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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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einem kahlen Saal in der Präfektur gegenüber entrüsteten, sich heftig sträubenden Beamten, die mit Personalakten und dicken Sammlungen von Dienstregularien schwenkten, Jags Beförderung und offizielle Aufnahme in seinen innersten Stab durchgeboxt hatte. Er dachte, an das Gerücht, dass damals auf ihrer Kampagne im Osten umging.
    „Du kannst froh sein, dass du nicht wieder einen aus den eigenen Reihen umgebracht hast, wie damals den Skrimaren.“
    „Hat mir keiner nachweisen können und …“
    „Ja, ich weiss. Aber verlass dich nicht drauf, wenn so was noch Mal passiert. Wenn du im Suff jemanden zu hart anpackst, und der Kerl dabei draufgeht. Und wenn es Zeugen gibt, weil es in einer gut gefüllten Kneipe passiert.“
    Auric sah, noch während er sprach, Jags Kiefer erregt arbeiten. Er funkelte ihn unter wütend zusammengezogenen Augenbrauen aus geröteten Augen an.  
    „Scheiße, Skrimare, worauf willst du hinaus? Willst du mich hier anpissen, oder was?“ Seine Stimme hallte hart, laut und hohl unter der steinernen Wölbung der Überbauung zurück. Passanten, die durch den Bogenweg an ihnen vorbeigingen, sahen sich erschreckt nach ihnen um und beeilten sich möglichst schnell ihrer Wege zu ziehen. „Hast du nie was getrunken? Ich kann mich da an ganz andere Sachen erinnern.“
    „Jag, du trinkst nicht, du säufst. Und weil du einer meiner Offiziere bist, bin ich für dich verantwortlich.“
    „Ach ja, wird das jetzt zu einem offiziellen Gespräch? Willst du mich als mein Vorgesetzter “ – sein Gesicht verzog sich zur Fratze als er äffend die Worte akzentuierte – „zur Rechenschaft ziehen. Vielleicht denkst dun mal daran, wer dich nach vorne geschoben hat, als wir vor Jahren alle zusammen in der gleichen Scheiße saßen.“
    Er baute sich wie ein Kampfhahn vor Auric auf und die Adern an seinem Schädel schwollen. „Zu mir haben die Jungs aufgeblickt. Ich war der Berserker. Du warst die Schwulenfrisur, die das Maul nicht aufkriegte. Bist wohl wieder auf dem Moniassum in deine Schwuchtelkreise zurückgekehrt, dass du jetzt wieder auf uns herabsehen kannst, was?“
    „Jag, du vergisst dich. Schau dich an, wie weit es mit dir gekommen ist.“
    „Was weisst du denn? Hast du irgendeine Ahnung, was für eine abgefackte Scheiße wir uns ansehen mussten, als wir und die Spitzohren uns gegenseitig im Saikranon durch die Berge gejagt haben? Während du dir irgendwo mit dem Rest an südlicher Küste die Eier geschaukelt hast. Es gibt Dinge, gegen die kannst du nicht kämpfen. Die fressen sich in deinen Kopf rein und da wühlen sie. Das einzige, was du tun kannst, ist, einen Pakt mit ihnen schließen, dass du deinen Frieden hast.“
    „Ach, und dein Pakt ist, dich im Suff zu suhlen?“
    Eine Sekunde stockte Jag, als hätte ihn jemand mit einem Stockende vor die Stirn getroffen, dann fraß sich sein Blick von plötzlichem Hass erfüllt in den Aurics.  
    „Treib‘s nicht zu weit.“ Auric sah, dass sein alter Kampfgefährte innerlich bebte. „ Einem Skrimaren habe ich schon den Schädel eingeschlagen, ein zweiter wird auch nicht schaden.“ Er atmete schwer und Auric sah seine Hand zum Langmesser an seiner Hüfte greifen. Aurics Muskeln zuckten, instinktiv wollte auch seine Hand zur Waffe fahren. Doch er zögerte, hielt den Blick des Vraigassen, ruhig.
    „Jag“, sagte er.
    Es brodelte schwer hinter den in Wut erstarrten Zügen von Jagnar Varndreit, seine Augen ließen die von Auric nicht los. Aber es arbeitete, es geschah etwas hinter seinem Blick. Die Ruhe, auf die er in Auric traf, bot ihm nicht den Widerstreit, an dem er sich reiben und entzünden konnte, sondern ließ ihm Raum.
    Jags Augen zuckten noch ein paar Mal, ergrimmtes Blinzeln ließ sie kurz zu Schlitzen werden, und auch sein Mund bebte. Seine Augen bekamen einen tückischen Zug. „Und du hast noch nie einen Skrimaren umgebracht? Einen ganz bestimmten? Ich hab‘ da was ganz anderes gehört.“
    „Was?“
    Es traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es war, als wäre plötzlich Monarch Winter über ihn hergefallen und hätte ihn mit seinem eiskalten Griff von hinten umschlungen. Seine Mutter, ihr Gesicht nur noch eine einzige geschwollene, verfärbte Masse, ihr leises Wimmern. Die blutunterlaufenen, rotgeränderten Augen seines Vaters. Sein Griff zum Schwert. Der dumpfe Aufprall des vom Rumpf getrennten Kopfes und das Klirren der Kette mit dem Valkaersring.
    Wer wusste es? Von wem hatte er es erfahren? Jeder, der Skrimare war, kam in

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