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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Kaprophainen. Er hatte sich dieser luxuriösen Umgebung geschämt und befürchtet dies hätte sie noch mehr den Bruch spüren lassen, der zwischen ihnen entstanden war – Gänge auf das Moniassum, die neuen Kreise, die Zugang boten zu neuen Einblicken und neuen Besorgnissen, welche ihn aus der Raubtiergrube der Politik ansprangen. Sie mussten ihn wahrhaftig nicht darum beneiden, dass er auf die andere Seite des Vorhangs getreten war und in das Innere des blutig arbeitenden Organismus blickte, der sie bisher nur angetrieben hatte, dessen Auswirkungen sie nur in Form klarer Befehle gespürt hatten, am äußeren Rand, wo sie keine Einblicke, keine Einsichten berührten. Als sie das schmutzige Getriebe nur mit Oberbefehl oder Idirium benannt hatten, oder in eher seltenen Momenten mit Moniassum, und das sie als eine steinerne Krone dachten, deren Spitzen Befehle zu ihnen in die Weite hinaus schickten. Ja, eher beneidete er seine Kameraden darum, sich nicht mit all den Zweifeln und Widersprüchen herumschlagen zu müssen, die sein neuer Rang und seine neue Perspektive mit sich brachten.
    Sie blickten gemeinsam herab auf den Kasernenhof, wo jetzt ein Teil ihres Schwertbataillons aufmarschierte und vom befehlshabenden Offizier in Übungsgruppen aufgeteilt wurde. Interessiert schauten sie, während das Klirren von Schwertern und Fechtspeeren zu ihnen heraufdrang, dem Drill der Waffenübungen und Trainingskämpfe zu, kommentierten sie und tranken von dem Bier, das Jag mitgebracht hatte. Auric und Kudai tranken nur vorsichtig, während Jag dem Getränk reichlich zusprach und schon bald das Siegel eines weiteren Kruges brechen musste. Ihr Gespräche wandten sich ihren Gefährten zu, die dort draußen mit dem Großteil des Heereskörpers durch die Weiten Mittelnaugariens unterwegs waren – Naugareum Tevanum, wie es offiziell in seiner idirischen Benennung hieß. Sie hatten seit ihrer Trennung nur während ihres Aufenthalts in Idirium aus knappen Senphorenbotschaften von ihren Fortschritten erfahren. Auric machte seiner Verwunderung Luft, dass Keiler Drei sich dermaßen gut im zähen Kampf mit der Logistik machte, beim Ausarbeiten der Marschwege und der Organisation vom Quartieren und Verpflegung.
    „Ja, er macht zwar nach außen den Eindruck eines knurrigen, gereizten Wildebers, aber der alte Kotzbrocken hat viele verborgene Talente. Das habe ich entdeckt, als wir zusammen irgendwo am Ende der Welt, mitten im thyrinsverlassensten Saikranon unterwegs waren.“
    Vielleicht war es ja gerade diese Art, die sich um die Laune von niemandem scherte, die ihn sich brummelnd und unnachgiebig in solche Aufgaben verbeißen ließ, was ihn dabei so gut machte.
    Sie redeten und kamen dabei von einem Thema auf das andere. Auric genoss es und war froh, dass die Schranke, die er zwischen ihnen gefühlt hatte, dabei ins Nichts verflog. Als einzig nagende Stimme in seinem Hinterkopf blieb dabei der Gedanke an das Gespräch, dass er gezwungen war, heute noch zu führen.

    „Jag, bei dir alles klar? Geht es dir gut?“
    „Warum fragst du?“
    Er hatte den alten Kampfgefährten im Schatten des Bogens einer überbauten Straße beiseite genommen, kurz nachdem sich Kudai von ihnen verabschiedet hatte.
    „Trinkst ’ne ganze Menge. Knallst dich abends häufig zu. Du bist auch oft im Dienst ziemlich dicht.“
    „Na und?“
    „Und? Es gibt Geschichten, dass du in üble Prügeleien verwickelt bist. Und andere Sachen. Dass du prügelst.“
    „He, Alter, ich bin Soldat. Ich bin kein Butterblümchen, dass den Bachlauf des Lebens entlang treibt. Ich bring Feinde um. Ich schlag Köpfe ein und hau Kehlen durch. Und ab und zu prügle ich mich.“
    „Komm mir jetzt nicht mit deinem ‚Wir sind keine Betschwestern‘. Von mir aus kannst du so vielen gehörnten Ehemännern wie du willst eins auf die Nase geben. Aber ein Offizier drischt seine Untergebenen nicht aus heiterem Himmel zusammen. Bestimmt nicht, weil er einen Schädel von der Nacht hat. Und ein Offizier prügelt sich erst recht nicht mit Ranggleichen und Ranghöheren. Mann, Jag, du hast bisher echt Schwein gehabt, dass man dich noch nicht deswegen verdonnert hat und du wieder als einfaches Frontschwein im Dreck liegst.“ Er erwähnte nicht, dass Jag solchen Disziplinarmaßnahmen gerade dadurch entgangen war, dass er seine Hand über ihn gehalten hatte und für ihn eingetreten war. Er erwähnte auch nicht das lange und auf beiden Seiten erbittert geführte Gespräch vor drei Tagen, bei dem er in

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