Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
haben. Sollen wir diese Dinger etwa über alles andere anziehen, was wir anhaben?«
    »Ja«, sagte ich und machte meinen Reißverschluß zu. »Ich wüßte gern, was mit dem Fahrzeug passiert ist, das den Wohnwagen hergeschleppt hat.«
    »Gute Frage«, erwiderte er, während er schnaufend mit seinem Anzug kämpfte. »Und wo ist das Nummernschild?«
    Ich hatte gerade mein Gebläse eingeschaltet, als ein junger Mann in grüner Uniform und mit einem grauen Hut auf dem Kopf zwischen den Bäumen auftauchte. Mit glasigem Blick schaute er uns in unseren orangefarbenen, helmbewehrten Schutzanzügen an. Ich spürte, daß er Angst hatte. Ohne näherzukommen, stellte er sich als der Park-Ranger der Nachtschicht vor.
    Marino sprach ihn als erster an: »Haben Sie die Person, die hier gewohnt hat, jemals zu Gesicht gekriegt?«
    »Nein«, sagte der Ranger.
    »Und die Jungs von den anderen Schichten?«
    »Niemand kann sich erinnern, jemanden gesehen zu haben. Nachts brannte manchmal Licht. Tja. Wie Sie sehen, steht er ziemlich weit von der Ranger-Station entfernt. Von hier aus kann man zur Dusche oder sonstwohin gehen, ohne daß einen jemand sieht.«
    »Sind keine anderen Camper hier?« übertönte ich das Rauschen der Luft in meinem Helm.
    »Nicht mehr. Als ich die Leiche fand, waren, glaube ich, noch drei andere Leute da, aber ich hab' sie weggeschickt, damit sie sich hier nicht irgendeine Krankheit holen.«
    »Haben Sie sie vorher verhört?« fragte Marino. Ich merkte ihm an, daß er sich über diesen jungen Ranger ärgerte, der gerade all unsere Zeugen weggejagt hatte.
    »Keiner wußte irgendwas, außer einem, der meinte, er sei ihm mal begegnet.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Wohnwagen. »Vorgestern abend. Im Waschraum. Kräftiger, schmuddeliger Typ mit dunklen Haaren und Bart.«
    »War er duschen?« fragte ich.
    »Nein, Ma'am.« Er zögerte. »Wasser lassen.«
    »Hat denn der Wohnwagen keine Toilette?«
    »Keine Ahnung.« Wieder zögerte er. »Um die Wahrheit zu sagen, ich hab' mich da nicht lange drin aufgehalten. Kaum, daß ich das gesehen hatte - was immer das war -, bin ich sofort wieder raus.«
    »Und Sie wissen auch nicht, womit der Wohnwagen hergeschleppt wurde?« fragte Marino dann.
    Der Ranger fühlte sich sichtlich unwohl. »Zu dieser Jahreszeit ist es hier normalerweise ruhig. Und es ist dunkel. Deshalb ist mir nicht aufgefallen, womit er hergebracht wurde. Ich erinnere mich noch nicht mal daran, daß überhaupt ein entsprechendes Fahrzeug hier war.«
    »Aber Sie haben eine Autonummer.« Unfreundlich starrte Marino ihn durch sein Visier hindurch an.
    »Na klar.« Erleichtert zog der Ranger ein Stück Papier aus der Tasche. »Hier hab' ich seinen Namen.« Er faltete es auseinander. »Ken L. Perley, Norfolk, Virginia.«
    Er reichte den Zettel Marino, der in sarkastischem Ton sagte:
    »Na prima. Das ist der Name, den das Arschloch von der Kreditkarte hat. Dann ist die Autonummer, die Sie haben, bestimmt auch korrekt. Wie hat er bezahlt?«
    »Per Scheck.«
    »Hat er den persönlich abgegeben?« fragte Marino.
    »Nein. Er hat brieflich reserviert. Niemand hat je irgendwas anderes gesehen als den Zettel, den Sie da in der Hand haben. Wie ich schon sagte, wir haben ihn nie zu Gesicht gekriegt.«
    »Was ist mit dem Umschlag, in dem das hier gekommen ist?« fragte Marino. »Haben Sie den aufbewahrt, so daß wir uns den Poststempel ansehen können?«
    Der Ranger schüttelte den Kopf. Er warf den Wissenschaftlern in ihren Schutzanzügen, die aufmerksam zuhörten, einen nervösen Blick zu. Dann sah er zu dem Wohnwagen hinüber und befeuchtete seine Lippen.
    »Darf ich wohl fragen, was da drin ist? Und was passiert jetzt mit mir, wo ich doch da reingegangen bin?« Seine Stimme zitterte, und er sah aus, als würde er gleich anfangen zu weinen.
    »Der Wohnwagen könnte mit einem Virus kontaminiert sein«, sagte ich zu ihm. »Aber das wissen wir noch nicht mit absoluter Sicherheit. Die Leute hier werden sich um Sie kümmern.«
    »Sie haben gesagt, sie würden mich irgendwo einsperren, mich in eine Art Einzelhaft stecken.« Jetzt übermannte ihn die Angst, sein Blick wurde wild, seine Stimme laut. »Ich will jetzt wissen, was da drin ist und womit ich mich vielleicht angesteckt habe!«
    »Da, wo Sie jetzt hinkommen, war ich letzte Woche auch«, beruhigte ich ihn. »Das ist ein hübscher Raum mit netten Krankenschwestern. Sie müssen nur ein paar Tage zur Beobachtung dableiben. Das ist alles.«
    »Betrachten Sie es als

Weitere Kostenlose Bücher