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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mir ja nicht die Ohren voll. Ausgerechnet jetzt, wo die ganze Welt zum Teufel geht.«
    »Wie geht es Wingo?« fragte er in versöhnlicherem Ton.
    »Offen gesagt habe ich wahnsinnige Angst um ihn«, erwiderte ich.
    Wir fuhren übers MCV-Gelände und bogen hinter einem Zaun auf einen Hubschrauberlandeplatz ein, auf dem sonst Rettungshubschrauber mit Patienten und Organen an Bord landeten. Das USAMRIID-Team war noch nicht da, doch schon kurz darauf hörten wir das laute Knattern des Blackhawk. Die Leute auf der Straße blieben stehen und gafften.
    Ein paar Autofahrer fuhren sogar rechts ran, um zuzusehen, wie die majestätische Maschine lärmend den Himmel verdunkelte und Gras und Schmutz verspritzend landete.
    Die Tür glitt auf, und Marino und ich kletterten an Bord. Drinnen saßen bereits die Wissenschaftler vom USAMRIID. Überall lagen Rettungsausrüstungen, und auch eine Isolationstrage war dabei, in sich zusammengefallen wie ein Akkordeon. Man reichte mir einen mit einem Mikrofon ausgestatteten Helm. Ich setzte ihn auf und befestigte meinen Sicherheitsgurt. Dann half ich Marino, der leicht verkrampft auf einem für seine Statur viel zu kleinen Klappsitz hockte, den seinen anzulegen.
    »Ich hoffe inständig, daß die Presse hiervon keinen Wind bekommt«, sagte jemand, als die schwere Tür sich schloß.
    Ich stöpselte mein Mikrofonkabel in eine Buchse. »Das wird nicht ausbleiben. Ist vermutlich schon geschehen.«
    Deadoc liebte Aufmerksamkeit. Ich konnte nicht glauben, daß er sich heimlich, still und leise aus dieser Welt verabschieden würde, bevor der Präsident sich bei ihm entschuldigt hatte.
    Nein, irgend etwas hatte er noch für uns auf Lager, und was das sein mochte, wollte ich mir lieber nicht ausmalen. Der Flug zum Janes Island State Park dauerte zwar nur knapp eine Stunde, doch dann gab es Komplikationen, weil der Campingplatz dicht mit Kiefern bewaldet war. Wir konnten nirgends landen.
    Die Piloten setzten uns am Küstenwachtposten in Crisfield ab, an einer Bucht namens Somer's Cove, wo winterfest gemachte Segelboote und Yachten auf dem dunkelblau gekräuselten Wasser des Little Annemessex River auf und ab hüpften. Wir gingen nur kurz in den gepflegten Backsteinbau, um wasserfeste Schutzanzüge und Schwimmwesten überzuziehen, während Chief Martinez uns über den Stand der Dinge informierte.
    »Wir haben hier gleich eine ganze Reihe von Problemen«, sagte er, während er unruhig auf dem Teppich des Konferenzraums, in dem wir uns alle versammelt hatten, auf und ab schritt. »Erstens leben hier viele Leute, die mit den Bewohnern von Tangier verwandt sind. Wir mußten an den Straßen, die aus der Stadt fuhren, bewaffnete Posten aufstellen, denn die CDC wollen nicht, daß irgend jemand Crisfield verläßt.«
    »Hier ist doch noch niemand erkrankt?« fragte Marino, während er verzweifelt versuchte, die Hosenbeine über seine Stiefel zu bekommen.
    »Nein, aber ich habe Angst, daß es ganz zu Anfang ein paar Leuten gelungen sein könnte, von Tangier abzuhauen und hierherzukommen. Ich will damit nur sagen, daß Sie hier mit keinem allzu freundlichem Empfang rechnen können.«
    »Wer ist auf dem Campingplatz?« fragte jemand.
    »Im Moment die FBI-Agenten, die die Leiche gefunden haben.«
    »Was ist mit den anderen Wohnwagen?« fragte Marino.
    »Soweit ich informiert bin, hat es sich folgendermaßen abgespielt«, sagte Martinez: »Als die Agenten herkamen, fanden sie etwa ein halbes Dutzend Wohnwagen vor, von denen nur einer einen Telefonanschluß hat, der auf Platz Nummer sechzehn. Sie klopfen an die Tür. Keine Reaktion. Also schauen sie in ein Fenster und sehen die Leiche auf dem Fußboden.«
    »Die Agenten sind nicht reingegangen?« sagte ich.
    »Nein. Da sie wußten, daß der Wohnwagen vermutlich dem Täter gehört, hatten sie Angst, er könnte kontaminiert sein.
    Aber ich fürchte, einer der Ranger war drin.« »Wieso denn das?« fragte ich.
    »Tja, aus Neugier wahrscheinlich. Offenbar ist einer der Agenten zu dem Landeplatz gegangen, auf dem auch Sie gelandet sind, um zwei andere Agenten abzuholen. Wie auch immer. Irgendwann war der Wohnwagen einen Moment lang unbeobachtet, und der Ranger ging rein. Keine Sekunde später kam er wieder rausgeschossen wie ein geölter Blitz. Er sagte, da sei so eine Art StephenKing-Monster drin. Ich weiß auch nicht.« Er zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen.
    Ich sah das USAMRIID-Team an.
    »Wir nehmen den Ranger mit ins Institut«, sagte ein junger Mann,

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