Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
was ist mit General Morante?
    „Für ihn gilt das gleiche.“
    Eine Stille trat ein, in der man deutlich das Plätschern des Brunnens hörte und die Stimmen einzelner Vögel im Garten. Genarions Schultern sanken kaum merklich herab, dann straffte er sich wieder.
    „Also gut. Ich bin von Merandani erpresst worden. Es geht um eine außereheliche Beziehung, die ich für eine gewisse Zeit aufrecht erhalten habe. In der Zeit seiner Anstellung in unserem Hause hat er davon Kenntnis erhalten. Vor einiger Zeit hat er sich mir dann genähert und gedroht, Details davon in die Öffentlichkeit zu bringen, wenn ich ihm nicht eine“, – er stockte – „relativ hohe Geldsumme zahlen würde.“
    „Eine außerehelich Beziehung?“ Etwas wie Amüsiertheit schien in der Reaktion der Kutte mitzuschwingen. „Wenn jeder wegen so etwas zahlen müsste, wäre ein großer Teil des idirischen Adels bettelarm. Das wäre zumindest eine interessante Methode der Umverteilung des Reichtums.  
    Vikar Genarion, ich bitte Sie. Warum sollte Sie so etwas erpressbar machen?“
    Auric sah Genarion ihm einen unbehaglicher Seitenblick zuwerfen.
    „Weil ich glücklich verheiratet bin“, antwortete Genarion, indem er wieder die Kutte ins Auge fasste. „Weil ich meine Frau liebe.“ Er verstummte, setzte wieder an. „Weil ich mich meiner Schwächen schäme. Wegen meiner Position und meines Amtes. Sie können sich sicher vorstellen, dass politische Gegner so etwas für ihre eigenen Zwecke nutzen würden. Egal, wie verbreitet das Vergehen ist. Egal, ob man selber sich dessen ebenfalls schuldig macht. Es geht um das Bild in der Öffentlichkeit. Es geht um doppelte Moral. Es geht um Politik.“
    „Sie stellen das sehr überzeugend dar, Vikar Genarion“, bemerkte die Kutte ungerührt. „Wie kommt es dann, dass ich ihnen nicht glaube. Dass ich nicht überzeugt bin. Dass ich denke, dass sie mit etwas zurückhalten.“
    Genarion schluckte, schien erneut in sich zu gehen. Fast tat der Mann Auric leid.
    „Nun gut“, sagte Genarion tonlos, „es war eine etwas heikle Affäre.“
    „Jede solche Affäre ist heikel, da sie die Gefahr der Entdeckung in sich trägt“, bemerkte die Kutte gnadenlos. „Genarion, bitte …“
    „Nun gut, es war eine Beziehung zu einer Minderjährigen.“  
    Sein ins Leere gegangener Blick richtete sich erneut mit leichtem Ruck auf die Kutte, bohrte sich in den Schatten unter der Kapuze fest.
    „Ich hoffe, Sie verfolgen allein die Aufgabe, den Verantwortlichen für das Attentat zu finden.“ Er sprach mit einer Stimme, die ihre Festigkeit wiedergefunden hatte, knapp und klar. Vielleicht etwas zu knapp und klar. „Und sie haben sich nicht zur Aufgabe gesetzt, mein Leben zu ruinieren. Denn in diesem Fall hätten Sie etwas gegen mich in der Hand.“ Seine Worte wurden eine Spur gemächlicher, ein Spur leiser. „Ich versichere Ihnen, niemand ist bei dieser Sache zu Schaden gekommen.  
    Nur ich.“
    Die Kutte ging über den in die Stille fallenden Hauch der Beklommenheit ungerührt hinweg.
    „Sagen Sie mir Gründe, warum ich Ihnen glauben sollte. Das hört sich alles zu gut an. Und Sie haben mich zuvor schon belogen.“
    „Glauben Sie mir oder glauben Sie mir nicht. Ich habe mir eine Verfehlung zuschulden kommen lassen. Aber mit einem Attentat auf General Morante habe ich nichts zu tun. Derartiges gehört nicht zu den Methoden, die für mich in Frage kommen.“

    „Und, was denken Sie?“
    „Er war es nicht.“
    Sie saßen wieder in dem dunkelgrauen Wagen, er und die Kutte Anander. Ihre zwei Begleiter waren im Haus des Vikars Genarion als seine Bewacher zurückgeblieben. Die Straßen Idiriums zogen draußen an den verspiegelten Phanumscheibem vorbei.  
    „Er ist ein überzeugter Gegner der Heeresreform, er ist klar dem Lager konservativer Hardliner zuzuordnen, aber von dem Anschlag weiss er nichts.“ Auric zögerte. „Was nicht bedeutet, dass nicht doch eine Verschwörung von Reformgegnern hinter dem Anschlag steckt, die Genarion an meiner Stelle als General der Sechzehnten eingesetzt sehen will. Dass man ihn als Figur benutzt. Eine unwissende Figur, die sich auf ihre Unwissenheit und Unschuld berufen kann, mag nur umso wirksamer sein.“
    „Trotzdem mussten wir ihn unter Hausarrest setzen. Es gibt schließlich Spuren, die auf Genarion hindeuten. Das widerspricht der Theorie, Genarion könnte als unwissende Schachfigur einer konservativen Verschwörung benutzt werden..“
    „Ja, entweder waren die Kräfte hinter

Weitere Kostenlose Bücher