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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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aufgesucht, nur um ihn in seiner Unterkunft ermordet aufzufinden. Es gab keine Spuren eines ernsthaften Kampfes. Jemand hatte ihm einfach die Kehle durchgeschnitten. Davon alarmiert war Kudai unverzüglich in die Kaserne gerannt und hatte auf die Schnelle zusammengetrommelt, wen er Verlässliches und Einsatzfähiges von der Sechzehnten gerade dort auftreiben konnte, um mit ihnen so schnell wie möglich Auric zur Hilfe zu eilen.
    Er fragte sich, wie viel die Kutte möglicherweise über die Zusammenhänge des Hinterhalts und des Köders wissen mochte, über Nefrakus kriminelle Verstrickungen. Seine Bemerkung jedenfalls mochte Neugier oder versteckte Drohung sein. Am besten war es, das Gespräch von diesem heiklen Terrain fort zu lenken.
    „Also führen die Verbindungen zu Genarion, und er könnte ohne weiteres derjenige sein, der hinter dem Anschlag steckt.“
    „Zumindest gibt es bei ihm keinen Mangel an einem Motiv.“ Die Kutte lehnte sich mit einer betont bedächtigen Bewegung zurück, legte dabei die Beine unter dem Umhang übereinander. Sie kam ihm noch immer vor wie die Katze, die die Maus beobachtete, während sie noch ihr Spiel mit ihr trieb. „Ich denke Rache können wir als Motiv ausschließen. Sie führt zu keinem Ergebnis und wir sollten Genarions Intelligenz nicht dadurch beleidigen, dass wir ihm so niedrige Beweggründe unterstellen.  
    Was hat er durch ihren Tod zu gewinnen? Das ist die angemessene Frage.“
    „Er würde, da er schon vorher als Nachfolger gehandelt wurde, auf meinen Posten als General der Sechzehnten nachrücken.“
    „Und was wäre weiter dadurch zu gewinnen. Wer könnte dadurch profitieren?“
    Auric begriff. Seine ganzen Befürchtungen, was das Schicksal der Sechzehnten anging, traten ihm wieder klar ins Bewusstsein. Wozu Nefrakus Verfehlungen die Handhabe liefern könnten, das ließ sich auch direkter einfach durch seinen Tod erreichen.
    „Sie meinen, ob Genarion ein Einzeltäter gewesen sein muss oder ob er nicht nur die ausführende Hand gewesen sein könnte, hinter der eine ganze Gruppe steht. Vielleicht ein Zusammenschluss von Reformgegnern aus dem konservativen Lager, die mit Genarion an der Spitze das Rad zurückdrehen und die Sechzehnte nach ihren Vorstellungen umstrukturieren könnten.“
    „Sie denken in die richtige Richtung, Morante, aber sie greifen zu kurz. Und sie denken zu geradlinig. Zu lauter. Zu wenig doppelbödig für die große Politik. Die Konservativen mögen zwar im Parlament gegen neue Strukturen wettern und eifern, aber sie erkennen eine gute Sache, die sie zu ihren Zwecken wenden und einsetzen können, wenn sie sie sehen. Und dann sind ihnen auch die Prinzipien, die sie sonst nach außen hin auf ihre Fahnen schreiben, völlig egal.
    Die Konservativen, die Gegner der Heeresreform, wie auch immer wir die potentiellen Täter beschreiben mögen, wollen eine Waffe nicht zerstören, sie wollen sie nur in die eigenen Hände bekommen. Sie werden den Teufel tun, den Mittelnaugarien-Feldzug zu gefährden, sie werden nur die Lorbeeren dafür ernten und dann für ihre eigenen Ziele nutzen.
    Sagen Sie mir, Morante, wäre ein neuer, von außen kommender General in der Lage, das komplexe Instrument, das Sie mit ausgewählten Einheiten der Sechzehnten geschaffen haben, an sich zu reißen und es erfolgreich einzusetzen?“
    Auric dachte an die langen Monate des Trainings, an das Ausarbeiten von eingespielten Kampfesweisen zwischen den Mitgliedern der Kommandokeile, das Zusammenschweißen und Entwickeln einer effektiven, geheimen Kampfsprache, die dieses Miteinander innerhalb einer Kleingruppe zu mehr als der Summe ihrer Teile machte, ganz zu schweigen vom Ausbilden eines Verständnisses für die Möglichkeiten, die eine solche neue strategische Aufstellung in der Vielfalt von Schlachtsituationen mit sich brachte. Niemand konnte auf die Schnelle all diese Feinheiten einer neuen Kriegsführung erlernen.
    „Nein“, antwortete er der Kutte. „Wollte er nach eigener Manier das Kommando übernehmen, dann würde er die Möglichkeiten nicht ausreichend begreifen können und die Sechzehnte in eine Niederlage steuern. Oder aber er müsste eingeübte Strukturen aufbrechen und gegen ihren Zweck und ihre Stärken einsetzen, wieder mit dem gleichen Ergebnis.“
    „Und, Morante? Haben Sie ihre Offiziere gut genug geschult, ihren Teil der Aufgabe zu erfüllen. Die Möglichkeiten dieser neuen Taktiken zu begreifen und zu durchdringen?“ Wieder beugte sich die Kutte ihm

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