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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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umherziehenden Heerhaufen mehr befinden.“
    In der Privatheit des Generalszelt hatten sie beieinander gesessen, lange nachdem die anderen Offiziere gegangen waren. Das Zelttuch bebte leise im Wind – vage durchglühte Bahnen aus Stoff, die Wände des Raums ihrer ernsten Zweisamkeit. Fluktuierend schwankende Schatten, die stetig flutende Beleuchtung hier drinnen, die flatternden, vorüber streifenden Lichter von außen fanden und durchdrangen sich in ihrer aufgespannten Haut. Eine fragile Blase an Existenz im immensen, raumverschlingenden Gewühle der Nacht, im Umeinandertreideln des in Dunkelheit versunkenen Lagerlebens.
    Auric ließ seine Blicke noch über die ausgebreiteten Landkarten schweifen, Czand war aufgestanden und hinter ihn getreten, ließ ihre Hand auf seiner Schulter ruhen, unter dem Saum des Uniformhemdes, wo die Haut sich zum Hals hin spannte.
    Es war bisher nicht schlecht gelaufen.  
    Die Moral der Truppe war, nach der Schlappe des Senphorenmords, durch die Welle rascher Siege in Kleingefechten wieder gestärkt worden.
    Hubbarbs Vision von einer Legion sie von allen Seiten mit thaumaturgischem Feuer attackierender Magier des Einen Weges hatte sich bisher nicht in Realität verwandelt. Die Befürchtungen des Senphoren hatten sich weder manifestiert noch seine Interpretation der Sachlage bewahrheitet. Die Wahrheit war – wie so oft – prosaischer aber nicht weniger bedrohlich.
    Ikun, als Oberster Beraters des Konsuls, und Silgenja, als jemand aus den höheren Rängen der Kutte, standen miteinander in ständiger Zusammenarbeit, um die Gefahr, die von der Loge des Einen Weges ausging, aufzuklären und zu bekämpfen. Bei ihren Ermittlungen, der Verfolgung und dem Verhör von Logenmitgliedern, so ging aus der an ihn gerichteten gemeinsamen Senphorenbotschaft hervor, hatten sie herausgefunden, dass die Loge ihre Magier in Aurics Kontingent der Sechzehnten eingeschleust hatten. Aurics Folgerungen, der Eine Weg habe mit ihren äußeren Feinden schon seit langer Zeit konspiriert, hatten sie in allen Punkten bestätigt gefunden. Der Preis, den der Eine Weg für das Geheimnis der Magie zahlte, war, sich zum gegebenen Zeitpunkt gegen Idirium zu erheben und mit diesen Magiern die Pläne ihrer Verbündeten zu unterstützen. Dieser Zeitpunkt war jetzt gekommen. Die Magier sollten, wenn sie sich enttarnten, aus dem Inneren von Aurics Heereskörper heraus Vernichtung säen. Wahrscheinlich würde das in dem entscheidenden Moment sein, wenn die Sechzehnte der geballten Macht ihres Gegners gegenüberstand. So hätte er selber es gemacht. Worin dieser Gegner neben den Suevaren bestand, war noch ungewiss. Wahrscheinlich würden sie es mit den von Kyprophraigen erweckten Kampfhomunkuli zu tun bekommen, die von unerwarteter Seite attackierten, vielleicht auch mit Kyprophraigen selber, wenn diese tatsächlich persönlich in die Kampfhandlungen eingreifen sollten.  
    Wahrscheinlich, vielleicht, wenn.
    Wenn sich der Feind doch endlich zeigen würde! Wenn sie doch endlich Gewissheit hätten! All dieses Rätselraten und Spekulieren ging ihm schon zu lange.  
    Homunkuli, Magier des Einen Weges, vielleicht Kyprophraigen – zwischen ihnen und dem Suevarenheer sollten sie zerrieben werden. Ikun und Silgenja hatten aus den Hinweisen nicht auf die Zahl der verdeckten Magier schließen können. Es konnte nur einer sein, es konnten auch viele sein. Eine Anzahl von mehr als fünf Magiern konnten sie, nach allem, was sie über das geheime arkane Ausbildungsprogramm der Loge erfahren hatten, aber ausschließen. Je nachdem, wozu diese in der Lage waren, war es aber auch möglich, dass fünf Magier es vermochten, gewaltige Zerstörungskräfte zu entfesseln, die den Verlauf einer Schlacht beeinflussen konnte.
    Natürlich hatte es sofort eine Fahndung nach diesen verdeckten Magieragenten gegeben, eine Kontrolle der Angehörigen ihres Kontingents. Doch wie überprüft man die Gesamtheit eines so großen Heereskörpers? Man zieht zunächst die Neuzugänge heraus und fühlt ihnen auf den Zahn. Man sucht nach auffälligen Biographien mit Brüchen und unplausiblen Stellen und verhört die Betreffenden. Doch als General kann man das nicht selber tun, kann man nicht allein persönlich Mann für Mann alle seine Soldaten durchgehen. So sehr dies auch Aurics erster – wie er zugeben musste, vollkommen irrationaler – schwer zu bändigender Impuls war. Wer war in einem solchen Soldatenhaufen für solch eine Fahndung qualifiziert? Eine

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