Der Keim des Verderbens
fiel ein Stein vom Herzen, als ich meinen Anzug ablegen und mich in die warme, gutbeleuchtete Ranger-Station zurückziehen konnte, um mir Hände und Gesicht zu waschen. Ich war völlig erledigt und hätte alles darum gegeben, ins Bett kriechen, ein Schlafmittel nehmen und schlafen zu können.
»Was für 'ne Schweinerei«, sagte Marino, als er mit einem Schwall kalter Luft hereinkam.
»Bitte machen Sie die Tür zu«, sagte ich bibbernd.
»Was ist Ihnen denn über die Leber gelaufen?« Er setzte sich auf die andere Seite des Raums.
»Das Leben.«
»Nicht zu fassen, daß Sie herumhängen, obwohl Sie krank sind. Ich glaube, Sie haben nicht alle Tassen im Schrank.«
»Vielen Dank für die tröstlichen Worte«, sagte ich.
»Na ja, für mich ist das auch nicht gerade Urlaub. Soll hier draußen in der Wildnis Leute verhören und bin noch nicht mal motorisiert.« Er sah ziemlich fertig aus.
»Was werden Sie tun?«
»Ich werd' schon was finden. Ich hab' gehört, Lucy und Janet sind in der Gegend und haben ein Auto.«
»Wo?« Ich wollte schon aufspringen.
»Nur die Ruhe. Sie suchen Leute, die sie verhören können, genau wie ich. O Mann, ich brauche 'ne Zigarette. Hab' schon fast den ganzen Tag nicht geraucht.«
»Aber nicht hier.« Ich deutete auf ein Schild.
»Die Leute sterben an Pocken, und Sie machen Zicken wegen einer Zigarette.«
Ich holte mein Motrin-Fläschchen heraus und schluckte drei Tabletten ohne Wasser.
»Was werden denn all diese Astronauten jetzt tun?« fragte er.
»Ein paar werden hier in der Gegend bleiben und alle Leute aufspüren, die sich entweder auf Tangier oder auf dem Campingplatz angesteckt haben könnten. Sie arbeiten schichtweise und wechseln sich mit anderen Angehörigen des Teams ab. Ich schätze, Sie müssen mit ihnen in Verbindung bleiben, für den Fall, daß Sie auf jemanden treffen, der der Ansteckungsgefahr ausgesetzt war.«
»Was? Soll ich etwa die ganze Woche in einem orangefarbenen Schutzanzug rumlaufen?« Er gähnte und ließ seine Nackenwirbel knacken. »O Mann, diese Anzüge sind wirklich das letzte. Höllisch heiß da drin, bloß unterm Helm geht's einigermaßen.« Insgeheim war er jedoch stolz, daß er so einen angehabt hatte.
»Nein, Sie werden keinen Plastikanzug tragen«, sagte ich.
»Und was ist, wenn sich herausstellt, daß jemand, den ich verhöre, möglicherweise infiziert ist?«
»Küssen Sie ihn einfach nicht.«
»Ich finde das nicht komisch.« Er starrte mich an.
»Das ist es keineswegs.«
»Was ist mit dem Toten? Werden sie ihn einäschern, obwohl wir noch gar nicht wissen, wer er ist?«
»Er wird morgen früh seziert«, sagte ich. »Ich denke, sie werden seinen Leichnam so lange lagern, wie sie können.«
»Die ganze Sache ist einfach verrückt.« Marino rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Und Sie haben da drin einen Computer gesehen.«
»Ja, einen Laptop. Aber keinen Drucker oder Scanner. Ich habe den Verdacht, daß dies bloß sein Schlupfwinkel ist. Den Drucker und den Scanner hat er zu Hause.«
»Wie ist es mit einem Telefon?«
Ich überlegte kurz. »Kann mich nicht erinnern, eins gesehen zu haben.«
»Also, die Telefonleitung führt vom Wohnwagen zum Versorgungskasten. Wir werden sehen, was wir darüber in Erfahrung bringen können, zum Beispiel, auf wessen Namen der Anschluß eingetragen ist. Außerdem werde ich Wesley informieren.«
»Wenn der Telefonanschluß nur für AOL benutzt wurde«, sagte Lucy, die in diesem Moment eintrat und die Tür hinter sich schloß, »dann wird es keinen Vertrag mit einer Telefongesellschaft geben. Der Anschluß läuft dann nur über AOL, womit wir wieder bei Perley landen, dem Typen, dessen Kreditkartennummer geknackt wurde.«
Sie trug Jeans und eine Lederjacke und sah hellwach, aber ein bißchen zerzaust aus. Sie setzte sich neben mich, untersuchte das Weiße in meinen Augen und tastete die Drüsen an meinem Hals ab.
»Streck die Zunge raus«, sagte sie ernst.
»Laß das!« Ich stieß sie weg und mußte gleichzeitig husten und lachen.
»Wie fühlst du dich?«
»Besser. Wo ist Janet?« erwiderte ich.
»Redet irgendwo da draußen mit Leuten. Was für ein Computer steht da drin?«
»Ich hab mir nicht die Zeit genommen, ihn mir genauer anzusehen«, antwortete ich. »Mir sind keine Einzelheiten aufgefallen.«
»War er an?«
»Weiß ich nicht. Hab' nicht drauf geachtet.« »Ich muß da rein.«
»Was hast du vor?« fragte ich und sah sie an.
»Ich glaube, ich sollte dich begleiten.«
»Werden
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