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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Verbindung des Informanten zum Widerstand erwähnt, und dass er zu Eisenkrone hielt?“
    „Habe ich. Musste es ja plausibel machen, damit erst gar kein Gedanke an Nefraku und seine Machenschaften aufkam.“
    Seltsam, ihm gegenüber hatte die Kutte diese Information zurückgehalten. In der Hoffnung, dass Auric so mehr verriet, wenn er nicht in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde?
    Jag hielt ihm einen Bierkrug mit frisch aufgebrochenem Siegel unter die Nase. „Hier, Alter, trink! Lass uns darauf trinken, dass wir bald diese hinterhältige Jauchegrube von Stadt mit ihren Hinterhältigkeiten und Meuchelmördern hinter uns zurücklassen. Dann kannst du diese ganzen Intriganten hinter dir lassen. Im Feld gibt es zwar nicht weniger Bastarde, die dir ans Leder wollen, eher mehr, aber dort hast du wenigstens die Möglichkeit ihnen in die Augen zu sehen.“  
    Auric nahm den Krug aus Jags Hand entgegen, tat einen vorsichtigen Schluck und reichte ihn an Kudai weiter. Für Jag war es an diesem Tag nicht der erste Krug. Auric hatte sich vorgenommen, ihn noch einmal beiseite zu nehmen und auf seine Trinkgewohnheiten anzusprechen. Er hatte zwar keine Vorstellung von den genauen Mengen, die der Vraigasse konsumierte, er bemerkte nur vermehrt, dass Jag inzwischen einen Zustand erreichte, in dem er immer öfter unberechenbar wurde. Heute war die letzte Gelegenheit für eine Aussprache, wahrscheinlich für längere Zeit. Dies war ihr letzter gemeinsamer Tag.
    „Ich geh‘ nicht mit euch auf den Marsch“, sagte Auric, erntete dafür erstaunte Blicke der beiden. „Ich bleibe noch eine Weile in Idirium. Anweisungen aus der Heerespräfektur. Ihr werdet unser Schwertbataillon bis Baraneum begleiten und dann allein von dort aus über den Riaudan-Pass nach Norgond reisen. Allein und ohne dass die Geschwindigkeit eurer Pferde durch Truppen und Tross behindert wird, kann es gut sein, dass ihr noch vor Zephrenaic zum Gros der Truppen stoßt. Die Schiffe für das Schwertbataillon bleiben in den Häfen von Baraneum vor Anker und warten auf meine Ankunft, damit ich zusammen mit den Soldaten den Seeweg durch die Straße des Sandarain nach Norgond nehmen kann. Auch ich bin allein zu Pferde schneller, und die paar Tage, die ich noch hier bin, werde ich schnell aufholen. Vielleicht stoße ich sogar noch vorher auf dem Weg zu euch.“
    Kudai und Jag war die Enttäuschung deutlich anzusehen. Sie hatten gewiss auf ein paar gemeinsame Tage gehofft, die das Gefühl der alten Zeiten wieder aufleben lassen würden.
    „Wir können in Kontakt bleiben“, sagte er, und es klang ihm wie eine lahme Entschuldigung. „Ich bekomme morgen für die Zeit der Mission meinen persönlichen Senphoren zugeteilt.“  
    Er fing die Blicke der beiden auf.
    „Ja, schaut mich nur an. Ich gehe morgen persönlich in das streng bewachte Gildenhaus der Bande, damit mir dort mein Leib-Senphore vorgestellt wird. He, ich bin jetzt General. Kelam hatte auf dem Saikranon-Feldzug schließlich auch eine ganze Horde von Geistesboten dabei, um alle Züge seiner Truppen untereinander und mit Idirium abstimmen zu können. Ich denke, wir bekommen auch noch mehr von ihnen zugeteilt, wahrscheinlich wenn wir in Norgond angekommen sind. Dies ist unser Feldzug. Uns sitzen keine Beamtenoffiziere mehr vor der Nase. Uns werden direkt die Ressourcen zugeteilt, und wir bestimmen über deren Verwendung.“
    Er sah den Mienen der beiden an, dass diese Einsicht über die volle Tragweite der Entwicklungen jetzt erst richtig bei ihnen ankam. Er blickte in Kudais Gesicht, in dem ihm sein ewiges Grinsen eingefroren war, und in Auric stieg die Erinnerung an jene Unterhaltung hoch, die er mit Kudai damals in Kvay-Nan, mitten im größten Dreck während einer Rast im Rückzugsgefecht aus dem Becken von Jiphan-Naráuk geführt hatte. Als Kudai ihm von seiner Flucht aus seiner Heimat und seinen Hoffnungen auf eine Karriere bei der Armee erzählt hatte. Echte Macht und sich nie mehr treten lassen, das hatte er gesagt. Und das, was sie jetzt zusammen erreicht hatten, war doch sehr nah dran. Zumindest für Kudai, da er nicht die ganze Last der Zweifel und des Wissen um das Gestrüpp der Intrigen und Zwänge, in die sie verstrickt waren, ständig auf seinen Schultern tragen musste.
    Dieser Gedanke fegte fast das schlechte Gewissen beiseite, das er die ganze Zeit unterschwellig ihnen gegenüber empfunden hatte und das dazu geführt hatte, dass er sich hier mit ihnen traf und nicht in seinem Gästehaus auf den

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