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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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nur sein Anker gewesen.
    Darachel ging rasch einige Signumkombinationen durch. Es brauchte einige Zeit, bis er fündig wurde. Erst als er sich auf ältere Signaturen besann, begann der Nodus zu reagieren und faltete ihm tiefere Ebenen auf.
    Nach dieser Entdeckung war der Rest einfach. Es kam ihm dabei zugute, dass er sich so intensiv mit der Zeit der Späten Feuerkriege beschäftigt hatte. Ohne Kenntnis ihrer Idiome hätte er den Nodus niemals decodieren können.
    Er setzte ein letztes Hexagonalsignum, und die Wände der grottenartigen Nische setzten sich in Bewegung.

    Auric sah, wie Darachel die Nische mit den Augen absuchte. Auch seine Hände streiften dabei durch die Luft, so als seien die Schleier von Unschärfe, die auch vor den an Zahnräder gemahnenden Regalwölbungen lagen, Glasscheiben, von denen er mit seinen Fingern den Staub abstreifte.
    Er sah ihn angestrengt blicken, hörte ihn vor sich hin murmeln. Dann ein Laut der Befriedigung. Er führte Gesten mit den Händen aus, die für Auric keinen sichtbaren Effekt hatten. Dann eine ganze Folge solcher Gesten. Er blickte umher, zu Stellen hin, an denen Auric nichts Auffälliges entdecken konnte. Dann machte er eine letzte Gestenfolge und trat mit einem Ausdruck der Genugtuung zurück.
    Die Bücherwände, die wie Zahnräder wirkten, drehten sich, der Boden vibrierte. Erschreckt trat Auric zurück, blickte zu seinen Füßen, zum bebenden, langsam in Bewegung kommenden Boden herab. Die Büchersäulen griffen ineinander und trieben sich an, griffen in den Boden auf dem sie standen, Partien setzten sich dort ab, traten hervor, verzahnten sich mit den Wänden, änderten ihr Niveau. Auch Darachel war an den Rand der Nische gewichen, die sich schrittweise umstrukturierte. Der Ninraé sah ihn mit einem erstaunten, freudig erregten Blick an.
    „Du hast Recht gehabt. Cenn-Vekanen hat etwas vor uns verstecken wollen.“
    Die Umwandlung war zum Stillstand gekommen. Ein Durchgang war zwischen Säulen entstanden, im Boden dort zeigte sich eine Öffnung. Er trat mit Darachel näher und sah, dass in ihr eine Treppe abwärts führte.
    Er und Darachel sahen sich wortlos an. Darachel setzte als erster seinen Fuß auf die Stufen.
    „Für den Fall, dass es weitere Mechanismen geben sollte, gehe ich besser voran. Ich bin derjenige von uns, der sie wahrnehmen kann.“
    „Was sind das für Mechanismen und was hast du getan, um den Zugang zu öffnen?“
    „Es gibt so etwas wie immaterielle Schlösser in den Prägeschichten“, antwortete der Ninra, während er die Biegung der Treppe vor ihm hinabschritt. Tief unter ihnen ging irgendwo ein Licht an und beleuchtete die Treppe vor ihnen mit einem diffusen Schein. „Man muss in den ephemeren Prägeschleiern die richtigen Symbolkombinationen setzen, die ein solches Schloss öffnen.“
    Auric dachte an farbige Symbole, die vor aus der Wand fahrenden Steinwürfeln frei in der Luft erschienen. Andere Zeichen, in der Luft vor einem in Stein gehauenen Kinphaurenkrieger schwebend.
    „Ist das etwas Ähnliches wie die Art, auf die Ikun im Tunnelzugang zur Festung Jhipan-Naraúk den Wächtergeist außer Kraft gesetzt hat? Mit dem Steinwürfel, vor dem Symbole in der Luft erschienen?“
    Darachel, jetzt im Treppenschacht nur noch ein dunkler Umriss vor dem vagen Licht tief unten, blieb vor ihm auf den Stufen stehen, sah ihn über die Schulter an.
    „Ja, etwas Ähnliches. Nur waren die Schlüsselsymbole nicht in den Prägeschichten sichtbar, sondern haben sich sichtbar in der physischen Welt manifestiert. Die Kinphauren haben also Möglichkeiten entwickelt, wie jemand, der nicht über entsprechende Sinne und Kräfte verfügt, sich solcher Praktiken bedienen kann.“
    Auric dachte an die magischen Forschungen der Ninraé und an die Magier des Einen Weges. Wenn jemand solche Techniken gefunden hatte, sollte es ihnen selber dann nicht auch möglich sein …
    In dem, was er im Dunkel von Darachels Gesicht erkennen konnte, sah er einen Funken des Erkennens und des Einverständnisses.
    „Nicht jetzt“, sagte der Ninra. „Hier haben wir eine andere, wie mir scheint nicht weniger bedeutende Aufgabe vor uns.“ Er wandte sich ab und setzte einen Fuß auf die nächste Treppenstufe.
    Und stand mit einem Mal in grell lodernden Flammen.
    Der Ninra schrie einmal heiser auf.

Erste Bilanz

    „Gut, unser Hauptanliegen ist erreicht. Die Flanken sind gesäubert. Wir haben dafür gesorgt, dass sich zu unseren Seiten oder in unserem Rücken keine

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