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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Flanken den Hauptmännern überlassen. Die Notwendigkeit, aus der normalen Schlachtreihe Kleingruppen zu formieren, war erst gar nicht aufgekommen. Das war gut, denn er wollte den Feind nicht zu früh mit seiner Taktik vertraut machen, nicht bevor es zu Entscheidungsschlachten kam.
    Aber trotz konventioneller Formation machte sich auch hier das Training in den Kleingruppen bemerkbar. Das antrainierte Zusammenspiel, die Verständigung in Gesten und Kampfsprache während des Gefechts machte sie der Kampfweise der Feinde überlegen.
    Sein Blick über das sich lichtende, in flüchtende und verfolgende Bewegung geratene Schlachtfeld zeigte ihm, dass linkerhand auch Czand mit ihrer Leibgarde hinter den zur Verfolgung des fliehenden Feindes ansetzenden Truppen zurückgeblieben war, wie Treibgut einer Flut an einem flach auslaufenden Strand. Diese Flut hier war blutig, sadistisch und menschenverschlingend gewesen und das andere Strandgut, das von ihr auf dem zertrampelten Feld ringsumher zurückblieb war zermetzelt und zerstückelt, roh und rot verschmiert, in Lachen oder rot durchtränktem Schlamm verstreute Trümmer der Hüllen menschlichen Lebens.
    Die Wut des Kampfes wich von ihm, und mit einem schalen aschenen Geschmack stieg das Gefühl in ihm auf, das die Körper, die dort zerschlagen und blutig lagen, die ihre Feinde gewesen waren, als sie noch Leben in sich hatten, solche Leute wie Turgard, Vancrist, Kegvarn, Kainen und all die anderen gewesen waren.
    So sah es aus. Das war seine Mission. Das war mehr an Erinnerungen an seine Jugend, als er für einen Tag brauchte.
    Czand stand da, eine kleine Figur in der Entfernung, den Kopf zu ihm hin gedreht, das blutige Schwert in ihrer Hand schräg herabgesunken, die Spitze am Boden schleifend, erwiderte über die Distanz hinweg seinen Blick.
    Er hob mit kleiner Geste zu ihr herüber die Hand.
    Gut, jemanden zu haben, mit dem man den ganzen Dreck, all die mit schlechten Träumen und saurem Schweiß getränkten Nächte teilen konnte, den bitteren Bodensatz aus Schuld und dem Geschmack einer Dunkelheit. Ohne, wäre es unerträglich gewesen.

Abwege

    „Hier war es, kein Irrtum möglich. Dafür bin ich diesen Weg zu oft gegangen.“
    Das war ja gerade das merkwürdige. Bei all den Malen, die Darachel diesen Weg durch die Bibliothek von Himmelsriff genommen hatte, hatte diese Nische nie seine Aufmerksamkeit erregt, noch hatte er sich jemals darum gekümmert, was sich an Büchern dort befinden mochte.
    Er trat aus dem kluftartig zwischen hohen Büchertürmen sich windenden Durchgang in die Höhlung hinein und sah sich um. Auric folgte ihm stumm.
    Es war eine unauffällige, enge kleine Nische, vor die Cenn-Vekanen bei Aurics erstem Besuch in der Bibliothek getreten war, um ihnen den Weg zu verstellen. Die Bücher, die sie enthielt, behandelten abwegige Randthemen von verschwindend geringem Interesse, obskure Aufstellungen und Register untergegangener Reiche.
    Und doch musste etwas Besonderes an ihr sein, dass der Enthravan Cenn-Vekanen verhindern wollte, dass sie sie entdeckten oder gar betraten.
    Darachel musterte erneut die sich wölbenden Regalsäulen, welche die enge Höhlung des Raumes formten. Es gab hier nur drei Nodi, so nahm er wahr, die weitere innere Regalbogen öffneten. Er sah ihre Signatur in den oberflächlichen Prägeschichten, ihre Schlüsselsigna lagen offen und jedermann zugänglich.
    Jedem Ninraé korrigierte er sich innerlich, als sein Blick Auric streifte, der sich ebenfalls neugierig in der Nische umsah, aber natürlich die Öffnungssymbole mit seinen auf rein stoffliches begrenzten Sinnen nicht wahrnehmen konnte.
    Er kam sich mit einem Mal genau so blind vor wie der Adamainra. Hier musste etwas sein, etwas, das ihm bisher entgangen war, das er bisher unfähig war wahrzunehmen. Er strengte seine Sinne erneut an. In einer solchen Nische, wie dieser hier, voll mit verstiegenen und obsoleten Exotika suchte niemand nach mehr als dem Offensichtlichen. Es musste also etwas sein, das dem oberflächlichen Blick verborgen blieb, musste dabei aber nicht allzu komplex sein.
    Da, dort war etwas. Beinahe hätte er es übersehen. Es lag in den oberen Prägeschleiern. Doch es waren keine Zeichen oder Bilder, es handelte sich um ein Objekt. Fast wirkte es wie eine Verunreinigung. Er untersuchte es weiter, von allen Aspekten her und entdeckte schnell ein Initialsignum, das sich einfach aktivieren ließ.
    Ein Öffnungsnodus erschien in den tieferen Schichten. Das Objekt war

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