nicht in dieser Situation von Dämonen oder ähnlich Irrelevantem. Was mich wesentlich mehr interessieren würde, wäre von Auric etwas über seine Erfahrungen mit dem zu hören, was wir erforschen. Es scheint ja, dass er eigene Beobachtungen gemacht hat, was das Praktizieren der Magie betrifft.“
    Es war Nadragírs Stimme. Er war zwischen sie getreten und sah Auric mit neugierigem Blick an. Auric, dem zweifellos nichts von dem entgangen war, was hier vor sich ging, reagierte darauf, indem er ebenfalls näher trat, zu Darachel hin, und damit das Spannungsfeld, dass sich zwischen ihm und Lhuarcan aufgebaut hatte, durchbrach.
    „Das habe ich allerdings“, sprach er. „Wie ich schon sagte: Vieles, was ich hier bei euch sehe, kommt mir bekannt

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