Der Keil des Himmels
entgegen, wieder glaubte er zu spüren, dass die Augen im Schatten der Kapuze sich in ihn bohrten. „Können Sie auf ihre Leute bauen, Morante?“
Er begriff. Er dachte an Jag, Kudai, an Crussav. Er dachte an Czand, vor allem an Czand. Ja, sie waren gut genug, einen Feldzug auch notfalls ohne ihn zu einem siegreichen Ende zu führen. Ja, wenn sie zusammenarbeiteten, konnten sie so etwas schaffen. Sie waren fähig, alle miteinander. Deshalb wollte er sie offiziell als seinen neuen Führungsstab eingesetzt wissen. Jag machte Randale. Gab man ihm eine militärische Aufgabe, führte er sie durch, mit aller Kraft. Außerdem hatte er sich Erfahrung in der Führung von Einheiten und das nötige Verantwortungsgefühl erworben, als er im Saikranon selbstständig Einheiten befehligt hatte, die gegen die Kinphauren kämpften und sie bis tief hinein ins Feindesland verfolgt hatten. Und Czand war in der Gruppe eindeutig das integrierende Element, auch die mit dem schärfsten taktischen Verstand, diejenige, die am meisten in seine Theorien eingedrungen war.
„Sie meinen, Genarion müsste nur das Amt übernehmen, die Aufgabe würden andere für ihn ausführen. Aber der Verdienst wäre offiziell der seine.“
"Sprechen wir einmal Klartext, Morante." Die Kutte saß unbeweglich in ihrem Lehnstuhl, ein dunkler Umriss vor der Helligkeit des von der Straße her beleuchteten Fensters. „Sie wissen genau so gut wie ich, was hinter all dem steckt. Wir müssen hier in diesen Räumen“, – seine Hand deutete auf die karge Weite des Zimmers – „nicht, wie es dieser Tage alle anderen zu tun scheinen, etwas verstohlen verklausulieren oder hinter vorgehaltener Hand tuscheln. ‚Das, was noch folgen soll‘ … ha!
Der Mittelnaugarien-Feldzug, für den ihre Strafexpedition gegen räuberische Suevarenstämme nur die Vorbereitung ist, gilt genauso als sicherer Erfolg. Nach ihrem Feldzug zur Sicherung der nördlichen Grenzen wird ihrem ersten Kontingent auch der Rest der Sechzehnten nachrücken, und für eine vereinte Sechzehnte wird unter einem guten Kommando – oder einem guten Stab mit einem Strohmann als nominellem Kopf – der Sieg über die mittelnaugarischen Länder und ihre Annexion keine große Schwierigkeit darstellen. Bauraun, Anvergain, Billukra, diese Länder sind doch unorganisiert und miteinander verfeindet. Sie werden einzeln fallen, weil sie nicht in der Lage sind, irgendwelche effektiven Bündnisse miteinander zu schließen. Was sie an Armeen aufbieten können, stellt keine wirklich Bedrohung für eine gut organisierte und kampfstarke Truppe wie die Sechzehnte dar.
Das ist ein Ruhm, mit dem sich ein General leicht schmücken kann. Vor allem, wenn sein Stab den Großteil der Arbeit für ihn erledigt. Die konservativen Reformgegner nehmen die Vorteile mit, und am Ende wird alles als ihre eigene Idee dastehen, nur ein wenig zurückgestutzt auf ihre eigenen Werte, mit der alten Führungsstruktur von Beamtenoffizieren an der Spitze.“
Auric hörte all dem zu und saß einen Moment schweigend da. Wie angenehm, zur Abwechslung wieder einmal zu hören, dass jemand Verhältnisse und Zusammenhänge klar und deutlich aussprach. Seit er hier in Idirium angekommen war, seit er durch seine Karriere in die Kreise der hohen Politik geraten war, schien alles nur noch verschleiert und unausgesprochen, verwinkelt und doppelbödig zu sein.
„Also egal wie lautstark man fordert, dass Einheiten der Dritten Armee als Reservetruppe im Osten des Riaudan-Passes in Stellung gehen sollen, ihre Mission gilt als ein sicherer Erfolg. Dieser Anschlag auf sie bestätigt das nur.“
„Und was ist, wenn doch jemand anderes hinter dem Anschlag steckt, und die Spuren die Sie gefunden haben, nur von den wahren Tätern ablenken sollen?“
„Eine gute Frage, eine berechtigte Frage“, bemerkte die Stimme aus dem Schatten der Kapuze. „Natürlich ziehen wir das genauso in Erwägung. Der Osten ist nach wie vor eine imminente Gefahr. Den Unabhängigkeitsbewegungen der Ostprovinzen käme jede Form von Destabilisierung zunutze. Kvay-Nan ist längst keine so stabile und verlässliche Provinz, wie wir uns das wünschen. Eisenkrone und Vanwe wurden nie gefasst. All diese Kräfte und auch andere könnten mit einem Anschlag auf den General der Sechzehnten ihre eigenen Pläne verfolgen. Für alle Feinde Idiriums im Osten könnte ein militärisches Disaster der idirischen Armee im weit entfernten Nordwesten einschließlich des Chaos, die das als
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