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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Vergangenheit, die Spur, die wir in der Bibliothek – durch Cenn-Vekanens merkwürdiges Verhalten – entdeckt haben? Das alles könnte für dich gefährlich werden. Willst du nicht lieber davon ablassen? Zu deiner eigenen Sicherheit?“
    Auric sah den Menschenmann, der ihm einen Schritt voraus an seiner Seite durch die Gänge von Himmelsriff wanderte.
    „Wie könnte ich“, sagte er.
    Aurics Schultern vor ihm hoben sich kurz und ruckhaft, so als würde er stumm lachen.  
    „Wie könnten wir?“, hörte er Auric sagen. „Das ist die große Frage, die wir uns alle immer wieder stellen.“

Der Preis

    Die Höfe der Kaserne boten sich Auric ebenfalls als ein einziger Hexenkessel dar, wimmelnd von ihre Quartiere räumenden Soldaten, solchen, die sich in Marschformation aufstellten, anderen, die schon unter der Führung ihrer Offiziere in geordneten Zügen die Tore passierten und dem üblichen Gewirr von Ochsenkarren und Planwagen, die mit Ausrüstung beladen wurden. Zumindest hielt der niederfallende Regen den Staub am Boden, der sonst bei einem solchen massenhaften Beginnen, bei den Unmengen von trampelnden Füßen, den Grund zernarbenden Karrenrädern alles mit seinen grauen Schleiern eingehüllt hätte. Irgendwo im Gewühl hatte er seine Leibgarde verloren, er sah sie nicht mehr in seinem Schlepptau. Es war ihm egal, er wollte möglichst schnell zur Vikarin.
    Er trat durch das Tor zu den inneren Höfen, und ihre Stille traf ihn wie ein Schlag. Nur draußen herrschte noch chaotisches Treiben – hier war alles schon größtenteils geräumt.
    Mit großen Schritten steuerte er auf die Unterkunft der Vikarin zu, in der Erwartung, sie in den letzten Zügen ihrer Vorbereitungen zum Aufbruch anzutreffen.
    Hubbarb trat ihm in den Weg, seinen Skopaina und eine Eskorte von Soldaten im Schlepptau.
    „Es ist furchtbar, furchtbar. All diese Bilder gehen mir durch den Kopf. Von gestern Nacht. Und die Nachrichten, die ich für Sie gesendet und empfangen habe.“ Er wandte sich über die Schulter zu seiner Eskorte, wurde sich wohl ihrer Gegenwart und seines Verschwiegenheitseides bewusst. Er drehte den Kopf wieder zurück, packte Auric bei der Schulter und zog ihn beiseite. „Verschwörungen, Aufstände, Morde an Senphoren.“ Er bemühte sich leise zu ihm hin zu sprechen, sein Ton aber fuhr vor Aufregung hoch. „Was passiert da? Das ist alles ungeheuerlich. Bricht ganz Idirium zusammen? Ist das alles die Wahrheit? Sie scherzen und sie phantasieren nicht? Nein, sie sind niemand, der sich an Wahngebilden berauscht, das sehe ich Ihnen an. Logen, die Senphoren entführt und in einer geheimen Schule ausgebildet haben? Eine … was? Eine Magierschule? Wie das klingt. Reden wir doch darüber zumindest wie gebildete Menschen. Nennen wir es nicht Magie sondern Metaphysik.“
    Der kleine, füllige Geistesbote neigte sich noch näher und verschwörerischer zu Auric hin. „Und dann ihre Theorie, dass eine unbekannte Seite am Scheitern ihres Feldzugs arbeitet, die ich als Botschaft an Präfekt d‘Vhaun und die Kutte gesendet habe. Ich meine, wie wollen Sie unter diesen Umständen meine Sicherheit gewährleisten. Alle meine Gildenbrüder diesseits der Drachenrücken liegen schon in ihrem Blut.“
    Auric packte ihn mit beiden Händen bei den Schultern und hielt ihn vor sich.
    „Jetzt beruhigen Sie sich, Hubbarb. Es ist hellichter Tag, Sie befinden sich in der Mitte eines ganzen Heeres, und das wird während unserer ganzen Mission so bleiben. An keinem Ort des Reiches könnten Sie sicherer sein als bei uns.“ Er ließ den Senphoren los, blickte ihm ins Gesicht, in dem nun – geweitete ins Leere blickende Augen, stumpf hängendes Kinn – zumindest die Panik zu verunsicherter Betroffenheit erschlafft war.
    „Bleiben Sie innerhalb größerer Ansammlungen von Soldaten. Halten Sie sich an ihre Eskorte. Sie wird Sie sicher zu meinem Schwertbataillon geleiten. Wir sprechen später miteinander. Jetzt muss ich zuerst einmal etwas Dringendes erledigen.“
    Er ließ Hubbarb und seine Eskorte stehen und eilte mit ausgreifenden, ungeduldigen Schritten weiter.
    Die Tür zu Vikarin Berunians Quartier war unverschlossen, er stürmte hinein.
    „Vikarin.“ Keine Antwort. „Vikarin Berunian!“
    Nichts als Stille umgab ihn. Der Raum war bemerkenswert sauber und geordnet, eine gewissenhaft gepackte und verschnürte Feldtasche war der einzige Anhaltspunkt für die Reisevorbereitungen der Vikarin. Ein übler Geruch hing in der Luft, der ihm das Blut

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