Der Keim des Verderbens
die das erlauben?« fragte Marino.
»Wer zum Teufel sind die?«
»Die Heinis, für die Sie arbeiten.«
»Sie haben mich auf den Fall angesetzt. Sie erwarten von mir, daß ich ihn knacke.«
Sie blickte fortwährend zu den Fenstern und zur Tür. Lucy war mit dem James-Bond-Virus infiziert und nicht mehr zu retten. Unter ihrer Jacke trug sie in einem Lederhalfter eine Neun-Millimeter-Sig-Sauer inklusive Ersatzmagazinen. Vermutlich hatte sie einen Schlagring in der Tasche. Ein Ruck ging durch ihren Körper, als die Tür sich öffnete und ein weiterer Ranger hereineilte, die Haare noch naß vom Duschen, der Blick nervös und aufgeregt.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte er uns und zog seinen Mantel aus.
»Ja«, sagte Marino und erhob sich. »Was für einen Wagen haben Sie?«
Kapitel 14
Der Tieflader war schon da, als wir ankamen, auf der Ladefläche der in Vinyl gehüllte Wohnwagen, der unter dem sternenklaren Himmel in einem unheimlichen, durchscheinenden Blau schimmerte. Er war immer noch an einen Pick-up gekuppelt. Wir parkten gerade ganz in der Nähe auf einem Feldweg am Rande eines Ackers, als ein riesiges Flugzeug erschreckend tief über uns hinwegflog. Der Lärm war viel lauter als bei einer Zivilmaschine.
»Was zum Teufel ...?« rief Marino aus und öffnete die Tür des Jeeps, der dem Ranger gehörte.
»Ich glaube, das ist die Maschine, die uns nach Utah bringen soll«, sagte Lucy vom Rücksitz aus, auf dem sie und ich saßen.
Der Ranger starrte fassungslos durch die Windschutzscheibe zum Himmel hinauf, als sei der Jüngste Tag gekommen.
»Ach, du Scheiße. Oh, mein Gott. Jetzt ist alles aus!«
Als erstes wurde ein schwerer Militärjeep abgeworfen, eingepackt in Wellpappe auf einer hölzernen Plattform. Es klang wie eine Explosion, als er auf dem festgetretenen, abgestorbenen Gras des Feldes landete und von den Fallschirmen, in denen sich der Wind fing, noch ein Stück weitergeschleift wurde. Dann erschlaffte das grüne Nylon über dem allradgetriebenen Fahrzeug, und weitere Fallschirme erblühten am Himmel, an denen noch mehr Gegenstände herunterschwebten und zu Boden trudelten. Es folgten Fallschirmjäger, die sich ein paarmal hin- und herschwangen, bevor sie geschickt auf den Füßen landeten und sich schnell aus ihren Geschirren befreiten. Sie rafften das aufgeblähte Nylon zusammen, während das Geräusch der C-17 sich langsam entfernte.
Das Combat Control Team der Air Force aus Charleston, South Carolina, war um genau dreizehn Minuten nach Mitternacht eingetroffen. Wir saßen im Jeep und beobachteten fasziniert, wie die Piloten den Acker wieder und wieder auf seine Belastbarkeit prüften, denn die Maschine, die gleich darauf landen würde, hatte ein solches Gewicht, daß nicht mal eine gewöhnliche Landebahn oder ein Rollfeld ihr standhalten würde. Es wurde gemessen und geschätzt, und das Team stellte sechzehn ferngesteuerte Landescheinwerfer auf, während eine Frau im Tarnanzug den Jeep auspackte, seinen lauten Dieselmotor anwarf und ihn von der Plattform an eine Stelle fuhr, wo er nicht störte.
»Ich muß hier in der Gegend irgendwas finden, wo ich übernachten kann«, sagte Marino, während er mit weitaufgerissenen Augen das Spektakel draußen beobachtete. »Wie zum Teufel wollen die so eine große Militärmaschine auf so einem kleinen Acker landen?«
»Diese Frage kann ich zumindest teilweise beantworten«, sagte Lucy, die nie eine technische Erklärung schuldig blieb.
»Die C-17 wurde extra dafür konstruiert, voll beladen auf besonders kurzen, provisorischen Pisten wie dieser zu landen. Oder auf einem ausgetrockneten See. In Korea haben sie sogar Autobahnen benutzt.«
»Na, dann mal los«, sagte Marino mit seinem üblichen Sarkasmus.
»Die einzige andere Maschine, die mit dermaßen wenig Platz auskommt, ist die C-130«, fuhr sie fort. »Aber die C-17 hat sogar einen Rückwärtsgang, ist das nicht cool?«
»Ausgeschlossen, daß eine Frachtmaschine das alles kann«, sagte Marino.
»Tja, dieses Baby schon«, erwiderte sie, als wollte sie es am liebsten adoptieren.
Marino begann sich unruhig umzuschauen. »Ich habe solchen Hunger, daß ich einen Reifen essen könnte, und für ein Bier würde ich auf ein Monatsgehalt verzichten. Ich werde jetzt dieses Fenster hier runterkurbeln und eine rauchen.«
Ich merkte, daß der Ranger es nicht gern hatte, wenn in seinem penibel gepflegten Jeep geraucht wurde, aber er war zu eingeschüchtert, um etwas zu sagen.
»Marino, lassen Sie uns nach
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