Der Keil des Himmels
stand, geschwächt hätte?
Oder war das Komplott gegen seine Einheit der Sechzehnten in Norgond noch perfider?
Wollte man die Sechzehnte isolieren? Durfte es daher keine in Bereitschaft liegenden Truppen geben, die möglicherweise eingreifen konnten? Das würde auch die Morde an den Senphoren erklären; dadurch hätte man ihn auch kommunikationstechnisch abgeschnitten.
Was hatte Kudai gesagt, unmittelbar bevor er mit dem Fechtspeer auf ihn losgegangen war? Du bist hier in Norgond, dann kannst du auch gleich sterben.
Hatte der Feind, hatte Kudai mit ihm geplant, dass die Sechzehnte zu abtrünnigen Überläufern werden sollte? Hatte Kudai die Sechzehnte hier, weit weg und isoliert vom Herzland des Reiches, dem Feind als Waffe in die Hände liefern wollen?
Schließlich waren es treulose, heimatlose Barbaren, die keine Loyalität zu Idirium kannten, die man daher leicht zum Überlaufen bringen konnte.
Da sollte der Feind sich täuschen.
Er dachte an Ilvenaum zurück, wohin man sie nach dem Bürgerkrieg in Kvay-Nan geschickt hatte, damit sie sich von den physischen Verletzungen und den Traumata erholten. Wie viele es gewesen waren, die keine Familien hatten, zu denen sie zurück geschickt werden konnten, damit sie in ihrem Schoße wieder seelisch genesen konnten. Für viele war die Sechzehnte die einzige Heimat, die sie kannten.
Er galoppierte auf das Stadttor zu. Die Menschen, die sich davor sammelten, um es zu passieren, um dem Treiben des Aufbruchs der Sechzehnten zuzuschauen, hörten das Hufgeklapper des heranpreschenden Pferdes, sprangen beiseite. Auric schrie ihnen noch einmal eine Warnung entgegen, die auch die Letzten dazu brachte, sich umzudrehen und schleunigst den Weg zu räumen. Die Wachen schauten alarmiert, senkten ihm ihre Pieken entgegen, erkannten dann jedoch seine Uniform und gaben ihm den Weg frei.
Er sprengte durch das Schattendunkel des Torbogens, das Hallen der Hufe in dem ummauerten Tunnel wurde abgeschnitten und hinweggerissen, er war wieder in Licht und Raum auf freiem Feld. Hinter einer lockeren Kette von Schaulustigen öffnete sich vor ihm die westliche Ebene.
Ein gewaltiges Gewimmel und Gewoge von Heermassen beherrschte das weite Land hinter der Stadt, dort, wo Bataillone sich zu Kolonnen und Marschreihen formiert in Bewegung setzten, wie eine gewaltige ineinander greifende Maschinerie, anderswo, wo noch provisorische Unterkünfte niedergerissen, Material und Ausrüstung gesichert und verstaut, wo Streitmacht und Tross sich mischten, Wagen und Karren herangebracht wurden, wie regellos erscheinendes Gestrudel. Mittendrin die Banner und Standarten, wo als kleine Inseln im Getriebe, Offiziere und Stab der jeweiligen Einheiten ihre Stellung bezogen hatten, um den Abzug zu überwachen und dirigieren.
Hatten Kudai und der Feind, der hinter ihm stand, tatsächlich geplant diese Sechzehnte zu einer Renegatenarmee zu machen?
War es dieses Szenario, das Kudai im Sinn geführt hatte?
Hier in der Exklave Norgond, durch See und die Gebirgsbarriere der Drachenrücken vom Rest des Reiches getrennt, isoliert und nachrichtentechnisch abgeschnitten, sollte die Sechzehnte sich in Rebellion gegen Idirium erheben, flankiert von beweglichen, nach Eroberung dürstenden Suevarenstämmen das Land Norgond unter Kontrolle bringen, um dann über den Riaudan-Pass ins Herzland eines Idirischen Reiches einzufallen, das von einem Krieg gegen die Kinphauren im Osten und innere Unruhen geschwächt war.
Dies alles unter Kudais Führung.
War es das, was der Feind ihm versprochen hatte?
Und deshalb musste er, Auric, der rechtmäßige General der Sechzehnten ausgeschaltet werden?
Auric lenkte sein Pferd auf eine Gasse zwischen den Menschenmassen des Heeres zu. Die nächste Standarte eines Brigadenführers, die er ausgemacht hatte, war die von Oberst Perei Doranth. Wahrscheinlich hatte Hubbarb sich mit seiner Eskorte zu ihm begeben, da Aurics Schwertbataillon offiziell seiner Division zugeordnet war. War zu hoffen, dass der ansonsten unorthodoxe, versoffene Senphore sich wenigstens an abgesprochene Vorgänge hielt.
Kudai hatte gesagt, es hätte keinen Zweck ihn von etwas überzeugen zu wollen. Hatte er denn schon einmal versucht, ihn auf seine Seite zu bringen?
Natürlich, dieses seltsame Gespräch, als er Kudai auf dem Moniassum getroffen hatte! Und er hatte gedacht, Kudai wollte ihn zum Aidiras-Mysterium bekehren.
Hatte Kudai auch schon bei den anderen versucht, sie auf seine Seite zu ziehen? Und war
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